Wirtschaft

Preisdruck würgt Nachfrage ab Ökonomen erwarten Öl-Effekt

Steuerdebatte in Washington: US-Senator Orrin Hatch erklärt die Machtverhältnisse am Ölmarkt.

Steuerdebatte in Washington: US-Senator Orrin Hatch erklärt die Machtverhältnisse am Ölmarkt.

(Foto: REUTERS)

Das Ölpreishoch löst nach Ansicht von Experten eine gewaltige Wechselwirkung aus: Je höher die Energiekosten steigen, desto stärker drücken sie in den Industrienationen auf die Nachfrage. Nicht nur die Saudis sind alarmiert: Am Rohstoffmarkt droht eine mächtige Pendelbewegung. Möglicherweise ist der Umkehrpunkt bereits erreicht.

Tanken in Pembroke Pines, Florida: Ein anhaltend hoher Ölpreis kann Wahlen entscheiden.

Tanken in Pembroke Pines, Florida: Ein anhaltend hoher Ölpreis kann Wahlen entscheiden.

(Foto: AP)

Die hohen Preise bremsen nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) den Anstieg der weltweiten Öl-Nachfrage. Der Ölbedarf werde in diesem Jahr voraussichtlich um 1,5 Prozent oder 1,29 Mio. Barrel pro Tag (pbd) zunehmen, erklärte die IEA in ihrer jüngsten Einschätzung. Bislang waren die IEA-Beobachter von einem Anstieg um 1,43 Mio. bpd ausgegangen.

Die Internationale Energieagentur berät die Industrienationen in Energiefragen. Dazu halten Volkswirte und Analysten der Organisationen die Entwicklungen an den Rohstoffmärkten, die Situation in den Ölförderländern und die Konjunkturentwicklung in den Verbraucher-Staaten möglichst genau im Blick.

Vor allem in den USA, dem weltgrößten Energieverbraucher, sei zu beobachten, dass die Menschen wegen der relativ hohen Benzinpreise zunehmend auf Autofahrten verzichteten. In China und vielen anderen Ländern würden dagegen staatliche Subventionen die Folgen der hohen Preise abfedern. US-Präsident Barack Obama hatte die hohen Spritkosten zuletzt als eines der größten Risiken für die Konjunkturerholung bezeichnet.

Entsetztes Stöhnen an der Tankstelle

Ende April hatten die USA die Ölexportländer angesichts steigender Treibstoffpreise sogar zu einer höheren Rohölproduktion aufgefordert. "Wir sprechen viel mit den großen Förderländern wie Saudi-Arabien", sagte Obama im US-Fernsehen. Diese müssten die Ölproduktion hochschrauben, um den Preisanstieg zu bremsen. Schließlich sei es auch im Interesse dieser Länder, dass die Weltwirtschaft nicht durch zu hohe Ölpreise ausgebremst werde.

Obama suchte mit seinem Vorstoß dem Ärger in der eigenen Bevölkerung über die hohen Spritkosten zu begegnen. Dass die Amerikaner an der Zapfsäule immer tiefer in die Tasche greifen müssen, schadet Umfragen zufolge Obamas Popularität.

Durch die Wechselwirkung zwischen Preis und Nachfrage könnte die Preisexplosion zu einem Ende kommen, hieß es nun bei der IEA. Teures Öl dämpfe die Nachfrage und gefährde zudem die wirtschaftliche Erholung, bestätigten die internationalen Marktbeobachter die gängige Annahme. Die Prognose der IEA fällt dabei zurückhaltender aus als die der Opec oder der US-Energiebehörde EIA, die beide einen Anstieg um 1,4 Mio. bpd vorhersagen.

Saudi-Arabien in Sorge

Sorgen um die Auswirkungen anhaltend hoher Preise bleiben dabei nicht auf die Abnehmerländer beschränkt. Ein von der genannten Wechselwirkung ausgelöster scharfer Preissturz dürfte auch die finanzielle Lage der Ölförderstaaten erschüttern.

Das führende Ölexportland Saudi-Arabien hatte im April bereits vor negativen Auswirkungen der hohen Ölpreise auf die Weltwirtschaft gewarnt. "Die derzeitigen Ölpreise behagen uns nicht", sagte der Chef der staatlichen Ölfirma Aramco, Chalid al-Falih. Saudi-Arabien sei wegen möglicher Konjunkturfolgen besorgt. Zuletzt hatten die Nahost- und Nordafrika-Unruhen sowie eine rasant wachsende Nachfrage in Asien die Ölpreise in die Höhe getrieben. Sollten die steigenden Kosten für den wichtigen Rohstoff die Konjunktur ausbremsen, droht wiederum ein Rückgang der Öl-Nachfrage, hieß es aus Riad.

Wie weit werden die Preise fallen?

Der weltweite Ölmarkt leide nicht unter Engpässen, betonte Falih auf einem Branchentreffen in Südkorea. Sein Land verfüge über ausreichend Reserven, um eine in die Höhe schnellende Nachfrage zu befriedigen und kurzfristige Produktionsausfälle anderer Länder auszugleichen.

Der Ölpreis war in den vergangen Tagen bereits deutlich von seinem Zweieinhalb-Jahreshoch bei rund 127 US-Dollar je Barrel (159 Liter) der Sorte Brent zurückgekommen. US-Leichtöl der Sorte WTI notierte zuletzt bei rund 98 Dollar.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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