Studie zu Ost-West-Gefälle Löhne nähern sich "nur sehr langsam" an
09.09.2014, 13:46 Uhr
		                      In Jena sind die Nominallöhne in den vergangenen 20 Jahren um zwei Drittel gestiegen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Arbeitnehmer im Westen erhalten im Schnitt fast 800 Euro pro Monat mehr als ihre ostdeutschen Kollegen. Doch sind die Löhne im Osten zuletzt stärker gestiegen. In den ostdeutschen Großstädten werden inzwischen höhere Löhne gezahlt als in manchem West-Landkreis.
Ein Vierteljahrhundert nach dem Mauerfall verdienen die Menschen in Ostdeutschland immer noch viel weniger als die Arbeitnehmer in Westdeutschland. "Obwohl die Nominallöhne in Ostdeutschland seit 1993 stärker gewachsen sind als in Westdeutschland, geht die Angleichung nur sehr langsam voran", heißt es in einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Allerdings: In den großen ostdeutschen Städten verdienten die Menschen mittlerweile mehr als in manchen Landkreisen Westdeutschlands.
Der mittlere Brutto-Monatslohn in Ostdeutschland lag 2012 bei 2139 Euro, in Westdeutschland um 777 Euro höher bei 2916 Euro, wie es in der Studie heißt. Demnach kletterten die Löhne von Vollzeitbeschäftigten im Osten in den 20 Jahren bis 2012 um knapp 44 Prozent, im Westen um rund 36 Prozent nach oben.
Bundesweit betrug der Medianwert 2782 Euro - die eine Hälfte der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten in Deutschland verdiente weniger, die andere mehr. Dabei war die Spanne weit: Im Landkreis Vorpommern-Rügen lag der Wert bei knapp 1800 Euro, im Kreis Wolfsburg hingegen bei gut 4100 Euro.
Größer Lohnzuwachs in Ingolstadt
Am stärksten war laut Studie der Lohnzuwachs in Ingolstadt mit rund 72 Prozent, gefolgt von Jena und Erlangen-Höchstadt. Am schwächsten stieg der Nominallohn in Helmstedt, dem ehemaligen Grenzübergang zwischen der Bundesrepublik und der DDR, nämlich nur um 18,5 Prozent.
Grund für die Lohnunterschiede ist vor allem die Wirtschaftsstruktur. In Regionen mit Wachstumsbranchen wie Fahrzeugbau oder Chemie werden besonders hohe Löhne gezahlt; zudem zahlen große Unternehmen in der Regel besser als kleine. Die Großunternehmen sind dabei vor allem in den Ballungsgebieten Westdeutschlands angesiedelt. In Ostdeutschland trägt laut IAB zudem die geringe Tarifbindung dazu bei, dass die Löhne tendenziell niedriger ausfallen als im Westen.
Das Stadt-Land-Muster mit höheren Entgelten in den Städten sei in ganz Deutschland zu beobachten, heißt es in der Studie. Real, also nach Abzug des größten Ausgabepostens, der Miete, sei dieses Stadt-Land-Gefälle dann aber nicht mehr so groß. Für die Studie betrachteten die IAB-Autorinnen nur die Nominallöhne. Für die tatsächliche Kaufkraft sind die Reallöhne aussagekräftiger. Dazu müsste die Verbraucherpreisentwicklung einbezogen werden - Informationen zu Preisunterschieden und ihrer Entwicklung in den einzelnen Städten und Landkreisen seien aber kaum vorhanden.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa