Unbeirrt durch Sturm und Beben Munich Re übt Zuversicht
10.03.2010, 07:33 UhrDer Winterorkan "Xynthia" und das Erdbeben in Chile schlagen bei dem weltgrößte Rückversicherer Munich Re kräftig ins Kontor. Weitere Risiken schlummern im umfangreichen Depot des Münchner Konzerns. Finanzvorstand Schneider hält den Anteil an griechischen Staatsanleihen allerdings für "vertretbar".
Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re bangt nicht um sein Milliarden-Engagement bei griechischen Staatsanleihen. "Wir beurteilen die Ausfallrisiken bei griechischen Anleihen als vertretbar im Vergleich zur Rendite", sagte Munich-Re-Vorstand Jörg Schneider. Zum Jahreswechsel hatte der Konzern rund 2,1 bis 2,2 Mrd. Euro in griechischen Staatsanleihen investiert. Auch in anderen Ländern mit Finanzproblemen ist die Munich Re mit Milliardensummen engagiert: 16 Prozent der Staatsanleihen in den Depots der Munich Re entfallen auf die Länder Griechenland, Spanien, Italien, Irland und Portugal, teilte Finanzvorstand Jörg Schneider mit.
Trotz der Belastungen durch das Erdbeben in Chile und den Wintersturm "Xynthia" hält der Münchener Rückversicherer an seinem für 2010 angepeilten Milliardengewinn fest. Ein Konzernergebnis von mehr als 2,0 Mrd. Euro bleibe in diesem Jahr erreichbar, teilte Munich-Re-Chef Nikolaus von Bomhard zur Bilanzvorlage mit. Im Jahr 2011 will das Management den Gewinn wieder steigern, nachdem das Unternehmen 2009 unter dem Strich 2,5 Mrd. Euro verdient hatte.
Die beiden Naturkatastrophen dürften den Dax-Konzern im laufenden Jahr nach Schätzung des Vorstands insgesamt mit einer halben Milliarde Euro belasten. Bis zu 100 Mio. Euro davon entfallen auf den Sturm "Xynthia", der Ende Februar in Europa tobte. Der schweizer Rückversicherer Swiss Re hatte zuvor Zahlen in ähnlicher Größenordnung genannt. In Zürich bezifferte man die hauseigenen "Xynthia"-Belastungen auf umgerechnet 73,5 Mio. Euro und die zu tragenden Schäden aus dem Chile-Beben auf rund 368 Mio. Euro.
Nach Schätzungen von Experten der Munich Re dürfte das Wetterereignis "Xynthia" insgesamt einen versicherten Schaden von 1,5 bis 2,5 Mrd. Euro verursacht haben, davon 300 bis 500 Mio. Euro in Deutschland. Der versicherte Gesamtschaden beim Erdbeben in Chile dürfte sich übereinstimmenden Schätzungen aus München und Zürich zufolge insgesamt auf 4,0 bis 7,0 Mrd. US-Dollar - umgerechnet rund 2,9 bis 5,1 Mrd. Euro. Das Erdbeben in Chile gehörte mit einer Magnitude von 8,8 zu den schwersten, die je gemessen wurden.
Vom Auftreten weiterer Großschäden sei jetzt abhängig, ob das Jahresziel 2010 erreicht werde, hieß es aus München. Angesichts der außergewöhnlichen Belastungen zu Jahresbeginn müssten "die zufallsbedingten Großschäden im weiteren Jahresverlauf unter den Erwartungen bleiben". Dann sei in der Schaden- und Unfallrückversicherung auch über den Marktzyklus hinweg mit einer Schaden-Kosten-Quote von rund 97 Prozent der verdienten Nettobeiträge zu rechnen.
Das Jahr 2009 beendete die Munich Re wie bereits bekannt mit einem auf 2,56 Mrd. Euro gesteigerten Gesamtergebnis in der Gruppe. Im Vorjahr hatte das Unternehmen ein Ergebnis 1,58 Mrd. Euro erzielt. Aktionäre können nun mit einer um 25 Cent auf 5,75 Euro erhöhten Dividende rechnen. Bei der Vorlage vorläufiger Zahlen hatte der Konzern seinen Gewinnsprung mit geringeren Schäden durch Naturkatastrophen und der Erholung an den Kapitalmärkten erklärt.

Die Figur vor der Münchener Zentrale scheint zu eilen: Die Mitarbeiter bewegen sich in der Regel gemesseneren Schrittes.
(Foto: dpa)
Für 2010 hat sich der Konzern nun eine Steigerung des Prämienaufkommens in der Erst- und Rückversicherung auf 41 Mrd. bis 43 Mrd. Euro vorgenommen. 2009 buchte Munich Re Bruttobeiträge im Volumen von 41,4 Mrd. Euro. Bei den Erneuerungsrunden in der Rückversicherung zum 1. April und zum 1. Juli rechnet der Münchener Konzern mit unveränderten bis leicht sinkenden Prämien.
Das Erdbeben vor Chile dürfte die Preise für Katastrophendeckungen allerdings beeinflussen, erklärte der für das Zeichnungsgeschäft verantwortliche Vorstand Torsten Jeworrek. Auch am langfristigen Ziel von 15 Prozent Rendite auf das Risikokapital (RoRaC) nach Steuern hält das Unternehmen fest. Angesichts des niedrigen Zinsniveaus werde es jedoch "deutlich schwerer" zu erreichen sein.
Spitze Finger am Aktienmarkt
Da die Munich Re ihre Anlagen gezielt von Aktien in festverzinsliche Wertpapiere umgeschichtet hat, sei für 2010 und die folgenden Jahre mit einer Rendite auf Kapitalanlagen (RoI) von unter vier Prozent zu rechnen. Finanzvorstand Schneider kündigte an, das Risikoprofil wieder leicht zu erhöhen, er werde "aber nicht grundlegend von unserer ausgewogenen Anlagepolitik abrücken". Ende 2009 lag die Aktienquote der Munich Re bei 2,8 Prozent, und damit 1,2 Prozentpunkte niedriger als noch ein Jahr zuvor.
Der Bestand an Kapitalanlagen stieg bis zum Jahresende um 7,2 Mrd. Euro oder 4,1 Prozent auf 182,2 Mrd. Euro. Musste Munich Re für 2008 noch 4,7 Mrd. Euro auf das Aktienportfolio abschreiben, so ergaben sich für 2009 lediglich noch Abschreibungen von 218 Mio. Euro.
An der Frankfurter Börse reagierte der Kurs der Munich-Re-Aktie in einem gut behaupteten Gesamtmarkt leicht positiv. Der Ausblick sei etwas optimistischer als noch Anfang Februar, urteilte UniCredit-Analyst Bernd Müller-Gerberding. Die Gewinnprognose sei lediglich ein Minimalziel und enthalte bereits die jüngsten Katastrophenschäden, begründete er seine Einschätzung. Generell sei das Marktumfeld für Rückversicherer jedoch schwierig, da Preisentwicklung und Nachfrage stagnierten.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa