Russlands Gazprom in der Kritik Österreich beklagt geringere Gaslieferungen
22.09.2014, 16:24 Uhr
Schwankungen von 15 Prozent bei den Gaslieferungen sind im Herbst normal. Österreich beklagt einen Rückgang um ein Viertel.
(Foto: picture alliance / dpa)
Europa deckt rund ein Drittel seines Gasverbrauches mit russischen Lieferungen. Doch wegen der Sanktionsspirale die Ukraine-Krise betreffend, beklagen immer mehr Länder geringere Gasmengen. Österreich ist das jüngste Beispiel.
In Österreich ist zuletzt weniger Gas aus Russland angekommen als geplant. Die Liefermengen seien am vergangenen Freitag um ein Viertel niedriger ausgefallen als vertraglich vereinbart, sagte der Chef des österreichischen Energieregulators E-Control, Martin Graf. Am Wochenende habe der Rückgang noch bei 20 Prozent gelegen. Laut Graf liegt das klar über den üblichen Schwankungen im Herbst von bis zu minus 15 Prozent.
Die Versorgungssicherheit Österreichs sei dadurch aber nicht gefährdet. Die Erdgas-Speicher seien fast zur Gänze gefüllt und der Verbrauch sei angesichts der warmen Witterung momentan relativ gering.
Einen Ausfall von russischem Gas könne Österreich mehrere Wochen bis Monate ohne ernsthafte Versorgungsengpässe überbrücken. Österreich deckt knapp 60 Prozent seines Gasverbrauches durch Lieferungen aus Russland. "Alles was jetzt passiert ist beherrschbar, aber man muss ein Auge darauf haben", sagte Graf.
Gazprom weist Vorwürfe zurück
Ungewöhnlich ist die Situation nach Ansicht des Energieregulators aber dennoch: Üblicherweise gebe es für Lieferungen, die unter dem vertraglich vereinbarten Niveau liegen, eine Erklärung vom russischen Energiekonzern Gazprom. Zuletzt habe es allerdings keine offizielle Begründung für die geringeren Liefermengen gegeben. "Ich würde das aber nicht auf strategische, sondern auch auf administrative Gründe zurückführen", sagte Graf. Darüber hinaus dürfte sich Russland selbst für einen kalten Winter rüsten: "Es ist auch so, dass die Gasspeicher in Russland stärker befüllt werden", sagte Graf.
Energieexperten und Händler schlossen zuletzt aber auch einen Zusammenhang zwischen den Lieferbeschränkungen und den Sanktionen der EU gegen Russland im Zuge der Ukraine-Krise nicht aus. Der russische Gasexportmonopolist Gazprom wiederum weist Vorwürfe, wonach die Kunden in Europa weniger Gas als vertraglich fixiert erhalten würden, von sich. In einem auf der Internetseite des Unternehmens veröffentlichten Gespräch zwischen Gazprom-Chef Alexej Miller mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin, aus der Vorwoche hieß es, dass sich Gazprom an die Verträge halte. Lediglich eine zusätzliche Nachfrage von Europa könne nicht vollständig befriedigt werden, hieß es.
E-Control-Chef Graf sagte jedoch, Österreich habe zuletzt nicht mehr bestellt als geplant. Auch ein Sprecher des österreichischen Erdöl- und Gaskonzerns OMV sagte, dass nicht mehr bestellt werde. Europa deckt rund ein Drittel seines Gasverbrauches aus Russland. Neben Österreich haben auch andere Länder Zentral- und Osteuropas wie etwa die Slowakei oder Rumänien zuletzt weniger Gas aus Russland erhalten.
Quelle: ntv.de, bad/rts