"Der Preis ist gut" Opec pumpt wie gehabt
10.09.2009, 07:07 UhrDie Organisation erdölexportierender Länder (Opec) lässt ihre Rohöl-Förderquoten mit Blick auf erste Anzeichen für ein Ende der Rezession unverändert. "Wir müssen sehr vorsichtig sein", so Opec-Generalsekretär Abdallah Salem El-Badri nach den Beratungen der zwölf Staaten des Kartells in Wien.
"Wir wollen nichts tun, was die derzeitige Erholung gefährdet." Es gebe die Hoffnung, dass die Rezession im ersten Quartal 2010 vorüber sei, sagte Badri.
Auch wenn einzelne Länder eine stärkere Einhaltung der 2008 beschlossenen Senkungen der Fördermenge des Kartells erbaten, gab es anders als in der vorigen Sitzung keine offizielle Ermahnung an die Mitgliedsländer. Die Quotenkürzung aus dem Vorjahr sei zu etwa 68 bis 70 Prozent umgesetzt worden, sagte Badri. Im Markt gebe es weiter ein Überangebot. Mit der Einhaltung der beschlossenen Fördermengen könne dies aber im Laufe des nächsten Jahres abgebaut werden.
Abwarten bis 75 Dollar
Der Preis für Rohöl hat sich zuletzt um 70 US-Dollar stabilisiert. "Der Preis ist gut", hatte der algerische Energieminister Chakib Khelil unmittelbar nach der Sitzung gesagt. Und vielleicht werde man Anfang nächsten Jahres höhere Preise sehen. Bei einem Anziehen der Weltkonjunktur ist wegen der erhöhten Nachfrage mit einem Anstieg der Ölpreise zu rechen. Zum Preis für Rohöl sagte Badri, alles unter 75 US-Dollar je Barrel (159 Liter) werde die Opec-Länder nicht zu weiteren Investitionen anregen.
"Unter der Bedingung, dass die Nachfrage schwach ist und die Lagerbestände hoch sind - obwohl es Anzeichen der Verbesserung der wirtschaftlichen Situation gibt -, scheint es, dass es viel besser ist abzuwarten und zu schauen, wie sich die Situation entwickelt", begründete Irans Ölminister Massoud Mirkazemi die Entscheidung zur Beibehaltung der aktuellen Förderquote.
Nach einem Absturz der Ölpreise in der zweiten Jahreshälfte 2008 auf knapp 33 US-Dollar hatte die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) ihre Fördermenge Ende des vergangenen Jahres auf 24,84 Mio. Barrel am Tag (ohne den Irak) gekürzt. Doch agieren die Länder meist nicht so geschlossen, wie sie nach außen auftreten. Zu verlockend ist der zusätzliche US-Dollarstrom, wenn man den Ölhahn ein Stück weiter aufdreht als von der Gemeinschaft beschlossen.
Russland üebrholt Saudi-Arabien
Die Bemühungen des Kartells - es beherrscht rund ein Drittel der weltweiten Ölproduktion -, das Überangebot im Markt zu reduzieren, wird vom ölreichen Nicht-Opec-Land Russland konterkariert. Es hatte seine Exporte jüngst gesteigert und inzwischen das Opec-Ölland Nummer eins, Saudi-Arabien, überholt - erstmals seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, wie die russische Zeitung "Wremja Nowostej" berichtete.
Die Ölpreise stiegen am Mittwoch nach den jüngsten Kursgewinnen weiter. Ein Barrel Rohöl der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Oktober kostete 72,26 US-US-Dollar. Das sind 1,16 US-Dollar mehr als zum Handelsschluss am Vortag. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Auslieferung im Oktober stieg um 1,26 US-Dollar auf 70,68 US-Dollar.
Der Opec-Preis für Rohöl war ebenfalls kräftig gestiegen. Nach Berechnungen des Opec-Sekretariats vom Mittwoch kostete ein Barrel am Dienstag im Durchschnitt 67,83 US-Dollar. Das waren 1,63 US-Dollar mehr als am Tag zuvor. Die OPEC berechnet ihren Korbpreis auf Basis von zwölf wichtigen Sorten des Kartells. Die nächste Sitzung der Opecist für den 22. Dezember im afrikanischen Angola angesetzt.
Quelle: ntv.de, dpa