Bank-Anteile für 75 Pence London versilbert Lloyds-Aktien
17.09.2013, 11:13 Uhr
Lloyds: So britisch wie St. Paul's (Archivbild).
(Foto: picture alliance / dpa)
Fast auf den Tag genau fünf Jahre nach der Lehman-Pleite beginnt Großbritannien mit dem Ausstieg aus der staatlich gestützten Großbank Lloyds. Die Nachfrage ist rege. Insgesamt erzielt London jedoch nur einen vergleichsweise dünnen Millionengewinn.
Die britische Regierung hat ein erstes Paket mit Aktien der Großbank Lloyds Banking Group auf den Markt geworfen. Das Aktienbündel entspricht 6 Prozent der Lloyds-Anteile, wie die staatliche Agentur UKFI kurz vor Börsenstart in London mitteilte. Der Verkauf des Aktienpakets spült 3,2 Milliarden Pfund (umgerechnet 3,8 Milliarden Euro) in die Staatskasse.
Dies sei wichtig für die Genesung der Wirtschaft, betonte der britische Finanzminister George Osborne. "Es ist ein weiterer Schritt bei der Instandsetzung der Banken, es ist ein weiterer Schritt, das Geld der Steuerzahler zurückzuholen und es ist ein weiterer Schritt, unsere Staatsschulden abzubauen." Pläne für den Verkauf waren am Vorabend bekannt geworden.
Die Regierung in London hatte die Lloyds Banking Group in der Finanzkrise im Jahr 2008 mit mehr als 20 Milliarden Pfund vor dem Zusammenbruch retten müssen. Weitere Marktaktionen dürften folgen: Großbritannien hält nach dem Verkauf noch einen Staatsanteil von 32,7 Prozent an der Bank.
Das aktuell auf den Markt geworfene Aktienpaket erzielte einen Verkaufspreis von 75 Pence je Anteil und lag damit 3 Prozent unter dem Schlusskurs vom Wochenbeginn, aber über dem Preis von 73,6 Pence, den die Regierung im Durchschnitt gezahlt hatte. Für die britische Regierung ergibt sich daraus aus dem Kursaufschlag brutto ein Verkaufsgewinn von rund 60 Millionen Pfund.
Horror-Bilanz für Steuerzahler
Unter dem Strich dürfte die Rechnung allerdings ganz anders aussehen: Im Rahmen der Bankenrettung hatte sich der britische Steuerzahler gezwungenermaßen auch an den laufenden Verlusten der Bank beteiligt. Insgesamt hatte London umgerechnet knapp 25 Milliarden Euro an Steuermitteln in das Geldhaus gepumpt. Für Lloyds und die ebenfalls mit öffentlichen Geldern gestützte Royal Bank of Scotland (RBS) zusammen beliefen sich die Rettungsgelder sogar auf 79 Milliarden Euro. Diese Summen hatten die finanzielle Situation des britischen Staatshaushalts weiter verschärft.
Die für die Staatsbeteiligung zuständige nationale Beteiligungsgesellschaft UK Financial Investments (UKFI) verkaufte das Aktienpaket an Finanzinstitute. Die Nachfrage nach dem Paket sei 2,8 Mal überzeichnet gewesen, sagte ein mit dem Verkauf vertrauter Insider. Mit der Veräußerung reduziert sich die Beteiligung des Staates von 38,7 Prozent auf 32,7 Prozent. Vor einem weiteren Anteilsverkauf will UKFI mindestens 90 Tage warten.
US-Banken verdienen mit
Lloyds-Chef Antonio Horta-Osorio hat das Institut seit seinem Amtsantritt im Jahr 2011 zurück in die Spur gebracht. Es schreibt wieder Gewinne und kommt bei der Senkung der Kosten und der Stärkung der Kapitaldecke schneller voran als geplant. Investoren hoffen darauf, dass Lloyds ab kommendem Jahr wieder Dividende zahlt.
Der Anteilsverkauf wird von den US-Großbanken JPMorgan, Bank of America Merrill Lynch und der Schweizer UBS über die Bühne gebracht. Die US-Investmentbank Lazard war als Finanzberater beteiligt.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts