40 Millionen für Technik-Pannen Nasdaq büßt für Facebook-Flop
07.06.2012, 06:39 Uhr
Die Technologiebörse Nasdaq will Aktienhändler für die Pannen beim Facebook-Börsengang mit 40 Mio. Dollar entschädigen.
(Foto: AP)
Die Technologiebörse Nasdaq entschädigt Finanzfirmen, die wegen Technik-Pannen beim Facebook-Börsengang Verluste machten, mit 40 Mio. US-Dollar. Doch das reicht den meisten Handelshäusern nicht: Sie wollen mehr Geld sehen und sich nicht mit Rabatten zufrieden geben – der Facebook-Flop wird zum Imagedesaster für die Handelsplattform.
Die US-Börse Nasdaq bietet nach den technischen Pannen beim Börsengang von Facebook seinen Kunden 40 Mio. US-Dollar Schadenersatz. Das bleibt deutlich hinter den mehr als 100 Mio. US-Dollar zurück, die mehrere Banken als Schaden angemeldet haben. Einige Institute wollen das Nasdaq-Angebot daher nicht annehmen. 115 Mio. US-Dollar Schaden soll allein den Häusern UBS, Citigroup, Knight Capital und Citadel Securities entstanden sein. Sie hatten den Börsengang von Facebook federführend begleitet.
Zudem gab es kleinere Geldhäuser, denen ebenfalls ein Schaden entstanden ist. Knight Capital erklärte, man sei enttäuscht, dass das Nasdaq-Angebot nicht einmal in die Nähe des tatsächlichen Schadens komme. "Die vorgeschlagene Lösung für das Problem ist schlicht nicht akzeptabel." Man prüfe nun alle Rechtsmittel. Die US-Börsenaufsicht SEC muss die Maßnahmen noch genehmigen.
Zudem wollen die Banken Geld sehen: Zwar will die Nasdaq den geschädigten Händlern insgesamt 13,7 Mio. US-Dollar in bar auszahlen. Doch die restliche Summe sollen die Geschädigten in den kommenden sechs Monaten in Form von Gebührenrabatten bei zukünftigen Handelsaufträgen erhalten. Das wurde bei Nasdaq-Rivalen mit Empörung aufgenommen. In deren Kreisen hieß es, das würde die Händler zwingen, über die Nasdaq zu handeln. Wettbewerber des Börsenbetreibers fürchten zudem, mit den geplanten Ausschüttungen könnten die US-Amerikaner einen neuen Präzedenzfall schaffen, an dem sich auch die Deutsche Börse AG bei künftigen Unregelmäßigkeiten messen lassen muss.
Beim Handelsstart von Facebook am 18. wussten Investoren durch Technik-Pannen zum Teil über Stunden nicht, ob ihre Aufträge erfüllt worden waren. Einige Aufträge wurden gar nicht ausgeführt, es konnten daher keine Kurse gestellt werden. Einige Broker und Banken konnten daher nicht zum bestmöglichen Kurs handeln. "Wir müssen uns bei der Branche entschuldigen", sagte Nasdaq-Chef Robert Greifeld dem "Wall Street Journal".
Der Facebook-Börsengang war der größte eines Technologiekonzerns aller Zeiten. Allerdings hat er sich aus Sicht der Anleger als Mega-Flop erwiesen. Die Aktien waren zu 38 US-Dollar ausgegeben worden und viele Experten hatten kräftige Zuwächse in den Tagen danach vorhergesagt. Tatsächlich ging es aber steil bergab. Am Mittwoch schlossen die Papiere mit 26,81 US-Dollar. Anleger haben damit über ein Viertel ihres Geldes verloren.
Quelle: ntv.de, rts/DJ