Rio-Tinto-Fall schlägt Wellen Peking weitet Vorwürfe aus
10.07.2009, 11:54 UhrIm Fall der in China verhafteten Mitarbeiter des australisch-britischen Bergbaukonzerns Rio Tinto erhebt Peking nun weitere schwere Vorwürfe. Nach Spionage soll nun auch Bestechung im Spiel gewesen sein.

Bislang stehen nur vage Vorwürfe im Raum: Australien nimmt das Vorgehen der Chinesen dennoch sehr, sehr ernst.
(Foto: AP)
Das Verhalten der vier Mitarbeiter des Shanghaier Rio-Tinto-Büros habe im Laufe der schwierigen Eisenerz-Verhandlungen der letzten Monate die Sicherheit und die Interessen der chinesischen Wirtschaft ernsthaft beschädigt, hieß es am Freitag im "China Securities Journal". Das Blatt wird von der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua herausgegeben. "Die Aktivitäten von Stern Hu und den anderen haben das chinesische Recht ebenso verletzt wie die internationale Geschäftsmoral", hieß es dort wörtlich.
Der Konzern zeigte sich erstaunt über die Vorwürfe gegen seinen leitenden Manager Hu, der australischer Staatsbürger ist, und dessen einheimische Mitarbeiter. Rio sei sich "keinerlei Beweise bewusst, die diese Anschuldigungen stützen würden", erklärte ein Firmensprecher.
China habe offenbar eine breitere Definition von Industriespionage als viele andere Länder, sagte Australiens Außenminister Stephen Smith. Für Australien sei die Verbindung zwischen Tagesgeschäft, Wirtschaftsverhandlungen und nationalen Sicherheitsfragen schwer zu erkennen. "Eine solche bedenkliche Sache berührt die Beziehungen zwischen Australien und China stark. Daher behandeln wir dies als eine sehr, sehr sensible und schwierige Angelegenheit." Australien und China verhandeln seit 2005 über einen Freihandelspakt. Ende Juni war eine Frist für Eisenerzgespräche ausgelaufen.
Die vier Rio-Mitarbeiter wurden vergangenen Sonntag in Shanghai verhaftet, weil sie am Diebstahl von Staatsgeheimnissen beteiligt gewesen sein sollen. Das chinesische Recht erscheint gemessen an europäischen Rechtsauffassungen nach Ansicht von Beobachtern in diesem Punkt eher vage. In der Vergangenheit seien zum Beispiel unter anderem auch Daten zum Goldbestand und zu Währungsbewegungen zeitweise als geheim behandelt worden.
Kreisen zufolge wurde am Freitag zudem der Chef der Eisenerz-Import-Sparte des staatlichen Stahlkonzerns Shougang festgenommen und verhört. Ihm werde vorgeworfen, die chinesische Verhandlungslinie bei den Verhandlungen über Eisenerzpreise unterlaufen zu haben, sagte eine mit den Ermittlungen vertraute Person.
Quelle: ntv.de, mmo/rts