Frauen in der Wirtschaft Manush Ambaye: Mit Öfen zum Erfolg
11.11.2009, 16:01 UhrManush Ambaye betreibt eine kleine Kneipe in ihrem Dorf in Äthiopien. Außerdem produziert sie holzsparende Öfen. Die junge Afrikanerin ist eine erfolgreiche Kleinunternehmerin.

Mit ihrem zwejährigen Sohn steht Manush Ambaye in ihrer kleinen Werkstatt.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Sorgfältig setzt Manush Ambaye Bauteile zusammen, bis sie eine runde Form mit kaminartigem Aufsatz bilden. "Für diese Öfen braucht man weniger Holz als an einer normalen Feuerstelle", preist sie die Vorteile der in ihrer kleinen Werkstatt hergestellten Öfen. "Und weil nicht mit offenem Feuer gekocht wird, ist es auch sicherer für die Kinder." Liebevoll streicht sie ihrem zweijährigen Sohn, der sich an ihrem Kleid festklammert, über den Kopf. Die 29-jährige aus Rema im äthiopischen Hochland, etwa 150 Kilometer von Addis Abeba entfernt, ist eine erfolgreiche Kleinunternehmerin.
Eine Schule konnte die dreifache Mutter, die schon mit 16 Jahren ihr erstes Kind bekam, nur wenige Jahre lang besuchen. Aber mit einfachen Grundrechenkenntnissen, dem Willen zu harter Arbeit und Entschlossenheit hat es die Frau eines Kleinbauern dennoch zur eigenen wirtschaftlichen Existenz geschafft.
Möglich wurde das dank eines Mikrokredits von 1000 Birr (etwa 47 Euro), den sie vor fünf Jahren aufnahm. Damals eröffnete sie in einer kleinen Hütte eine Kneipe. Die gute Lage unweit der Bushaltestelle, die das Dorf mit den umliegenden Orten verbindet, zahlte sich für die Jungunternehmerin aus. "Nach einem Jahr hatte ich meinen Kredit zurückgezahlt und einen neuen für 2000 Birr aufgenommen", erzählt sie stolz.
Investition in die Zukunft der Kinder

Sie fertigt Bauteile für Öfen, deren runde Form einen kaminartigem Aufsatz bilden
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Damals brachte gerade eine technische Neuerung eine wahre Revolution in das Dorf mit seinen gut tausend Haushalten: Die Stiftung Solarenergie hatte Rema als Standort für ein Pilotprojekt ausgewählt, zusammen mit der Stiftung Menschen für Menschen, die in der Region bereits eine Reihe von Entwicklungsmaßnahmen durchführt. Die Solarpanele, die auf den Dächern von mehr als tausend Häusern angebracht wurden, haben das Leben der Menschen von Grund auf verändert. Kinder müssen nicht mehr im flackernden Licht von Kerosinlampen ihre Schulaufgaben machen. Und auch Manush Ambaye hatte mehr Kunden in ihrer Kneipe, vor allem, seit dort auch ein gebrauchter Fernseher und ein Videorekorder für Unterhaltung sorgen.
Mit dem neuen Kredit verschaffte sich die Jungunternehmerin ein zweites wirtschaftliches Standbein und begann mit der Produktion der holzsparenden Öfen. "Pro Ofen mache ich einen Profit von vier bis fünf Birr", erzählt Manush Ambaye, während sie die Fertigteile wieder sorgfältig in der Werkstatt stapelt. Etwa 200 Öfen kann sie in einem Jahr herstellen - oft formt sie die Elemente in Nachtarbeit zusammen mit ihrem Mann. Dann werden sie gebrannt und zu Öfen zusammengesetzt. "Dank der Solarlampen können wir auch abends arbeiten." Mit der Stiftung Menschen für Menschen, die die Öfen für den Einsatz in den umliegenden Dörfern aufkauft, hat sie einen festen Abnehmer und möchte gerne die Produktion noch steigern.
Auch für die Kneipe hat sie Pläne, sobald der laufende Mikrokredit im kommenden Monat abgezahlt ist. "Ich würde gerne mehrere Gerichte anbieten statt nur ein bisschen Injera (äthiopisches Fladenbrot) mit Sauce wie jetzt", überlegt sie. In der Kneipe hilft ihr schon jetzt eine Mitarbeiterin, und auch die 13-jährige Tochter packt manchmal mit an. "Aber erst nach der Schule!" Darauf besteht Manush Ambaye. Ihre Kinder sollen dank besserer Bildung Chancen haben, die sie und ihr Mann niemals hatten. Das eigene Unternehmen ist für sie auch eine Investition in die Zukunft ihrer Kinder - denn da Ehemann Samuale Menestu seine Felder nur gepachtet hat, kann er dem Nachwuchs kein Land vererben.
Quelle: ntv.de, Eva Krafczyk, dpa