Entschädigung für Brasilien-Fiasko Obermann kontrolliert ThyssenKrupp
28.10.2013, 19:30 Uhr
Erst Telekom, dann ThyssenKrupp: Obermann zieht in Aufsichtsgremium ein.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit dem versuchten Bau einer Kokerei in Brasilien verbrennt ThyssenKrupp hunderte Millionen Euro. Jetzt bekommt der Stahlkonzern zumindest eine kleine Entschädigung. Wichtiger ist aber eine Personalentscheidung.
Der scheidende Telekom-Chef René Obermann wird bereits am 1. November in den Aufsichtsrat des angeschlagenen Stahlkonzerns ThyssenKrupp einziehen. Der 50-jährige Manager sei vom Amtsgericht Essen zum Nachfolger der ehemaligen Wirtschaftsweisen Beatrice Weder di Mauro im Kontrollgremium des Essener Unternehmens bestellt worden, teilte ThyssenKrupp mit.
Obermann wird die Deutsche Telekom auf eigenen Wunsch zum Jahresende verlassen. Vom Riesen Telekom wechselt er an die Spitze des vergleichsweise kleinen niederländischen Multimedia-Unternehmens Ziggo.
Weder di Mauro legt ihr Amt beim Stahlriesen zum 31. Oktober nieder, weil sie in eine neue Expertengruppe der Europäischen Kommission berufen worden ist. Dieses Gremium soll für Kommissionspräsident José Manuel Barroso Optionen für die weitere fiskalische Entwicklung der Eurozone entwickeln. Weder die Mauro habe deshalb entschieden, die Anzahl ihrer Aufsichtsratsmandate zu reduzieren, hieß es.
Schadenersatz in Millionenhöhe
Indes erhält ThyssenKrupp von der chinesischen Citic-Gruppe Schadensersatz für erhebliche Mängel beim Neubau einer Kokerei in Brasilien. Nach einer Klage hätten sich die beiden Unternehmen auf eine Zahlung von 75 Millionen Euro geeinigt, berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf Branchenkreisen. ThyssenKrupp hat demnach nun keine Ansprüche mehr gegen die Chinesen.
Laut dem Zeitungsbericht hatte der Ruhrkonzern vor einigen Jahren Citic und nicht die Konzerntochter Uhde mit dem Bau einer Kokerei für sein neues Stahlwerk in Brasilien beauftragt. Demnach wollte ThyssenKrupp so rund 60 Millionen Euro einsparen. Die Anlage wies jedoch massive Mängel auf und musste teilweise abgerissen und neu gebaut werden. Der Schaden durch die fehlerhafte Konstruktion summiert sich Kreisen zufolge auf mehr als 1,5 Milliarden Euro, berichtete das "Handelsblatt".
ThyssenKrupp befindet sich zur Zeit in einer tiefen Krise. Die beiden Stahlwerke seiner Sparte Steel Americas in Brasilien und den USA gelten als milliardenschwere Fehlinvestitionen. Zeitweise wurde darüber spekuliert, dass der Konzern das Stahlgeschäft komplett aufgibt. Die Zahl der Beschäftigten von ThyssenKrupp, das 1999 aus der Fusion der Industrieriesen Thyssen und Krupp entstand, sank in den vergangenen Jahren um 30.000 auf 150.000.
Quelle: ntv.de, rts/dpa