Wirtschaft

Stirnrunzeln bei Yahoo Microsoft stellt das Büro infrage

Flexibel arbeiten, ohne Pendlerstress und Anwesenheitspflicht: Microsoft passt die eigenen "Regelwerke den Lebenswirklichkeiten" an.

Flexibel arbeiten, ohne Pendlerstress und Anwesenheitspflicht: Microsoft passt die eigenen "Regelwerke den Lebenswirklichkeiten" an.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nervige Arbeitswege? Stress im Stau? Gedrängel in der U-Bahn? Für Mitarbeiter bei Microsoft könnten solche Fragen schon bald der Vergangenheit angehören. Der Software-Riese aus den USA macht seinen Angestellten in Deutschland ein attraktives Angebot - trotz aller Erfahrungen bei Yahoo.

Hält nichts vom Trend zur Heimarbeit: Yahoo-Führungskraft Jackie Reses, hier bei der DLD in München.

Hält nichts vom Trend zur Heimarbeit: Yahoo-Führungskraft Jackie Reses, hier bei der DLD in München.

(Foto: picture alliance / dpa)

Sieht so die Arbeitswelt der Zukunft aus? Die Beschäftigten des US-Softwarekonzerns Microsoft in Deutschland dürfen künftig individuell entscheiden, wo und in welchem Umfeld sie arbeiten wollen. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen ab sofort selbst bestimmen, ob sie zu Hause im Home-Office oder an einem der Standorte arbeiten wollen, teilte das Unternehmen mit.

Das großzügige Angebot geht einher mit gewichtigen Standortentscheidungen: Der US-Konzern will sich in Deutschland auf drei Hauptstandorte konzentrieren. Die Entscheidung fiel dabei für die Großstädte München, Köln und Berlin. Die Niederlassungen in Böblingen und Bad Homburg sowie Hamburg werden aufgelöst. Ohne die freie Arbeitsplatzwahl hätte Microsoft hier wohl mit erheblich mehr Unmut rechnen müssen.

Der Umbau sei eine klare Entscheidung für die flexible Arbeit im Home-Office, hieß es. Mit der flexiblen Arbeitsweise sollen die eigenen "Regelwerke den Lebenswirklichkeiten angepasst" werden, erläutert Microsoft den Ansatz in einer internen Mitteilung. "Wir werden mit dem neuen Standort-Konzept keine Mitarbeiter abbauen, sondern unsere Ressourcen besser nutzen", versprach Anja Krusel aus der Geschäftsleitung bei Microsoft Deutschland. Der Konzern beschäftigt in Deutschland etwa 2600 Mitarbeiter.

Freizügigkeit bei der Arbeitsplatzwahl

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Erst vor wenigen Monaten hatte ein anderer prominenter US-Konzern sein Angebot zur Heimarbeit in einem viel beachteten Schritt wieder zurückgezogen: Seit Juni müssen die rund 11.500 Beschäftigten bei dem Internetpionier Yahoo weitgehend auf die zuvor ermöglichte Heimarbeit verzichten und wieder regulär ins Büro kommen. Microsoft entscheidet sich nun - zumindest in Deutschland - für die genau entgegengesetzte Richtung.

"Geschwindigkeit und Qualität leiden oftmals, wenn wir von Zuhause aus arbeiten", begründete Yahoo die neue Richtlinie. Nicht nur in den USA hatte die Wiedereinführung der Präsenzkultur für Aufsehen gesorgt. Viele sahen darin einen Richtungswechsel, nachdem jahrelang das mobile Büro als Schlüssel zur Arbeitswelt der Zukunft gefeiert wurde.

Den Chef in der Cafeteria treffen

Die Abschaffung der Heimarbeit kommt nach Einschätzung der Top-Managerin Jackie Reses bei den Yahoo-Beschäftigten gut an. "Es war absolut der richtige Weg für uns", sagte Reses am Rande der Konferenz "DLD Women". Viele Mitarbeiter hätten gemerkt, dass es Vorteile bringe, in der Cafeteria auch mal dem Chef über den Weg zu laufen und die Kollegen im Büro zu treffen. Als Personalverantwortliche hatte Reses die umstrittene Neuregelung von Firmenchefin Marissa Mayer mit umgesetzt.

Sollte sich der Trend zur Heimarbeit in Deutschland insgesamt durchsetzen, dürfte das über kurz oder lang auch Einfluss auf die Perspektiven in den sogenannten Bürohochburgen wie etwa Hamburg, Köln, München und Frankfurt am Main nehmen. Bislang setzt der Gewerbeimmobilienmarkt tendenziell auf einen langfristig weiter steigenden Bedarf nach zentral gelegenen Büroflächen.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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