Wirtschaft

Netzwerkproblem verärgert Kunden Millionen Blackberrys lahmgelegt

Lange Gesichter bei Blackberry-Besitzern: Wegen technischer Probleme bleibt seit Tagen das Lieblingsspielzeug von Managern und Politikern still. Seit Anfang der Woche können Kunden auf vier Kontinenten weder im Internet surfen noch E-Mails abrufen. Rasche Abhilfe ist nicht in Sicht.

Kein Licht am Ende des Tunnels.

Kein Licht am Ende des Tunnels.

(Foto: dapd)

Der Blackberry-Hersteller Research in Motion bringt mit massiven technischen Problemen seine Kunden gegen sich auf. Wegen bislang ungelöster Netzwerkprobleme können Kunden seit mehreren Tagen ihr Smartphone weder zum Surfen im Internet noch zum Empfang von E-Mails nutzen.

Betroffen sind mittlerweile Kunden auf vier Kontinenten. Die Probleme waren am Montag zunächst in Europa, dem Nahen Osten, Afrika und Indien aufgetaucht und hatten sich auch auf Brasilien, Chile und Argentinien ausgedehnt.

Eine technische Umstellung habe nicht wie vorgesehen funktioniert, so dass sich ein enormer Datenstau gebildet habe, teilte RIM weiter mit. Einen Hackerangriff schloss das kanadische Unternehmen aus. Der Konzern arbeite daran, die Ausfälle so schnell wie möglich zu beseitigen.

"Ich raste aus"

Kunden haben für einen solch langen Ausfall kein Verständnis. "Ich raste aus. Drei Tage lang sind die Dienste jetzt schon ausgefallen", beschwerte sich ein niederländischer Nutzer im Onlineforum "Crackberry". Sein Blackberry Bold sei momentan nicht mehr wert als ein uraltes Nokia 3310 - mit anderen Worten: viel mehr als telefonieren und SMS schreiben geht nicht. "Es ist eine verdammte Schande."

Nutzer in vielen Ländern schlagen sich seit Montag damit herum, dass sie über lange Strecken keine E-Mails senden und empfangen können, dass das Surfen im Web quälend langsam ist und dass der Kurznachrichtendienst Blackberry Messenger ruckelt. Auch deutsche Kunden stöhnten darüber, dass ihr Blackberry zickt. Dabei hatte Hersteller RIM zwischenzeitlich erklärt, dass die Dienste zumindest teilweise wieder funktionieren sollten.

Hersteller schweigt

Das Unternehmen hielt lange mit den Gründen für die Störungen hinterm Berg und teilte erst am späten Dienstagabend mit, dass ein Netzwerkverteiler (Switch) ausgefallen sei. Dadurch hingen jetzt viele Nachrichten fest und könnten nicht ausgeliefert werden. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, den Rückstau aufzulösen und den normalen Service so schnell wie möglich wieder herzustellen."

Es ist nicht mal der Ausfall selbst, der die Nutzer zur Weißglut treibt, es ist das Schweigen von RIM. "Es ist nun schon gut zwölf Stunden her, dass ich das letzte Mal eine Nachricht auf einem der offiziellen RIM-Kanäle gesehen habe", merkte ein kanadischer Nutzer an. Und ein britischer Leidensgenosse fügte hinzu: "Es ist eine Ironie, dass ausgerechnet ein Unternehmen, dass sein Geschäft rund um Nachrichten gebaut hat, nicht in der Lage ist, eine Nachricht an seine Nutzer abzusetzen, was los ist."

Selbst gestellte Falle

Bei den Blackberrys laufen die mobilen Internetdienste über firmeneigene Rechenzentren. Das System gilt als besonders sicher gegen Schnüffelattacken von außen, weshalb es bei Firmenkunden und Behörden beliebt ist. Allerdings können technische Störungen auch Millionen von Kunden gleichzeitig von der Außenwelt abschneiden. RIM erklärte, dass das eigentlich für solche Fälle vorgesehene Notsystem versagt habe.

Erschwerend kommt hinzu, dass ein Reparaturversuch offenbar fehlgeschlagen war. Nach dem Austausch der defekten Teile am Dienstag habe das System nach dem Wiederanfahren nicht wie erwartet reagiert, sagte RIM-Manager Rory O'Neil der britischen Technologie-Website V3. "Das Hauptproblem besteht darin, wie unsere Datenzentren miteinander kommunizieren." Er könne nicht mal genau sagen, welche Dienste genau von den Störungen betroffen seien.

Imageschaden

Für RIM kommen die Ausfälle zur Unzeit. Der kanadische Hersteller verliert immer weiter an Boden gegen Apples iPhone und die diversen Smartphones mit dem Android-Betriebssystem von Google. Zuletzt musste RIM in einem boomenden Markt sogar erstmals einen Verkaufsrückgang hinnehmen. Anteilseigner drängen nun auf eine Aufspaltung des Smartphone-Pioniers.

RIM hat weltweit 70 Millionen Kunden und konnte in den vergangenen Jahren vor allem in Schwellenländern zulegen. Wegen der harten Konkurrenz etwa durch Apples iPhone senkte der BlackBerry-Hersteller bereits mehrfach die Prognose. Die Kanadier streichen derzeit etwa jede zehnte Stelle, um Kosten zu senken.

Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts

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