Attraktiver Aktienmarkt Mehr Börsengänge erwartet
07.01.2010, 15:43 UhrMit dem einsetzenden Wirtschaftsaufschwung werden nach Einschätzung der Deutschen Börse wieder mehr Unternehmen den Gang an den Kapitalmarkt wagen. Zurzeit bereiteten sich viele Unternehmen auf einen Initial Public Offering (IPO) vor, weil sie für geplante Investitionen mehr Eigenkapital benötigten, sagte der Geschäftsführer der Frankfurter Wertpapierbörse, Rainer Riess. Einer von dem Marktbetreiber in Auftrag gegebenen Studie zufolge steigt zudem auch langfristig der Druck auf viele Unternehmen, ihre Eigenkapitalbasis zu verbessern.
Im vergangenen Jahr schaffte kaum ein Unternehmen den Sprung aufs Parkett. Allerdings habe es über 70 Kapitalerhöhungen gegeben, wobei sich das Gesamtvolumen auf 16 Mrd. Euro verdoppelt habe, sagte Riess. Das zeige, dass die Unternehmen in der Krise viel Geld gebraucht hätten. Eine konkrete Prognose zur Zahl der 2010 erwartete Börsengänge nannte Riess nicht.
Der Münchner Ökonom Christoph Kaserer sagte, sein gemeinsam mit der Börse berechneter IPO-Sentiment-Indikator zeige im Januar nach oben. Für mehr Börsengänge spreche, dass sich der Aktienmarkt erhole und zugleich die Schwankungen nachließen. Zudem nähmen die Banken wegen der Finanzkrise ihre Rolle als Kreditfinanzierer für die Wirtschaft nur eingeschränkt wahr. "Eigenkapital wird attraktiver, weil Fremdkapital unattraktiver wird", sagte der Co-Autor der Studie, Ulrich Lenz, von der Unternehmensberatung Ernst & Young. Zurzeit erwägten nur 40 Prozent der Banken eine Ausweitung ihrer Kreditvergabe, zudem verschlechterten sich die Kreditkonditionen. Zugleich planten 33 Prozent der Unternehmen 2010 höhere Investitionen. Durch gesunkene Renditen und Forderungsausfälle wegen Insolvenzen habe sich ihre Innenfinanzierungskraft jedoch verschlechtert.
Der Studie zufolge wollen deshalb über 60 Prozent der Unternehmen ihre Finanzierungsstrategie ändern. Zur Eigenkapitalstärkung setzen sie vor allem auf die Aufnahme stiller Beteiligungen oder eines strategischen Investors, den Verkauf von Randaktivitäten, aber auch auf den Börsengang.
Kaserer zufolge steht die Wirtschaft zudem langfristig unter Druck, im globalen Wettbewerb ihr Eigenkapital zu erhöhen. Das gelte vor allem für Unternehmen, die wegen riskanter Forschungs- und Entwicklungsausgaben ohnehin schon über höhere Eigenkapitalquoten verfügten als weniger innovative Firmen.
Quelle: ntv.de, rts