Wirtschaft

Geithner hofft auf Budget-Frieden Moody's verwarnt die USA

"Die Märkte sollten wissen, wir bekommen das hin."

"Die Märkte sollten wissen, wir bekommen das hin."

(Foto: AP)

Die gewaltigen Schuldenberge der Vereinigten Staaten stellen die Probleme der Europäer in den Schatten: Angesichts der drohenden Zahlungsunfähigkeit warnen Analysten vor dramatischen Folgen. Washington wird zunehmend nervös. Es wäre nicht das erste Mal, dass politische Schachzüge die Finanzwelt in Turbulenzen stürzen.

Finanzminister des weltgrößten Schuldenstaats: Timothy Geithner (rechts). Einen guten Teil der US-Bonds halten die Chinesen.

Finanzminister des weltgrößten Schuldenstaats: Timothy Geithner (rechts). Einen guten Teil der US-Bonds halten die Chinesen.

(Foto: REUTERS)

Nach der Ratingagentur Standard & Poor's erhöhen nun auch die Analysten von Moody's den Druck auf die USA. Die Bonitätswächter warnten vor steigenden Risiken für das Kredit-Rating des weltgrößten Schuldensünders. Sollte es bis Mitte Juli keine Fortschritte bei den US-Haushaltsgesprächen geben, werde das Rating wahrscheinlich herabgestuft, teilte Moody's mit. Derzeit wird die USA mit der bestmöglichen Bonität "Aaa" eingestuft. Eine Herabstufung würde die Kreditkosten im US-Staatshaushalt schlagartig erhöhen, zu erheblicher Verunsicherung an den Finanzmärkten führen und damit die Lage dramatisch verschärfen.

Im April hatte bereits die Agentur Standard & Poor's die USA überraschend vor einem Entzug der Bonitäts-Höchstnote "AAA" gewarnt: Ihre Analysten senkten den Ausblick für die Bewertung der Kreditwürdigkeit auf "negativ" von zuvor "stabil". Bei der Benotung beziehen sich die beiden Agenturen auf leicht unterschiedliche Skalen. Die Notenstufen reichen dabei im Großen und Ganzen bei leicht unterschiedlicher Schreibweise vom berühmten dreifachen A bis zu D für den Totalausfall eines Schuldners.

USA zahlungsunfähig ab August?

Der Regierung in Washington droht in zwei Monaten die Zahlungsunfähigkeit, sollte es im Kongress keine Einigung zur Anhebung der Schuldenobergrenze geben. Die USA hatten Mitte Mai die gesetzlich verankerte Schuldengrenze erreicht und dürfen sich seitdem kein frisches Geld mehr leihen. Das Finanzministerium kann nach eigenen Angaben mit Hilfe von Sondermaßnahmen nur noch bis zum 2. August Mittel auftreiben, um Rechnungen zu bezahlen. Wird die Schuldengrenze von derzeit 14,3 Billionen Dollar bis zum Fristablauf nicht erhöht, droht der Staatsbankrott. Präsident Barack Obama warnte bereits, dann könnten die USA in eine Rezession rutschen und eine Finanzkrise lostreten, die schlimmer wäre als die große Krise der Jahre ab 2007. Auch Notenbankchef hatte die Kongressabgeordneten mit deutlichen Worten vor den erwartbaren Auswirkungen gewarnt.

Nach dem Warnschuss der Ratingagentur Moody's zeigt sich die US-Regierung zuversichtlich, mit dem Kongress eine Einigung im Streit um die Schuldenobergrenze zu erreichen. Er gehe davon aus, dass die Zahlungsunfähigkeit der USA abgewendet werden könne, sagte Finanzminister Timothy Geithner nach einem Gespräch mit republikanischen Abgeordneten des Repräsentantenhauses. Geithner äußerte sich überzeugt, sich mit den Republikanern auf einen langfristigen Finanzplan einigen zu können. Zur Warnung von Moody's nahm Geithner keine Stellung.

"Wir bekommen das hin"

Führende Demokraten bemühten sich, den Finanzmärkten zu versichern, dass die USA zahlungsfähig bleiben würden. "Die Märkte sollten wissen, wir bekommen das hin", sagte der Abgeordnete Steny Hoyer, die Nummer 2 der Demokraten im Repräsentantenhaus mit Blick auf den Streit um die Anhebung der Schuldenobergrenze.

Die oppositionellen Republikaner zeigen sich zwar grundsätzlich zur Anhebung der Grenze bereit, knüpfen ihre Zustimmung aber an deutliche Ausgabenkürzungen. Das US-Defizit wird in diesem Jahr voraussichtlich auf über 1,4 Billionen Dollar steigen und noch für mehrere Jahre über der Marke von einer Billion liegen.

Moody's bestätigt die Marktmeinung

An den Aktienmärkten fand der Warnschuss von Moody's wenig Beachtung. Die US-Börsen notierten nach der Rating-Schelte weiter leicht im Minus. Finanzmarktteilnehmer zeigten sich in einer ersten Reaktion entspannt. "Eine Herabstufung von Moody's erhöht den Druck auf die Abgeordneten, an einer Einigung zur Erhöhung der Schuldengrenze zur arbeiten", sagte Kathy Lien von GFT Forex in New York.

John Brady von MF Global Securities sagte, dass Moody's nichts wirklich Neues mitgeteilt habe. William Larkin von Cabot Money Management bezeichnete die Gelbe Karte von Moody's für die USA als längst überfällig.

Quelle: ntv.de, rts

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