Wirtschaft

Bahn lässt Sonderzüge rollen Piloten beleben die Bahnhöfe

Der Mammut-Streik der Pilotengewerkschaft Cockpit macht zahlreiche Vielflieger mit den Vor- und Nachteilen einer Zugreise vertraut. Weil etliche innerdeutsche Flugverbindungen ausfallen, holt die Deutsche Bahn Schnellzüge der ersten ICE-Generation aus dem Depot. Die Lufthansa hofft unterdessen auf ein Machtwort des Arbeitsgerichts. Eine einstweilige Verfügung könnte den Streik schnell beenden.

Mancher Fluggast genießt den Streik in vollen Zügen.

Mancher Fluggast genießt den Streik in vollen Zügen.

(Foto: dpa)

Der Pilotenstreik bei der Lufthansa hat zu einem größeren Andrang bei der Bahn geführt. Obwohl mehr Reisende unterwegs sind, sei der Fernverkehr aber planmäßig angelaufen, sagte ein Bahnsprecher. In Abstimmung mit der Lufthansa seien jeweils morgens und abends zwischen Köln und Hamburg sowie Köln und Berlin zusätzliche Züge in den Fahrplan aufgenommen worden.

Auf der Strecke Hamburg-Kassel-Nürnberg-München fuhren ICE-1-Züge, die mehr Plätze haben als die dort sonst eingesetzten ICE 2. In einigen Bahnhöfen sei mehr Servicepersonal präsent gewesen. In den nächsten Tagen wolle die Bahn flexibel reagieren. In der ICE-Flotte des Konzerns sind wegen Technikproblemen die Kapazitäten knapp.

In Frankfurt, dem Standort des größten deutschen Flughafens, wurden am Morgen zunächst keine größeren Streikauswirkungen bei der Bahn beobachtet. "Am Hauptbahnhof ist das kaum merklich, und am Flughafen-Bahnhof sind es ein paar Reisende mehr. Von großem Gedränge kann aber keine Rede sein", sagte ein Bahnsprecher.

Keiner bleibt zurück

Die meisten Passagiere seien offensichtlich über die Medien informiert gewesen und hätten rechtzeitig umgeplant. Lediglich am Fernbahnhof des Flughafens seien einzelne Züge sehr voll gewesen und deshalb etwa fünf Minuten verspätet losgefahren. "Es ist aber keiner auf dem Bahnsteig zurück geblieben."

Unabhängig vom Lufthansa-Streik sind bei der Bahn derzeit mehr Züge sehr voll, da auf einigen Strecken nur kürzere ICE eingesetzt werden können. Teile der ICE-Flotte müssen bis auf weiteres viel häufiger für Sicherheitsüberprüfungen an den Achsen in die Werkstätten als ursprünglich vorgesehen. Hinzu kommen technische Beeinträchtigungen wegen des Winterwetters.

Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin verzeichnet wegen des Lufthansa-Pilotenstreiks eine größere Nachfrage bei innerdeutschen Flügen. "Wir versuchen uns natürlich rasch und flexibel der Lage anzupassen", sagte eine Sprecherin.

Für einen Flug von Frankfurt nach Berlin-Tegel konnte die Fluggesellschaft am Morgen eine größere Maschine einsetzen. Auch für die nächsten Tage würden Jets mit mehr Sitzplätzen bereitgehalten.

Lufthansa zieht vor Gericht

Der Streik bei der Lufthansa und ihrer Tochter Germanwings soll nach Angaben der Pilotenvereinigung Cockpit bis einschließlich Donnerstag dauern. Die Fluggesellschaft bemühte sich am Vormittag vor Gericht um eine einstweilige Verfügung, die den Streik so schnell wie möglich stoppen soll. Das Arbeitsgericht Frankfurt verhandelt am späten Nachmittag über den Antrag der Lufthansa gegen den Streik ihrer Piloten.

Um 17.30 Uhr sollen bei der Verhandlung der vierten Kammer die Fluggesellschaft und die Vereinigung Cockpit angehört werden, sagte Gerichtssprecher Frank Woitaschek. Mit einer Entscheidung sei voraussichtlich noch am selben Tag zu rechnen. Die Lufthansa argumentiert, der Streik sei unverhältnismäßig und sie sei verpflichtet, Schaden von Unternehmen, Mitarbeitern und Aktionären abzuwenden.

Die Piloten hatten um Mitternacht ihren viertägigen Streik begonnen. Nach einem Sonderflugplan der Lufthansa würden rund 3200 Flüge bis einschließlich Donnerstag ausfallen. Es wäre der größte Streik in der Geschichte der deutschen Luftfahrt. Am Vormittag fielen bereits auf zahlreichen Flughäfen Flüge aus. Passagiere wurden zum Teil auf andere Fluggesellschaften oder bei innerdeutschen Strecken auf die Bahn umgebucht.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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