Stracke will "jeden Stein umdrehen" Opel-Werke schwach ausgelastet
13.05.2012, 15:49 Uhr
Opel-Werk in Eisenach: Hochbetrieb sieht anders aus.
(Foto: dapd)
Opel soll wieder sparen, macht der Mutterkonzern GM klar. Bevor Details bekanntgegeben werden, warnen die Betriebsräte vor Einschnitten. Doch die Fabriken des Autoherstellers sind derzeit wohl alles andere als ausgelastet.
Die Werke des krisengeschüttelten Autobauers Opel leiden nach einem Bericht des "Focus" unter schwacher Auslastung. In einigen Werken lägen mehr als 40 Prozent der Kapazität brach, berichtet das Magazin mit Bezug auf vertrauliche Unterlagen des Unternehmens, das zum US-Autobauer General Motors gehört. Opel werde bis Jahresende rund eine Mio. Autos produzieren, habe aber Kapazitäten für 1,6 Mio. Fahrzeuge.
Die Auslastung des Stammwerks Rüsselsheim liegt dem Bericht zufolge bislang bei 65 Prozent, in Gliwice (Polen) sind es 62 Prozent, in Saragossa (Spanien) 59 Prozent und in den Werken Luton und Ellesmere Port in Großbritannien 57 und 55 Prozent. Die Auslastung in Eisenach gibt das Magazin mit 66 Prozent an, jene im Werk Bochum mit 77 Prozent. Aus den Angaben ging nicht hervor, ob sich die Auslastung auf einen Zwei- oder Drei-Schicht-Betrieb in den Werken bezieht.
"Unbequeme und unpopuläre Entscheidungen"
GM will wegen der hohen Verluste bei Opel erneut drastisch sparen. Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke kennt dabei keine Tabus: "Wir drehen jeden Stein um", sagte er dem "Wall Street Journal Deutschland". Es müssten auch unbequeme und unpopuläre Entscheidungen getroffen werden, um das Unternehmen wieder profitabel zu machen. Chancen auf die Trendwende sieht er trotz des schrumpfenden europäischen Marktes und der schwierigen Gespräche mit den Arbeitnehmern.
Ein wichtiger Baustein des mit Spannung erwarteten neuen Opel-Sanierungsplans wird schon bald feststehen: In Kürze soll darüber entschieden werden, wo die nächste Generation des Kompaktwagens Astra produziert wird, sagte Stracke. Diese Entscheidung gilt als Weichenstellung dafür, welches Werk nach 2014 auf der Kippe stehen könnte.
"Unsere künftige übergeordnete Fertigungsstrategie wird sein, dass wir alle Werke im Drei-Schicht-Betrieb auslasten wollen, um die Kosten über das Volumen deutlich zu senken", erklärte Stracke das grundsätzliche Kalkül der nahenden Entscheidung. Dieser Maxime sei auch die Wahl des künftigen Astra-Standorts untergeordnet. Vorwürfe der Arbeitnehmer, er spiele die Standorte gegeneinander aus, wies der Manager zurück.
Gewerkschafter rüsten sich
Die Arbeitnehmervertreter positionieren sich im Kampf um den Sanierungskurs: Der Betriebsratschef des Werks Bochum, Rainer Einenkel, stellte wegen drohender Werksschließungen den Sanierungsbeitrag der europäischen General-Motors-Beschäftigten von jährlich 265 Mio. Euro infrage. "Wir bezahlen doch nicht für die eigene Beerdigung", sagte er dem "Focus".
Gesamtbetriebsratchef Wolfgang Schäfer-Klug erklärte der "Automobilwoche": "Lohnverzicht ist die primitivste Form der Einsparung." Wirkungsvoller wäre es, Material- und Produktkosten zu verbessern. Schäfer-Klug setzt zudem auf die Fertigung europäischer Chevrolet-Modelle in Opel-Werken. Es sei Politik von GM, "dort zu fertigen, wo man verkauft".
Quelle: ntv.de, nne/dpa/DJ