Wirtschaft

"Die Einigung ist nah" Neuer EADS-Aktionärspakt?

Turbulente Zeiten für EADS

Turbulente Zeiten für EADS

(Foto: picture alliance / dpa)

EADS macht turbulente Zeiten durch. Erst scheitert die Fusion mit BAE Systems an politischen Bedenken. Nun ringen Deutschland und Frankreich um die Eigentümerstruktur des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns. Dabei wünscht sich EADS-Chef Enders weniger Staat.

Der Staatsanteil am europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS soll Verhandlungskreisen zufolge auf weniger als 30 Prozent sinken. Regierungsvertreter von Deutschland, Frankreich und Spanien verhandelten über den neuen Aktionärspakt. Eine Einigung könnte schon bald verkündet werden. Frankreich und Deutschland sollen den Plänen zufolge künftig je zwölf Prozent halten, Spanien vier Prozent. Das hatte auch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" ("FAZ") vorab berichtet.

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Airbus 48,00

Damit müsste Frankreich drei Prozent abgeben, die in eine Stiftung in den Niederlanden eingebracht werden sollen, Spanien 1,5 Prozent. Der Autobauer Daimler und das deutsche Investoren-Konsortium Dedalus gäben einen Teil ihrer EADS-Aktienpakete an den Bund ab. Auch der französische Miteigentümer Lagardere will bei der Muttergesellschaft von Airbus teilweise aussteigen.

Daimler könne jedoch nur einen Teil seines zum Verkauf stehenden Pakets von 7,5 Prozent an die Staatsbank KfW veräußern, bei der der Bund seine Anteile parken will, hieß es in den Kreisen. Den Rest müsste Daimler auf den Markt werfen - oder EADS kauft die Papiere selbst zurück. Weitere 7,5 Prozent will Daimler behalten.

Laut "FAZ" will EADS im kommenden Jahr auch einen Teil der Aktien von Lagardere zurückkaufen. Die privaten Mitglieder des ebenfalls mit 7,5 Prozent beteiligten Investorenkonsortiums Dedalus wollen ebenfalls aussteigen, nur die darin vertretenen Staatsbanken aus den Ländern mit EADS-Standorten bleiben den Informationen zufolge bei der Stange.

"Eine Einigung ist nah"

Noch könnten die Gespräche in Paris auch scheitern, warnte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. "Es gilt: Nichts ist vereinbart, bevor nicht alles vereinbart ist." EADS, KfW und das federführende deutsche Deutschland und Frankreich stehen kurz vor einer Verständigung über ihren künftigen Einfluss auf Europas größten Luft- und Raumfahrtkonzern EADS. "Eine Einigung ist nah", sagte am Montag Frankreichs Präsident François Hollande. Der geplante Einstieg des deutschen Staates werde einen neuen Aktionärspakt zufolge haben. Dieser solle dem Unternehmen Sicherheit für die Zukunft geben.

Unterdessen werden bereits Nägel mit Köpfen gemacht: Die staatliche KfW Bankengruppe will ein Teil der beim Dedalus-Konsortium geparkten Aktien von EADS übernehmen, wie durch eine Pflichtveröffentlichung in Österreich bekannt wurde. Das französische Online-Portal "La Tribune" berichtete, dass eine Einigung spätestens am Dienstagvormittag zu erwarten sei.

EADS selbst bestätigte am Montag angesichts vieler Gerüchte um die künftige Aktionärsstruktur des Airbus-Mutterkonzerns, dass die Großaktionäre über eine Neuordnung der Eigentümerstruktur verhandeln. Die EADS-Führung sei an diesen Gesprächen aktiv beteiligt, heißt es in der Mitteilung. Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sagte dem "Handelsblatt": "Bei EADS geht es darum, die Balance zwischen Deutschland und Frankreich zu sichern."

Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge wollen die an dem Konzern direkt oder indirekt beteiligten Staaten - Frankreich, Deutschland und Spanien - ihren Anteil auf insgesamt knapp 30 Prozent reduzieren. Frankreich setze dabei weiter auf seinen staatlichen Anteil, sagte Rösler. Er liegt bislang bei knapp 15 Prozent bei der Staatsholding Sogepa. "Aus nachvollziehbaren Gründen kommt deshalb ein einseitiger Verzicht Deutschlands nicht in Betracht. Ein solcher Schritt ginge zu Lasten unserer Interessen", betonte Rösler.

Die französische und die deutsche Seite halten bei gleichgewichtiger Verteilung zusammen derzeit fast 45 Prozent.

ür die deutsche Seite vertritt der Autokonzern Daimler die Interessen bei EADS und kann auf gut 22 Prozent der Anteile stimmrechtsmäßig Einfluss nehmen. Der eigentliche Anteil von Daimler an EADS, der noch bei rund 15 Prozent liegt, soll, wie der Konzern schon seit langem angekündigt hat, weiter schrumpfen - 7,5 Prozent waren bereits schon früher bei einem Konsortium aus im Kern öffentlichen und privaten Banken geparkt und in der Dedalus-Holding gebündelt worden.

Ausgeschlossen ist nichts

Die staatliche KfW Bankengruppe will ein Großteil der bei diesem Konsortium geparkten Aktien von EADS übernehmen. Bereits am vergangenen Freitag hatte die KfW bei der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde BWB angemeldet, indirekt 4,8 Prozent der Anteile an EADS erwerben zu wollen. Dafür kaufe die KfW 65 Prozent der Anteile an der Holdinggesellschaft Dedalus GmbH & Co KGaA.

Da die KfW indirekt bereits mit einem Prozent an EADS beteiligt sei, werde die KfW dann insgesamt indirekt 5,8 Prozent an EADS halten, wie aus der kartellrechtlichen Mitteilung hervorgeht. «Es trifft zu, dass die Anmeldung bei dem Kartellamt erfolgt ist», hieß es von der KfW. Der Anteilskauf wird als ein wichtiger Schritt im Bestreben um eine Lösung gesehen.

Rösler sagte dem «Handelsblatt» weiter, die Bundesregierung habe abwägen müssen, wie die Balance zu halten ist. "Denn die französische Regierung hat letztlich nicht ausgeschlossen, dass sie von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch macht, wenn Daimler seinen Anteil verkauft", sagte der Minister. Daher habe man entschieden, "die Augenhöhe mit unseren französischen Partnern sicherzustellen." Grundsätzlich halte er es aber für besser, wenn der Staatseinfluss sinken würde.

Ein Sprecher Röslers sagte, die großen Anteilseigner befänden sich seit Samstagmorgen in intensiven Gesprächen. Zum Stand könne aber nichts gesagt werden, das Ergebnis sei noch offen. "Angestrebt wird, schnellstmöglich zu einer Einigung zu kommen." Laut "Financial Times Deutschland" soll auch EADS selbst mit milliardenschweren Aktienrückkäufen in die Neuordnung eingreifen wollen.

Quelle: ntv.de, rts

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