Wirtschaft

Stunde der Wahrheit Luftfahrtmesse in Le Bourget

Für die Flugzeugbauer wird die Pariser Luftfahrtmesse zur Stunde der Wahrheit. Das alle zwei Jahre stattfindende Treffen in Le Bourget wird ab Montag zeigen, wie hart sie von der Wirtschaftskrise getroffen sind.

Ein Airbus A380.

Ein Airbus A380.

(Foto: REUTERS)

Doch als wäre das nicht genug, ist durch den Absturz der Airbus-Maschine von Air France über dem Atlantik jetzt auch noch eine Sicherheitsdebatte entbrannt.

Hundert Jahre nach der ersten Pariser Luftfahrtmesse werden bis Sonntag fast 2000 Aussteller aus 48 Ländern auf dem alten Hauptstadtflughafen Le Bourget erwartet. Doch erst ein paar Tage ist es her, dass der Airline-Verband IATA seine Verlustprognose für die Fluggesellschaften auf neun Mrd. US-Dollar (6,4 Mrd. Euro) in diesem Jahr verdoppelt hat. "Die Erde bebt", sagte IATA-Chef Giovanni Bisignani. Die Krise sei ohne Beispiel, selbst nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sei es nicht so schlimm gewesen. Der Verband erwartet dieses Jahr einen Rückgang der Passagierzahlen um acht Prozent, der Frachtverkehr wird sogar um 17 Prozent einbrechen.

Massiver Auftragsrückgang

In Le Bourget werden deshalb deutlich weniger Bestellungen erwartet als das letzte Mal. 2007 hatten sich Airbus und Boeing noch ein Duell der Superlative geliefert und 800 Bestellungen für mehr als 100 Mrd. US-Dollar verkündet. Jetzt zwingt die Krise die Airlines, ihre Kapazitäten zurückzufahren und ganze Strecken aus dem Programm zu nehmen. Viele verschieben daher Flugzeugkäufe, auch Stornierungen gibt es längst. So verbuchte Airbus seit Jahresbeginn 21 Abbestellungen, Boeing sogar schon 66.

Das ist vielleicht erst der Anfang. Gerade der prestigeträchtige Riesen-Airbus A380 könnte ein Hauptopfer der Krise werden, glaubt Steven Udvar-Hazy, Chef der Leasingfirma ILFC, einem der größten Airbus-Kunden. Immer weniger Airlines interessierten sich für das Modell, weil es sich mit seinen über 500 Plätzen auf weniger Strecken einsetzen lasse als angenommen. Der Leasing-Riese prüft nun, ob er die zehn bestellten Super-Airbus-Flugzeuge wirklich nimmt. Boeing muss derweil bei seinem spritsparenden Paradeflugzeug 787 Dreamliner bluten, weil es nach jahrelanger Verspätung noch immer nicht den Erstflug geschafft hat.

Stellenstreichungen

Boeing hat bereits 10.000 Stellenstreichungen angekündigt; Airbus erwägt nach dem schon 2007 aufgelegten Sparprogramm wegen der milliardenteuren Verzögerungen beim A380 bisher nur längere Betriebsferien oder begrenzte Kurzarbeit. Dass es nicht schlimmer ist, liegt an einem dicken Auftragspolster, das beide Hersteller in Boomzeiten angehäuft haben. Deutlich härter trifft es da die Hersteller von Geschäftsflugzeugen, die in der Wirtschaftskrise bei Unternehmen vielfach nicht mehr als "politisch korrekt" gelten. US-Hersteller wie Cessna und Gulfstream kommen erst gar nicht nach Le Bourget.

Der Absturz des Air-France-Airbus über dem Atlantik mit 228 Toten weckt zudem auch noch latente Ängste vor dem Fliegen. Wegen fehlender Erklärungen wird wild über mögliche Ursachen spekuliert - von Blitzschlägen über Systemausfälle bis zu vereisten Geschwindigkeitsmessern. Airbus-Chef Thomas Enders musste versichern, dass das Flugzeug weiter "das sicherste Verkehrsmittel überhaupt" ist.

Während die Luftfahrt durch Turbulenzen und dunkle Wolken fliegt, ist die Welt vom Weltraum aus betrachtet jedoch weiter in Ordnung. Die in Le Bourget gleichfalls vertretene Raumfahrt ist bisher so gut wie nicht von der Krise getroffen - dank des anhaltenden Booms bei Kommunikationssatelliten und langfristigen Programmen mit Regierungsgeld.

Quelle: ntv.de, AFP

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