EZB soll Zügel noch lockerer lassen OECD fordert mehr Einsatz
27.05.2013, 07:39 Uhr
OECD-Generalsekretär Gurria hat ein Rezept gegen die Krise: Lockere Geldpolitik.
(Foto: dpa)
Die lockere Geldpolitik vieler Zentralbanken, allen voran der US-Notenbank Fed, ist nach Ansicht der OECD das einzig richtige Mittel gegen die Krise. Deshalb sollte auch die EZB diesem Beispiel folgen, meint OECD-Generalsekretär Gurria. Beim Thema Rekordarbeitslosigkeit sollte Europa von Deutschland lernen.
Die Industriestaaten-Organisation OECD verteidigt die extrem lockere Geldpolitik in vielen Ländern und fordert von der EZB notfalls noch mehr Einsatz im Kampf gegen die Krise. Sollte sich die wirtschaftliche Lage in Europa nicht bessern, "muss auch die EZB bereit sein, eine noch aktivere Rolle zu spielen", sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurria dem "Tagesspiegel". Die Euro-Zone hängt seit langem wegen der scharfen Sparpolitik in der Rezession fest.
Der Mexikaner Gurria verteidigte die im Vergleich mit der Europäischen Zentralbank noch wesentlich aggressiveren Maßnahmen in den USA, Großbritannien und zuletzt auch in Japan. Kritiker werfen diesen Ländern vor, mit der Flut billigen Geldes die nächsten Krisen heraufzubeschwören. So werden in Deutschland etwa Aktienkurse und Immobilienpreise künstlich befeuert. Gurria sagte, mit den Instrumenten der Notenbanken versuchten die Länder, wieder auf den Wachstumspfad zu kommen: "Davon wird jeder etwas haben. Wenn diese Länder die Wende schaffen, werden sie Waren in aller Welt bestellen, dann geht es wieder bergauf."
Japan zum Beispiel kombiniere derzeit die lockere Geldpolitik mit hohen Staatsausgaben. "Das ist einen Versuch wert." Der Einsatz sei allerdings sehr hoch. Der deutlich abgewertete Yen hilft einerseits den exportorientierten Firmen des Landes, dafür werden aber Importe viel teurer und der ohnehin hohe Schuldenberg wird noch größer.
Angesichts der Rekordarbeitslosigkeit in Europa forderte der OECD-Chef eine aktivere Rolle der Regierungen. Paradox sei die Kombination von Fachkräftemangel einerseits und steigender Langzeitarbeitslosigkeit andererseits. "Das zeigt, dass es im Bildungssystem massive Probleme gibt."
Für den Übergang brauche man Beschäftigungs- und Qualifikationsinitiativen, um Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt zusammenzuführen. Dann müsse es um die Strukturen gehen. Hier könnten viele Krisen-Länder von Deutschland lernen - "bei der Ausbildung, beim lebenslangen Lernen und beim Umgang zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften. Hier sind die Deutschen besonders gut."
Quelle: ntv.de