Post will Geld sehen Online-Brief nicht kostenlos
23.11.2009, 12:31 Uhr
Der Chef der deutschen Post will Geld mit dem Online-Brief einnehmen.
(Foto: AP)
Die Deutsche Post will ihren neuen Online-Brief den Verbrauchern nicht gebührenfrei zur Verfügung stellen."Es wird etwas kosten", sagte Konzernchef Frank Appel bei einem Besuch in Hamburg. Der Konzern diskutiere derzeit mehrere Modelle für eine Preisgestaltung für den E-Brief, der der kriselnden Briefsparte auf die Sprünge helfen soll. In der Debatte stehe etwa eine Flatrate. Rein werbefinanziert werde es den neuen Dienst nicht geben, der in der ersten Jahreshälfte 2010 an den Start gehen soll.
Die Briefsparte leidet unter zurückgehenden Sendungsmengen und schrumpfenden Gewinnen. Das operative Ergebnis des Bereichs, der über Jahre stabiler Gewinnbringer war, ist von zwei Milliarden Euro 2007 auf 1,6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr eingebrochen - und auch in den ersten neun Monaten 2009 schrumpfte das Ebit weiter. Die Briefpreise kann der Konzern auf breiter Front zudem nur mit Zustimmung der Bundesnetzagentur anheben - zuletzt gelang dies Briefvorstand Jürgen Gerdes zufolge 1997. Die Post steuert nun mit einem Sparprogramm gegen die Entwicklung an und will auch den E-Brief einführen, der das Briefgeheimnis ins Internet-Zeitalter hinüberretten soll. Mit der Politik will der Konzern zudem Modelle erörtern, die ihm den Weg zu Porto-Erhöhungen ebnen sollen. Langfristig soll die Strategie auch den Rückgang des operativen Ergebnisses stoppen: "Spätestens 2015 erwarten wir eine stabile Ebit-Entwicklung - idealerweise aber auch schon früher", sagte Gerdes.
Nutzer sollen "sicheren Raum" finanzieren
Zunächst einmal muss die Post aber investieren, um den Online-Brief bekannt zu machen und so Kunden für das neue Produkt zu gewinnen. Einen Betrag in zweistelliger Millionen-Euro-Höhe wird der Konzern wohl für Werbung aufwenden. "Wir werden so viel investieren wie notwendig", sagte Gerdes weiter. Auch er ist sich sicher, dass die Verbraucher bereit sind, für das neue Angebot in die Tasch zu greifen: "Die Kunden werden einen Marktpreis bezahlen." Im Gegenzug will die Post ein System anbieten, bei dem über den Personalausweis registrierte Teilnehmer über das Internet Briefe versenden und so etwa unter Wahrung des Briefgeheimnisses ihre Geschäftspost oder den Behördenverkehr abwickeln können.
Absender und Empfänger sollen durch die Registrierung klar erkennbar sein, eine Spam-Flut soll es im neuen Briefsystem anders als bei der herkömmlichen E-Mail nicht geben. Dieser "sichere Raum" im Netz solle durch die Benutzer finanziert werden. Die Post konkurriert mit ihrem Projekt zudem mit der Deutschen Telekom, die ähnliche Pläne für einen sicheren Datenaustausch etwa zwischen Bürgern und Behörden verfolgt. "Dies ist ein neues Geschäftsfeld mit konkurrierenden Modellen", sagte Appel. Den Schulterschluss mit der Telekom plant er aber nicht: "Es ist besser, unseren eigenen Weg zu gehen."
Quelle: ntv.de, rts