Wirtschaft

Was macht die EZB? Ölpreissturz drückt Inflation

Die Preise für Öl sinken kräftig. Für viele Förderländer ist das ein Problem.

Die Preise für Öl sinken kräftig. Für viele Förderländer ist das ein Problem.

(Foto: imago/blickwinkel)

Die Preise steigen in der Eurozone kaum. Daran wird sich angesichts der fallenden Ölpreise wohl zunächst nichts ändern. Für die Europäische Zentralbank ist das keine gute Nachricht.

Das war's dann wohl mit dem erhofften Anziehen der Inflation in der Eurozone zum Jahresende. Fallende Energiepreise machen alle Hoffnungen zunichte - selbst wenn man den Einbruch der Ölpreise seit Donnerstag außen vor lässt.

Schon im November lag die Inflation in der Eurozone lediglich bei 0,3 Prozent, und es scheint fast gesichert, dass sie in der näheren Zukunft weiter sinken wird. Naturgemäß steigen damit die Erwartungen, dass die Europäische Zentralbank ihre Wertpapierkäufe ausdehnen wird. Vizepräsident Vitor Constancio sagte diese Woche, dass die EZB schon im ersten Quartal 2015 auch den Kauf von Staatsanleihen in Betracht ziehen könnte.

Allerdings war die Inflation abseits der Energiepreise in den vergangenen sechs Monaten überwiegend stabil, zumindest im Vergleich zu den kräftigeren Rückgängen in den Jahren 2012 und 2013. Die Kerninflation, bei dessen Berechnung die Preise für Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak ausgeklammert werden, lag im November mit 0,7 Prozent nur knapp unter ihrem Sechsmonatsdurchschnitt von 0,8 Prozent.

EZB unter Druck

Das Gleiche gilt für die Preisentwicklung von Dienstleistungen: Hier ging es im November um 1,1 Prozent nach oben, der Sechsmonatsdurchschnitt beträgt hier 1,2 Prozent. Und die Preise von Industriegütern bewegten sich zuletzt nicht, während sie Sechsmonatsdurchschnitt 0,1 Prozent zulegten.

Die EZB muss sich weiter um Inflation und Inflationserwartungen sorgen. Die niedrigeren Ölpreise bergen das Risiko, dass das breite Inflationsmaß kurzfristig auf Null oder darunter fällt - und sich Konsumenten dann zurückhalten. Das wäre schlecht für die Konjunktur.

Allerdings hat sich der Konjunkturausblick für die Eurozone wegen des billigeren Nordseeöls - der Preis für die Sorte Brent ist in diesem Jahr um 27 Prozent gefallen - aufgehellt. Das gilt umso mehr, wenn man einen Zusammenhang mit dem gebesserten Indikatoren für Geschäftsklima und Verbrauchervertrauen sowie den nachlassenden Kreditbeschränkungen herstellt.

Das wirft die Frage auf, was passieren würde, wenn sich die Ölpreise erhöhen - und sei es vergleichsweise moderat. Wenn die Inflationserwartungen vor allem durch den Ölpreis getrieben sind, was sowohl für die Verbraucher als auch die Märkte zutreffen könnte, weil häufig gekaufte Güter wie Treibstoff einen größeren Einfluss auf die gefühlte Inflation haben, könnte eine Erholung das Bild in der Eurozone schnell ändern.

Höhere Ölpreise mögen im Moment abwegig erscheinen. Das versetzt die EZB in eine Situation, in der die disinflationäre Wirkung der Ölpreise den stimulierenden Effekten für das Wachstum entgegensteht. Letztlich könnte das Öl die EZB doch in Richtung der Staatsanleihekäufe drängen, die sie so offensichtlich zu vermeiden sucht.

Quelle: ntv.de, Richard Barley, DJ

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