Wirtschaft

Österreichs Meinungsmacher Medienmogul Dichand tot

Der Herausgeber der "Kronen Zeitung" stirbt im Alter von 89 Jahren in Wien. Dichand hatte bis zuletzt regelmäßig Kommentare verfasst. Neben seiner journalistischen Leidenschaft war er auch ein begeisterter Kunstsammler.

Hans Dichand (1921-2010)

Hans Dichand (1921-2010)

(Foto: dpa)

Österreichs einflussreichster und mächtigster Medienmogul, Hans Dichand, ist tot. Nach kurzer Krankheit starb der Herausgeber der "Kronen Zeitung" im Alter von 89 Jahren in einem Wiener Krankenhaus. Dichand hatte die kleinformatige Zeitung in den vergangenen 51 Jahren zum auflagenstärksten Blatt seines Heimatlandes aufgebaut und als passionierter - wenn auch sehr umstrittener - Journalist noch bis zuletzt selbst regelmäßig Kommentare verfasst. Der sozialdemokratische Bundeskanzler Werner Faymann würdigte den gebürtigen Grazer als "begnadeten Blattmacher und Journalisten, der im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte geschrieben hat".

Dichand hatte die Kanzlerschaftskandidatur seines "Ziehsohns" Faymann 2008 durch eine Medienkampagne unterstützt. Überhaupt mischte der Medien-Millionär und Paris-Fan stets gerne in der Politik mit und betrieb manchmal sogar mediale Feldzüge gegen Politiker, die seine Gunst verloren hatten.

"Auch wenn es manchmal grundlegende Unterschiede in der Bewertung politischer Zusammenhänge gab, hat sich gezeigt, dass Hans Dichand wie kein anderer ein Gespür für die Themen und die Stimmungen der Bevölkerung gehabt hat", betonte Vize-Kanzler Josef Pröll. Der Chef der rechtspopulistischen FPÖ, Hans-Christian Strache, erklärte, Dichand habe das Land geprägt wie kaum ein anderer. In den 1980er Jahren stieg die deutsche WAZ-Gruppe in die "Kronen Zeitung ein" und hält seitdem die Hälfte der Anteile. Dichand hielt aber die Zügel seiner Gazette fest in der Hand.

Großer Umweltschützer

"Sein besonderes Gespür für politische Entwicklungen und die Meinung der Menschen quer durch unser Land, machten ihn zu einem der ganz Großen der Medienszene", sagte Wiens Bürgermeister Michael Häupl als Reaktion auf die Nachricht vom Tod des erklärten Tierfreundes, der auch gerne Fotos von Vierbeinern in seinem Blatt veröffentlichte. Der Umweltverband WWF betonte: "Österreichs Umwelt verliert ihr wichtigstes Sprachrohr." Dichand sei einer der größten und wirkungsvollsten Naturschützer des Landes gewesen.

Neben seiner journalistischen Leidenschaft war der am 29. Januar 1921 geborene Dichand auch ein begeisterter Kunstsammler. Unter anderem gehören Werke von Schiele, Klimt und Kubin zu seinem Besitz. Der gelernte Buchdrucker und spätere Matrose bei der Kriegsmarine hinterlässt seine Ehefrau Helga sowie zwei Söhne, eine Tochter und drei Enkel. Sein heute 45-jähriger Sohn Christoph ist seit 2003 der Chefredakteur der "Kronen Zeitung".

Quelle: ntv.de, wne/dpa

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