Wirtschaft

Schwacher Euro gefordert Noyer warnt vor "Niedergang" Frankreichs

Noyer ist bricht mit der ungeschriebenen Regel, dass sich EZB-Vertreter nicht zum Euro-Wechselkurs äußern.

Noyer ist bricht mit der ungeschriebenen Regel, dass sich EZB-Vertreter nicht zum Euro-Wechselkurs äußern.

(Foto: picture alliance / dpa)

Es klingt wie ein Hilferuf: Frankreichs Zentralbankchef drängt auf baldige Reformen in seinem Land - die zweitgrößte Wirtschaftsnation in der Euro-Zone stehe an einem Scheideweg. An die EZB appelliert er, den Euro schwach zu halten - und bricht damit ein Tabu.

Mit drastischen Worten hat Frankreichs Zentralbankchef Christian Noyer rasche Reformen in seinem Land eingefordert. "Frankreich ist nicht am Ende, aber es ist die Stunde für einen Schub oder des Niedergangs gekommen", sagte Noyer im Radiosender Europe 1. Notwendig seien "gute Reformen" und ein "unerschütterliches" Festhalten am Sparkurs.

Noyer bedauerte, dass die französische Regierung erst 2017 die Neuverschuldung wieder unter die EU-Obergrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bringen will, wie sie es angekündigt hatte. "Man kann nicht endlos Defizite anhäufen", sagte der Zentralbankchef.

Noyer richtete auch einen Appell an die Europäische Zentralbank (EZB), Europas Wirtschaft zu stützen - indem sie weiter auf einen schwächeren Euro hinarbeitet. "Um das Inflationsziel von zwei Prozent im Jahr zu erreichen, mussten wir den Euro drücken", sagte Noyer. Er ergänzte: "Wir müssen den Euro weiter schwächen." Die EZB hatte ihre Geldpolitik erst in der vergangenen Woche wegen des schwachen Wachstums und der geringen Inflation abermals gelockert.

Noyer ist nach dem österreichischen Notenbankchef Ewald Nowtny schon der zweite Zentralbanker, der innerhalb kurzer Zeit mit der ungeschriebenen Regel bricht, dass sich EZB-Vertreter nicht zum Euro-Wechselkurs äußern. In der Vergangenheit hatte es auch immer wieder geheißen, die EZB verfolge kein Wechselkursziel. Auf hochrangiger politischer Ebene gilt zwischen den großen Wirtschaftsnationen die Abmachung, dass die Zentralbanken mit ihrer Geldpolitik nicht unmittelbar auf eine Schwächung ihrer Währung abzielen sollen.

Quelle: ntv.de, kst/AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen