Aufsichtsrat gibt den Startschuss Opel greift wieder zum Rotstift
28.03.2012, 17:10 UhrEs geht mal wieder um die Zukunft von Opel: Der Aufsichtsrat hat die Beratungen über ein neues Sparpaket aufgenommen, mit dem das Management den Autobauer sanieren will. Vor allem am Standort Bochum geht die Angst vor einem Kahlschlag um.

Bochum bleibt ein heißes Pflaster für Opelaner. Immer wieder grüßt die Angst um den Job.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Autobauer Opel hat eine neue Sparrunde im Kampf gegen Milliardenverluste, Absatzschwäche und Überkapazitäten eingeläutet. Der Aufsichtsrat der krisengeschüttelten General-Motors-Tochter hat Beratungen über die Sanierung des Traditionsherstellers aufgenommen. Die Marke mit dem Blitz leidet extrem unter der Nachfrageflaute in Europa, ihrem einzigen bedeutenden Absatzmarkt. Die Werke sind nicht ausgelastet, obwohl die Kapazitäten gerade erst um 20 Prozent gekappt wurden. So viel scheint sicher: Die Opel-Mitarbeiter müssen sich erneut auf tiefe Einschnitte gefasst machen.
Nach außen geben sich beide Seiten vorerst zurückhaltend. Es gilt, nicht voreilig Porzellan zu zerschlagen. In einer kurzen Mitteilung teilte Opel nach der Sitzung des Kontrollgremiums mit: "Nach wie vor sind sich alle Beteiligten darüber einig, dass Opel profitabel arbeiten und dazu Maßnahmen ergreifen muss, um Umsätze zu steigern, Margen zu erhöhen und Kosten zu reduzieren." Die optimale Strategie zur Verbesserung der finanziellen Lage des Unternehmens wollen die Sozialpartner demnach im Dialog finden.
Hinter verschlossenen Türen dürfte der Ton aber rauer sein. Denn um Opel wieder auf die Erfolgsspur zu bringen, stehen auch ein weiterer Lohnverzicht und der Wegfall von Zuschlägen erneut zur Diskussion. Zudem ist die Angst vor Stellenstreichungen groß. Betriebsräte und Gewerkschaften hatten dem Management außerdem vorgeworfen, einzelne Standorte gegeneinander ausspielen zu wollen und die Arbeitnehmervertretungen unter brutalen Druck zu setzen.
Produktionschef Peter Thom hatte die Werke unlängst über einen "Wunschzettel" der Geschäftsleitung informiert. Dieser sieht nach Angaben der Arbeitnehmer mehr Leiharbeit, weniger Stammbeschäftigte, flexiblere Arbeitszeitmodelle ohne Zulagen und einiges mehr vor. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte unter Bezug auf Thoms Präsentationsunterlagen berichtet, die Opel-Werke seien nur zu drei Viertel ausgelastet. Jede fünfte Fabrik in Europas Automobilindustrie sei überflüssig. Als Konsequenz fordere die Opel-Spitze sofortige Zugeständnisse auf zahlreichen Feldern. Zu dem Forderungskatalog gehöre ein erneuter Verzicht auf Tariferhöhungen sowie auf Teile des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes. Dadurch sollen die Beschäftigten wie schon 2010 und 2011 auch weiter 265 Millionen Euro im Jahr an Einsparungen aufbringen.
"Sparschweine durch Standorte getrieben"
Die Betriebsräte lehnen eine neuerliche Schrumpfkur bisher ab. "Die Bereitschaft, weitere Opfer zu bringen, ist denkbar gering", hatte Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug der Mitarbeiterzeitung "Opel Post" gesagt.
Aufsichtsratsmitglied Armin Schild von der IG Metall schimpfte unlängst: "GM und damit Opel bleiben stur bei einer knallhart kostengetriebenen Kurzfristlogik." Statt automobile Konzepte zu liefern, würden immer wieder Sparschweine durch die europäischen Opel-Standorte getrieben. Die Arbeitnehmer warnen davor, Opel kaputt zu sparen. Sie fordern stattdessen Investitionen in Modelle, Technologien und neue Märkte.
Geltende Verträge aus der jüngsten Restrukturierung schließen betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen bei Opel bis Ende 2014 aus. Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke hatte mehrfach zugesichert, dass sich das Management daran halten werde.
Trotzdem gelten die Werke in Bochum sowie im englischen Ellesmere Port als gefährdet - nicht sofort, aber ab 2015. Der Bochumer Betriebsrat und die IG Metall in Nordrhein-Westfalen erklärten bereits, sie würden das Aus für Bochum niemals akzeptieren oder sozialverträglich gestalten.
So wird wieder über Staatshilfen diskutiert. NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider schloss einen solchen Schritt aber aus. "Darüber wurde vor drei Jahren viel diskutiert. Aber diesmal ist die Situation eine andere", sagte der SPD-Politiker der "Rheinischen Post". Denn GM habe heute keine Finanzengpässe mehr und könne Opel selbst retten.
Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts