Die Uhr tickt Mercedes auf Renditejagd
28.05.2010, 12:30 UhrKrise abgehakt, Daimler-Chef Zetsche tritt aufs Gaspedal bei Mercedes-Benz: 2012 soll die langersehnte Zielrendite von 10 Prozent endlich wahr werden. Chinas Oberschicht ist ein Schlüssel dazu.

Darauf sollten auch Chinesen abfahren: Mercedes' geflügelte rote Göttin mit Namen SLS
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Knapp ein Jahr nach der schwersten Firmenkrise der Nachkriegsgeschichte lockt Daimler Investoren mit der Hoffnung auf goldene Zeiten bei Mercedes-Benz. Bereits ab Mitte 2012 werde die Kernsparte dauerhaft die seit langem versprochene operative Rendite von zehn Prozent abwerfen, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche vor Investoren. Dieses Renditeziel hatte Zetsche, der auch die Pkw-Sparte Mercedes-Benz leitet, wegen des Absatzeinbruchs und roter Zahlen im Zuge der Wirtschaftskrise auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.
Bisher war Mercedes-Benz nie über eine Marge von neun Prozent hinausgekommen, hatte aber den Erzrivalen BMW bei der Rentabilität zumeist hinter sich gelassen. Die Münchener wollen 2012 vor Steuern und Zinsen acht bis zehn Prozent des Umsatzes als Gewinn auswiesen. Sportwagen-Schmieden wie Porsche kamen selbst in der schärfsten Absatzkrise der Branche auf Margen jenseits der zehn Prozent-Marke, Massenhersteller rangieren zumeist im unteren einstelligen Prozentbereich.
"China immer wichtiger"
Vor allem in China rechnet sich Daimler in den nächsten Jahren große Absatzchancen aus, da die Bevölkerung und die zahlungskräftige Oberschicht stark wächst. "China wird für Daimler immer wichtiger", sagte Zetsche. Bis 2015 werde Mercedes-Benz - ohne die Kleinmarke Smart - den Absatz des vergangenen Jahres um die Hälfte auf 1,5 Millionen Pkw steigern. Jedes fünfte Auto werde Mercedes dann in China verkaufen, derzeit liegt der Anteil gerade einmal bei sechs Prozent. Im Reich der Mitte sind die teuren Mercedes-Limousinen (S- und E-Klasse) besonders gefragt, die bisher größtenteils importiert werden. Ab 2013 will Mercedes-Benz seine Pkw-Produktion in China für mehr als 200 Mio. Euro um ein Motorenwerk sowie ein Forschungszentrum erweitern.
Holpriger Weg
Auf dem Weg zu mehr Rendite bei Mercedes-Benz müssen sich die Anleger allerdings auf einige Rückschläge einstellen. In der zweiten Hälfte dieses Jahres rechnet Daimler mit höheren Kosten durch die strengeren Klimaschutzauflagen und die Entwicklung neuer Fahrzeuge, was die operative Marge unter die jüngst erreichte Marke von sieben Prozent drücken dürfte. 2011 erwartet Zetsche eine weitere Rendite-Delle. Dann laufen neue Kompaktmodelle sowie die nächste Generation der Luxus-Limousine S-Klasse erstmals vom Band, was die Investitionen hochtreibt.
An der Börse sorgte der Daimler-Ausblick auf die kommenden Jahre für Kauflaune. Die Aktien legten stärker als der Leitindex Dax um 1,5 Prozent auf 40,52 Euro zu. Ein Analyst lobte die "ambitionierten" Rendite-Aussichten der Kernsparte Mercedes-Benz Pkw, die gewöhnlich bis zu zwei Drittel zum Konzerngewinn besteuert. Der Rest stammt aus dem etwas weniger ertragreichen Verkauf von Nutzfahrzeugen, dem Finanzierungs-Geschäft sowie Beteiligungen am Rüstungskonzern EADS und dem Diesel-Motorenbauer Tognum.
Quelle: ntv.de, rts