Samsung kämpft um seinen Ruf Note-7-Kunden erhalten Loyalitätsprämie
13.10.2016, 16:53 Uhr
In den USA und Südkorea bringen Kunden das Galaxy Note 7 dutzendfach in die Geschäfte zurück.
(Foto: REUTERS)
Das Galaxy Note 7 ist ein PR-Desaster. Um den Schaden zu begrenzen, bietet Samsung seinen Kunden jetzt eine Entschädigung an. Gleichzeitig stellt der Elektronikriese für die Rücksendung feuerfeste Verpackungen und Schutzhandschuhe bereit.
Samsung kämpft nach dem Rückruf seines neuen Top-Smartphones Galaxy Note 7 um seinen Ruf als Premiumhersteller. Der südkoreanische Elektronik-Konzern kündigte für Kunden in der Heimat und in den USA eine Prämie an, wenn sie auf andere Samsung-Modelle umsteigen. Außerdem startete das Unternehmen eine Werbekampagne für andere Geräte der Galaxy-Reihe.
Am Dienstag hatte Samsung die Reißleine gezogen: Nachdem auch mehrere Ersatzgeräte wegen defekter Akkus in Brand gerieten, wurden Produktion und Verkauf des Galaxy Note 7 eingestellt. Die US-Verbraucherschutzbehörde warnte vor dem Gebrauch der Geräte. Die Batterie könne überhitzen und Feuer fangen, der Nutzer so Brandverletzungen erleiden.
Berichte von 13 Verletzungen
Samsung sollen 96 Meldungen von überhitzen Akkus beim Note 7 vorliegen. Außerdem gibt es Berichte von 13 Brandverletzungen und 47 über Sachbeschädigungen. Um neues Unheil zu vermeiden, verschickte Samsung an Kunden feuerfeste Pakete und Schutzhandschuhe für die Rücksendungen.
In den USA weitete Samsung seinen Rückruf inzwischen auf 1,9 Millionen Smartphones aus. Er betrifft alle Erstgeräte und auch die bereits verteilten Austausch-Handys. Der Löwenanteil der Galaxy Note 7 war in die USA geliefert worden.
Nokia und Blackberry als Mahnung
Um US-Kunden bei der Stange zu halten, bietet Samsung den Kunden, die ihr Note 7 gegen ein anderes Samsung-Gerät eintauschen, eine Gutschrift über 100 Dollar. Jene, die eine volle Rückerstattung möchten oder zu einer anderen Marke wechseln, erhalten eine Gutschrift über 25 Dollar. Ähnliche Anreize gibt es auch in Südkorea.
Experten warnten derweil, der größte Schaden drohe gar nicht durch die zu erwartenden Sonderkosten. Gefährlich wäre vielmehr ein nachhaltiger Imageverlust, mahnte die Ratingagentur Fitch. Der Niedergang von Nokia und BlackBerry zeige, wie schnell man gerade im Handy-Geschäft Marktanteile verlieren könne.
Apple, LG und Google jubeln
Mit dem Note 7 wollte Samsung eigentlich dem neuen iPhone von Apple Paroli bieten und seine Spitzenposition ausbauen. Nach der Markteinführung häuften sich aber die Brandfälle. Samsung ordnete daraufhin den Austausch aller bereits ausgelieferten 2,5 Millionen Erstgeräte an. Vor wenigen Tagen fing dann an Bord eines Flugzeugs auch ein Note 7 Feuer, das offenbar schon ausgetauscht worden war.
Apple dürfte die Entwicklung nun in die Hände spielen. Aber auch andere Anbieter wie LG Electronics oder Google, die wie Samsung das Betriebssystem Android nutzen, könnten die Pannenserie ausnutzen.
Finanziell abgesichert
Finanziell dürfte Samsung das Aus für das Note 7 verkraften: Der Konzern rechnet im abgelaufenen Quartal zwar mit umgerechnet 2,1 Milliarden Euro weniger Gewinn; die Ratingagentur Moody's Investors Service schätzt zudem, dass die Barkosten für den Rückruf bei bis zu 1,4 Milliarden Dollar liegen. Samsung sitzt aber mutmaßlich auf einem Bargeldpolster von 70 Milliarden Dollar. Zudem ist der Elektronikriese auch ein führender Hersteller von Fernsehern, Hausgeräten, Bildschirmen und Halbleitern.
Das Debakel schürte auch Sorgen um die Konjunktur in Südkorea, größere Bremsspuren in der heimischen Wirtschaft erwartet die Notenbank aber nicht. "Wir können nicht ausschließen, dass die Konjunktur davon berührt wird", sagte Notenbank-Vertreter Chang Min. "Aber wir gehen nicht davon aus, dass dies das Wirtschaftswachstum dämpfen wird."
Quelle: ntv.de, chr/rts/DJ