Fehlbuchungen und Bilanzfälschung Olympus droht Börsen-Aus
10.11.2011, 15:06 Uhr
(Foto: REUTERS)
Olympus schaut auf eine mehr als 90-jährige Geschichte zurück. Aber nie war die Lage für das Unternehmen ernster. Innerhalb weniger Tage büßte der japanische Konzern 80 Prozent seines Börsenwertes ein. Nun droht der Rauswurf von der Tokioter Börse. Schuld sind eingeräumte Bilanzfälschungen.
Im Zug des Bilanzskandals droht dem japanischen Kamerahersteller Olympus an der Tokioter Börse der Rausschmiss. Die Tokyo Stock Exchange kündigte an, Olympus die Notierung zu entziehen, sollte das Unternehmen nicht bis spätestens 14. Dezember seine Geschäftszahlen vorlegen. Olympus teilte mit, es werde den eigentlich geplanten Termin für die Bilanz am 14. November wohl nicht einhalten können, bemühe sich aber, die Zahlen bis Mitte Dezember zu präsentieren.
Olympus hatte am Dienstag erstmals eingeräumt, über Jahrzehnte Verluste aus Wertpapiergeschäften verheimlicht und falsch verbucht zu haben. Mittlerweile ermittelt auch die Tokioter Polizei gegen Olympus in dem Skandal, wie die Zeitung "Yomiuri" schrieb. Die Polizei habe interne Bilanzunterlagen angefordert. Auch sollen Manager und andere Personen befragt werden, um herauszufinden, ob Rechtsverstöße vorlägen.
Enorme Fehlbuchungen
Die Ereignisse haben Zweifel an der Zukunft des 92-jährigen Unternehmens geweckt. In weniger als einem Monat hat es mehr als 80 Prozent seines Börsenwertes eingebüßt. Am Donnerstag waren die Aktien vom Handel ausgesetzt.
Nach Einschätzung von Experten bedeutet ein Rückzug von der Börse aber nicht automatisch das Aus für Olympus. Zwar habe die Firma viel an Börsenwert verloren. Aber sie habe immer noch bedeutende Geschäfte. Allerdings stünden die Zeiten für eine rettende Übernahme durch ein anderes Unternehmen schlecht. Dies sei erst dann wahrscheinlich, wenn der Skandal aufgearbeitet sei, sagte Hiroyuki Fukunaga von Investrust.
Olympus musste die geplante Vorlage der Geschäftszahlen verschieben, weil mit dem Vorgang vertrauten Personen zufolge die Wirtschaftsprüfer wegen fehlender Angaben nicht in der Lage waren, die Bilanz abzusegnen. Der Skandal wurde Mitte Oktober publik. Der gefeuerte Chef Michael Woodford hatte gesagt, er gehe davon aus, dass sich die Fehlbuchungen auf 1,5 Mrd. Dollar beliefen. Seinen Angaben nach wurde er entlassen, weil er die Buchungen infrage gestellt hat. Olympus zufolge erfolgte die Trennung wegen Management-Angelegenheiten.
Quelle: ntv.de, rts