Schuldenerlass zum Pipelinebau? Moskau kommt Nordkorea entgegen
19.04.2014, 16:13 Uhr
In Panmunjom - dem Ort des Waffenstillstands - stehen sich Grenztruppen beider Seiten seit 1953 gegenüber: Eine Pipeline von Russland nach Südkorea müsste die streng bewachte Demarkationslinie durchqueren.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Ukraine-Krise bringt Bewegung in die Moskauer Energiepolitik. Angesichts der Überlegungen in Europa, sich mittelfristig aus der Abhängigkeit vom russischen Gas zu lösen, sucht Moskau im fernen Osten nach neuen Partnern.
Russland erlässt Nordkorea fast zehn Milliarden Dollar Schulden und hofft so auf Erleichterungen beim Bau einer Gaspipeline durch den kommunistischen Staat nach Südkorea. Die russische Staatsduma ratifizierte vor dem Wochenende eine entsprechende Vereinbarung aus dem Jahr 2012.
Den Angaben aus Moskau zufolge betrugen die Schulden Nordkoreas, die noch aus der Zeit der Sowjetunion stammen, im September 2012 mehr als 10,9 Milliarden Dollar. Knapp eine Milliarde Dollar davon soll Nordkorea innerhalb der kommenden 20 Jahre ratenweise zurückzahlen.
Der stellvertretende russische Finanzminister Sergej Stortschak teilte mit, die frei werdenden Gelder könnten für die Finanzierung gemeinsamer Projekte wie den Bau einer Gaspipeline oder einer Bahnstrecke nach Südkorea genutzt werden.
Röhrenbau durchs "Kriegsgebiet"?
Beobachter erkennen darin eine Wende in der russischen Energiepolitik: Moskau suche zunehmend Abnehmer für Gas und Öl in Asien, heißt es, weil seine wichtigen Kunden in Europa ihre Abhängigkeit von russischen Lieferungen verringern wollen. Die nach der Annexion der Krim vom Westen angedrohten Sanktionen dürften die Verabschiedung des Schuldenerlasses beschleunigt haben. Schließlich liegt die Vereinbarung bereits seit fast zwei Jahren auf dem Tisch.
Der russische Staatskonzern Gazprom verfolgt Branchenkennern zufolge schon lange den Plan, eine Gasleitung durch Nordkorea nach Südkorea zu bauen. Dem Bauvorhaben steht bislang ein schier unüberwindliches Hindernis entgegen: Die beiden koreanischen Staaten befinden sich faktisch noch immer im Kriegszustand. Scharf bewachte Grenzanlagen durchschneiden die koreanische Halbinsel. Die Linie entlang des 38. Breitengrads ist auf beiden Seiten mit hochgerüsteten Militäreinheiten besetzt und gilt als die am schärfsten bewachte Staatsgrenze der Welt.
Quelle: ntv.de, mmo/rts