Wirtschaft

Druck auf Tokio wächst Moody's senkt Bonität Japans

Bei Moody's geht's abwärts mit Japan. Der Ausblick bleibt allerdings stabil. Bei der Konkurrenz lautet auch der Ausblick auf negativ.

Bei Moody's geht's abwärts mit Japan. Der Ausblick bleibt allerdings stabil. Bei der Konkurrenz lautet auch der Ausblick auf negativ.

(Foto: REUTERS)

Die Ratingagentur Moody's stuft Japans Kreditwürdigkeit um eine Note von "Aa2" auf "Aa3" herab. Als Gründe werden Japans hohes Haushaltsdefizit und der Anstieg der Schulden seit der Wirtschaftskrise 2009 angeführt. Die Absenkung der Bonität erhöht den Druck auf die Politik, die desolaten öffentlichen Finanzen zu sanieren.

Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit Japans gesenkt. Die Bonitätsnote des von hohen Schulden und einer Rezession geplagten Landes sei um eine Stufe auf Aa3 herabgestuft worden, teilte as Unternehmen mit. Sie liegt nun drei Stufen unter der Bestnote AAA, die das hoch verschuldete Land bereits 1998 verlor.

Premier Kan und sein Finanzminister Noda werden jetzt wohl die Köpfe zusammenstecken.

Premier Kan und sein Finanzminister Noda werden jetzt wohl die Köpfe zusammenstecken.

(Foto: REUTERS)

Finanzminister Yoshihiko Noda lehnte eine Stellungnahme ab. An den Märkten sorgte die Nachricht zunächst für wenig Aufruhr: Der Yen tendierte nahezu unverändert bei rund 76,70 US-Dollar.

Als Grund für die Herabstufung nannte Moody's das große Haushaltsdefizit und die Anhäufung von Schulden seit der Wirtschaftskrise 2009. Die Staatsschulden übertreffen die jährliche Wirtschaftsleistung um mehr als das Doppelte. "In den vergangenen fünf Jahren haben häufige Wechsel an der Spitze die Regierung davon abgehalten, langfristige Wirtschafts- und Steuerreformen in eine effektive Politik umzusetzen", begründete Moody's die Entscheidung. Das Jahrhundert-Erdbeben und die Atomkatastrophe von Fukushima hätten die Wirtschaftsprobleme des Landes noch einmal verschärft.       

Ausblick ist nun stabil  

Allerdings beließ Moody's den Ausblick auf stabil. In den kommenden zwölf bis 18 Monaten drohe damit keine weitere Herabstufung, sagte Moody's-Experte Tom Byrne. Die Agentur verwies auf viele Japaner, die Staatsanleihen des eigenen Landes kaufen. Dies ermögliche es der Regierung, ihre Schulden zu vergleichsweise niedrigen Zinsen zu refinanzieren.

Die anderen großen Rating-Agenturen Standard & Poor's und Fitch stufen die Kreditwürdigkeit Japans derzeit mit AA- und einem negativen Ausblick ein.

Premier Kan auf dem Rückzug

Die Absenkung der Bonität erhöht den Druck auf Japans Politik, die desolaten öffentlichen Finanzen zu sanieren. In der kommenden Woche steht in Japan ein Wechsel an der Regierungsspitze an, Premier Naoto Kan hat nach monatelanger Kriitik an seinem Umgang mit der Natur- und Atomakratstrophe und nach nur gut einem Jahr Amtszeit seinen Rücktritt in Aussicht gestellt. Kan ist bereits der fünfte Premier in fünf Jahren.

Die Herabstufung erfolgte trotz der Bemühungen der Regierung, die öffentlichen Finanzen wieder in den Griff zu bekommen. Dazu gehört das kürzlich erklärte Vorhaben, die Verbrauchsteuer in den nächsten Jahren stufenweise auf 10 Prozent zu verdoppeln. Mehrere Faktoren machten es jedoch für Japan schwierig, den Anstieg der Schulden in Relation zum BIP zu verlangsamen, begründete die US-Ratingagentur ihren Beschluss.

Moody's äußerte zudem Zweifel daran, ob ein neuer Premier angesichts der Zerstrittenheit in der Regierungspartei DPJ sowie der Patt-Situation im Parlament in der Lage sein wird, die geplante Steuerreform anzupacken. Die Opposition hält die Mehrheit im Oberhaus und kann damit Gesetzesvorhaben der Regierung erschweren. Hinzu komme, dass Japans wirtschaftliche Erholung durch die Erdbeben- und Tsunamikatastrophe vom 11. März beeinträchtigt worden sei, hieß es.

Die Macht der Ratingagenturen

Zu Jahresbeginn hatte bereits die Ratingagentur Standard & Poor's die Bonitätsnote für Japan gesenkt. Auch andere Industrienationen wurden herabgestuft. So verlor die weltgrößte Volkswirtschaft USA erstmals ihr AAA-Rating. Deutschland wird von allen großen Agenturen weiter mit dieser Bestnote bewertet.

Viele Marktteilnehmer berücksichtigen die Urteile von Ratingagenturen bei ihren Anlageentscheidungen. Etliche institutionelle Anleger wie Pensionskassen oder Versicherungen sind sogar gesetzlich oder durch ihre eigenen Statuten dazu verpflichtet, nur Anleihen mit einem bestimmten Mindestrating zu erwerben oder zu halten. 

Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP

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