Katzenjammer nach der Wahl Londons Börsianer verschreckt
07.05.2010, 13:29 UhrDas Ergebnis der Wahlen zum britischen Unterhaus sorgt für Unruhe bei den Londoner Börsianern. Sie befürchten nun politischen Stillstand, der negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben könnte.
Die unklaren Machtverhältnisse nach der britischen Parlamentswahl haben die Nervosität an der Londoner Börse verstärkt. Der Leitindex FTSE 100 verlor 1,2 Prozent. Der von Investoren geforderte Risikoaufschlag für zehnjährige britische Staatsanleihen stieg im Vergleich zu vergleichbaren deutschen Papieren um 118 Basispunkte und damit auf den höchsten Stand seit mindestens 1999. Das Pfund fiel zeitweise auf den tiefsten Stand seit einem Jahr auf unter 1,46 US-Dollar.
Bei der Unterhauswahl schlugen die Konservativen die regierende Labour-Partei von Premierminister Gordon Brown. Die Tories unter Parteichef David Cameron liegen nach Auszählung von 615 der insgesamt 650 Mandate zwar vorn, verpassten aber die absolute Mehrheit. Erstmals seit 1974 steht Großbritannien damit vor einem sogenannten "Hung Parliament" ohne klare Mehrheitsverhältnisse im Unterhaus.
"Schlimmer geht's nicht"
"Das bedeutet politischen Stillstand, und in Anbetracht der weiteren Unsicherheit ist das kein guter Zeitpunkt", sagte Währungsanalyst Peter Frank von Societe Generale. Wegen der Schuldenkrise Griechenlands und der Angst vor einer Ausbreitung auf andere europäische Länder hatte die Londoner Börse in dieser Woche bereits 6,8 Prozent eingebüßt.
Dies war bislang die schlechteste Woche seit März 2009. Die Investoren im Königreich mussten zudem die besonders heftigen Kurseinbrüche an der Wall Street und in Japan verdauen. "Schlimmer geht's nicht", sagte ein Händler in London.
"Der Markt war sehr geduldig und hat auf das Ergebnis der Parlamentswahl gewartet, bevor er die Finanzlage des Königreichs unter die Lupe nimmt - aber die Zeit läuft jetzt ab", erklärte Brian Hilliard, Großbritannien-Experte bei Societe Generale. Ein Angriff auf das Pfund oder britische Anleihen könne jetzt ganz leicht erfolgen, wenn die Marktteilnehmer das Gefühl bekämen, dass die Bemühungen um eine Regierungsbildung in einer Sackgasse steckten. Auch Analysten der Barclays-Bank rechnen damit, dass angesichts der Nervosität an den Börsen vor allem das Pfund gegenüber dem US-US-Dollar weiter unter Druck stehen wird.
Quelle: ntv.de, rts