Wirtschaft

Ende eines Booms? Öko-Strom verliert an Strahlkraft

Fünf Millionen Haushalt beziehen Ökostrom - mehr werden es wohl vorerst nicht.

Fünf Millionen Haushalt beziehen Ökostrom - mehr werden es wohl vorerst nicht.

(Foto: picture alliance / dpa)

Jeder achte deutsche Haushalt bezieht grünen Strom. Die Zahl ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Doch damit ist es nach Einschätzung von Experten nun vorbei. Einer der Gründe dafür könnte ausgerechnet der Atomausstieg sein. Hinzu kommen Zweifel am grünen Label.

Fast fünf Millionen Haushalte in Deutschland beziehen Ökostrom. Das sind so viele wie nie zuvor. Für das laufende Jahr erwartet die Branche aber überwiegend Stagnation oder sogar sinkende Kundenzahlen, wie aus einer bundesweiten Umfrage der Fachzeitung "Energie & Management" hervorgeht. Für die Untersuchung wurden 469 Ökotarife von 261 Anbietern ausgewertet.

"Offenbar sehen viele Bundesbürger nach dem beschlossenen Atomausstieg keinen Grund mehr, sich bewusst für ein Ökostromprodukt zu entscheiden", schreibt das Blatt. Die Pleiten von Strom-Discountern wie Teldafax und Flexstrom hätten zudem die Wechselbereitschaft generell gedrückt.

Derzeit bezieht nach der branchenweit anerkannten Studie jeder achte der etwa 40 Millionen Privathaushalte Strom aus Erneuerbaren Energien - eine Million Haushalte mehr als im Vorjahr. Der Anstieg beruhe aber im Wesentlichen darauf, dass Versorger ganze Kundengruppen komplett auf grüne Tarife umgestellt hätten. Die Bereitschaft zum aktiven Wechsel hin zu Ökotarifen sei dagegen unterentwickelt, heißt es in der im bayerischen Herrsching erscheinende Fachzeitung weiter.

Umstrittenes "Greenwashing"

Die abgenommene Menge an Grünstrom wuchs den Angaben zufolge von gut 12 Milliarden auf rund 15 Milliarden Kilowattstunden. Mit Abstand größter Ökostromanbieter ist nach der Aufstellung das Hamburger Unternehmen Lichtblick SE. Auch der Branchenprimus habe aber im vergangenen Jahr 10.000 Haushaltskunden verloren. Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen gingen für das laufende Jahr von Stagnation oder sogar sinkenden Kundenzahlen aus.

Zunehmend umstritten ist in der Branche auch das sogenannte "Greenwashing": Dabei kaufen Anbieter von Ökostrom die nötigen Zertifikate über Händler vor allem bei Wasserkrafterzeugern in Norwegen oder Österreich. Die dortigen Wasserkraftwerke stehen aber schon lange. Vielfach werden als Folge der Ökotarife in Deutschland keine neuen Kapazitäten für Erneuerbare Energie zugebaut. Damit gebe es real keine CO2-Einsparung. "Die Effekte des freiwilligen Ökostrommarktes für die Energiewende sind sehr gering", sagte der Energieexperte der Verbraucherzentrale NRW, Udo Sieverding.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

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