Gewerkschaft malt düsteres Bild Opel kämpft um die Existenz
29.01.2013, 21:45 Uhr
Rot: Bei Opel könnten diese Farbe ziemlich viele sehen, denn Management und Gewerkschaft verhandeln um Einsparungen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Opel steht ein heißer Tanz bevor. Im Kampf um Einsparungen, die den defizitären Autohersteller wieder in die Spur bringen sollen, droht das Management mit einer früheren Schließung des Bochumer Werkes. Die IG Metall hält mit Standort- und Beschäftigungsgarantien dagegen und fürchtet um die Existenz aller deutschen Werke. Eine schnelle Lösung scheint ausgeschlossen - und das verschärft die Situation noch.
Mit einem ganzen Katalog an Forderungen geht die IG Metall in die entscheidenden V erhandlungen zur Zukunft der deutschen Opel-Standorte. "Eine Lösung kann es nur mit schriftlich zugesicherten Standort- und Beschäftigungsgarantien geben", sagte der Erste Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber. Zuvor hatte die Tarifkommission der IG Metall bei Opel gefordert, dass alle Standorte und eine möglichst große Zahl von Arbeitsplätzen über 2016 hinaus gesichert werden müssten, um den Produktions- und Entwicklungsstandort Deutschland langfristig zu erhalten.
Opel steht nach Überzeugung der Gewerkschaft noch näher am Abgrund als bisher angenommen. "Die wirtschaftliche Situation des Unternehmens ist so schlecht wie noch nie und hat existenzbedrohende Ausmaße angenommen", schrieb die Tarifkommission in ihrer Resolution. Angesichts historisch niedriger Marktanteile seien die Werke in Europa nur zur Hälfte ausgelastet. Die Adam Opel AG sei finanziell komplett von der US-Mutter General Motors (GM) abhängig. Und die ziele offensichtlich darauf ab, Produktionsarbeitsplätze in Billiglohnländer zu verlagern.
Deshalb fordert die Tarifkommission unter anderem eine Beschäftigungssicherung an allen Standorten bis mindestens Ende 2016, eine Finanzierungszusage durch GM sowie konkrete Garantien, die alle Standorte und eine möglichst große Zahl an Arbeitsplätzen über 2016 hinaus sichern sowie den Produktions- und Entwicklungsstandort Deutschland langfristig erhalten. Diese Garantien müssten durch Investitionszusagen hinterlegt werden.
"Mittelfristig ist kein Standort sicher"
Die Sorge der Arbeitnehmervertreter: "Kurzfristig sind vor allem die Kolleginnen und Kollegen am Standort Bochum betroffen - mittelfristig ist kein Standort gesichert." Für keinen der Produktionsstandorte bestünden konkrete belastbare Zusagen, die eine ausreichende Auslastung auch nur mittelfristig sicherstellten.
Zudem gebe es Pläne, den Werkzeug- und Prototypenbau in Deutschland mittelfristig abzuwickeln, mehrere Hundert Arbeitsplätze seien konkret bedroht. Auch dem Entwicklungszentrum in Rüsselsheim drohten etwa wegen der Entwicklungskooperation mit PSA Peugeot-Citroen Kompetenzverluste, die sich mittelfristig auch auf die Beschäftigung auswirken könnten, fürchtet die IG Metall.
Keine Lösung in Sicht
Seit Juni verhandeln Unternehmen, Betriebsrat und Gewerkschaft über Wege, den kriselnden und seit Jahren defizitären Autobauer wieder auf die Erfolgsspur zu bringen. Die Geschäftsführung will von 2013 bis 2015 die Fixkosten um weitere 500 Mio. Dollar (375 Mio. Euro) senken. Im Gegenzug würde der Standortsicherungsvertrag, der Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2014 ausschließt, bis 2016 verlängert.
Doch die Gespräche kommen nicht voran, die Fronten sind verhärtet und der Ton wird immer rauer: Opel-Aufsichtsratschef Steve Girsky hatte eine Einigung bis Februar verlangt. Anderenfalls werde die Autoproduktion in Bochum Ende 2014 auslaufen. Auch ein Ausstieg aus dem Flächentarifvertrag scheint möglich. Offenbar sollen nicht nur die Mitarbeiter im Werk Bochum, sondern auch in den anderen Opel-Standorten auf Lohn verzichten.
Die Opel-Mutter General Motors verhandelt bereits seit vergangenen Sommer über Einschnitte bei Opel. Die schwierigen Gespräche laufen bislang nur schleppend. Parallel hat der US-Konzern ein Investitionsprogramm aufgelegt, um das Europageschäft mit den beiden Marken Opel und Vauxhall in die Gewinnzone zu führen. So sollen in den nächsten Jahren zahlreiche neue Modelle wie der kleine Geländewagen Mokka und der Stadtwagen Adam an den Start gehen.
Das Europageschäft fährt seit Jahren deutliche Verluste für GM ein. Erschwerend kommt zudem hinzu, dass der europäische Absatzmarkt, der Heimatmarkt für Opel, mit den Auswirkungen der Euro-Schuldenkrise zu kämpfen hat. Vor allem in Südeuropa sind die Verkäufe eingebrochen. Nahezu alle Autohersteller verzeichnen sinkende Absätze. Besonders stark trifft es aber die Volumenhersteller wie Opel, Renault, PSA, Fiat oder auch Ford. Auch der US-Konzern versucht, sein Europageschäft wieder auf die Beine zu bringen - mit drastischen Maßnahmen wie Werksschließungen und Entlassungen.
Quelle: ntv.de, bad/dpa