Wirtschaft

Exporte machen Wachstum Beine Ökonomen heben Daumen

Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft haben sich nach Einschätzung von Konjunkturforschern deutlich verbessert. Gleich zwei große Institute heben ihre Wachtumsprognose deutlich an. Beide sehen vor allem den Export am Zug.

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(Foto: dpa)

Für die deutsche Wirtschaft geht es dank ihrer Exportstärke deutlich bergauf, prognostizieren Ökonomen des Münchener Ifo-Instituts und des Essener RWI unabhängig von einander. Beide sind sich einig, dass das Wachstum vor allem durch einen starken Export schneller als bisher angenommen wieder an Fahrt aufnimmt.

Nach Einschätzung des Ifo-Instituts hat Deutschland in der Rezession zwar stärker als andere Staaten gelitten, profitiert nun aber besonders von der globalen Erholung. Die Ökonomen erwarten für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent, im kommenden Jahr von 1,5 Prozent. Das RWI rechnet im laufenden Jahr mit einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 1,9 Prozent, 2011 mit einem Wachstum von 1,7 Prozent.

Kleiner Dämpfer durch Sparpaket

Das Sparpaket der Bundesregierung und das Auslaufen der Konjunkturprogramme wirken nach Einschätzung des Ifo-Insituts zwar dämpfend, als positives Signal bezeichnete es hingegen, dass der Staat mit seiner Haushaltskonsolidierung beginnt und die selbstauferlegte Schuldenbremse einhält.

"In einer Zeit großen Misstrauens gegenüber öffentlichen Schuldnern dürfte dies einen expansiven Vertrauenseffekt auf die deutschen Konsumenten und Investoren haben", erklärte das Institut für Wirtschaftsforschung. Zudem dürften Verbraucher und Anleger auch weiter von extrem niedrigen Zinsen profitieren. Die Konsumenten werden nach Ifo-Einschätzung ihre Ausgaben aber 2010 noch um ein Prozent senken und erst 2011 um 0,7 Prozent erhöhen.

An der Preisfront sehen Ökonomen trotz anhaltender Befürchtungen bisher keinerlei Inflationsdruck. Die Preise steigen nach Prognosen des RWI in diesem Jahr um 1,1 Prozent und im kommenden Jahr um 1,3 Prozent. Das liegt deutlich unter der Zielmarke der Europäischen Zentralbank von 2,0 Prozent.

Sinkende Arbeitslosenquote

Vom Arbeitsmarkt erwarten die Münchner Forscher weiter Lichtblicke. Die Zahl der Arbeitslosen werde in diesem und im nächsten Jahr jeweils um 190.000 sinken und insgesamt auf 3,2 und dann auf 3,0 Millionen zurückgehen. Das RWI erwartet einen Rückgang der Arbeitslosenquote von 7,8 auf 7,4 Prozent im Jahresdurchschnitt 2011.

Die Abnahme der Arbeitslosenzahlen wird der Prognose nach noch wesentlich durch eine steigende Beschäftigung getragen, insbesondere im Bereich der öffentlichen und privaten Dienstleistungen. "Allerdings ist zu erwarten, dass sich dieser Beschäftigungsaufbau aufgrund der angespannten Finanzlage des Staates nicht fortsetzen wird", sagte RWI-Konjunkturforscher Roland Döhrn. Industrieunternehmen seien bestrebt, den vorhandenen Personalbestand besser zu nutzen und deshalb kaum neue Arbeitsplätze schaffen.

Defizit bleibt zu hoch

Das Staatsdefizit wird laut Ifo-Prognose auf 4,2 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen und im nächsten Jahr auf 3,4 Prozent nachlassen, damit aber immer noch über der europäischen Drei-Prozent-Hürde liegen. Grund für diese Entwicklung seien neben der allgemeinen Erholung die gute Lage am Arbeitsmarkt und das Sparpaket der Bundesregierung.

Für die hochverschuldeten Euroländer wie Griechenland, Spanien und Portugal hält das Ifo in den nächsten Jahren große Konsolidierungsanstrengungen für nötig. Die Staaten sollten sich zudem um eine sehr moderate Lohn- und Preispolitik bemühen. "All dies wird ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Überschussländern verbessern und zu einem Abbau ihrer Leistungsbilanzdefizite beitragen, während in Deutschland das Gegenteil zu erwarten ist." Deutschland dürfte mittelfristig einen investitionsgetriebenen Aufschwung durchleben. Die Immobilienbranche dürfte davon profitieren, dass "wieder mehr Sparkapital zu Hause investiert wird". Dies stärke das Wachstum, bilanzierte das Ifo und kommt zu dem Schluss: "Die Krise hat quasi einen Kippschalter der Kapitalmärkte umgelegt, der die Wachstumskräfte, die sich unter dem Euro in die Länder der südwestlichen Peripherie Europas verlagert hatten, wieder in Deutschland erstarken lässt."

Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts

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