Arbeitskampf bei der Lufthansa Piloten drohen mit Streik
22.03.2010, 13:16 UhrIm Tarifstreit bei der Deutschen Lufthansa erhöht die Vereinigung Cockpit den Druck auf die Konzernspitze: Die Pilotengewerkschaft erklärt die nach dem eintägigen Februar-Streik wiederaufgenommenen Gespräche für gescheitert. Nach Ostern droht nun neues Chaos - diesmal soll es vier Tage dauern.
Bei der Deutschen Lufthansa droht ein erneuter Streik der Piloten. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) erklärte die nach einem ersten Arbeitskampf im Februar wieder aufgenommenen Verhandlungen für gescheitert.
Die zuständige Gewerkschaft Vereinigung Cockpit rief die rund 4.500 Piloten der größten deutschen Fluggesellschaft von 13. bis 16. April zu neuerlichen Arbeitsniederlegungen auf, sagte ein VC-Sprecher. Von dem Streik sind auch die Frachttochter Cargo und die Billigflugtochter Germanwings betroffen.
Die Streikdrohung ist als Ultimatum aufzufassen: Die VC begründete die lange Frist nicht nur mit der Rücksichtnahme auf zahlreiche Kunden in den Osterferien. Zugleich solle dem Top-Management ausreichend Zeit eingeräumt werden, "seinen bisherigen Kurs neu auszurichten".
Die Lufthansa habe bislang nur eine 21-monatige Nullrunde und Verschlechterungen bei den Arbeitszeitregelungen angeboten, ihrerseits aber gegen klare Abmachungen verstoßen, hieß es nun von Gewerkschaftsseite."Eine Nullrunde oder sogar Absenkungen kommen überhaupt nur dann in Frage, wenn die Lufthansa die bereits bestehende Tarifvereinbarung zur Arbeitsplatzabsicherung wieder einhält", erklärte die Tarifkommission der Vereinigung Cockpit. Diese derzeit bestehende Sicherungsvereinbarung schreibt vor, dass unter der Dachmarke Lufthansa auf Passagierflugzeugen mit mehr als 70 Sitzen nur Mitarbeiter eingesetzt werden, die unter den Geltungsbereich des Konzerntarifvertrages fallen.
Die Lufthansa erklärte dagegen, sie habe der Gewerkschaft in den vergangenen Wochen ein Angebotspaket übermittelt, mit dem sie auf die Besorgnis der Piloten um die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze eingegangen sei. Dennoch habe Cockpit "die Gespräche vorerst ausgesetzt".
Strategie mit scharfen Tönen
Damit droht Passagieren, Flughafenbetreibern und Unternehmen kurz nach den Osterferien erneut ein Verkehrschaos. Beim letzten eintägigen Streik hatte es mehrere Tage gedauert, bis sich der Flugplan wieder normalisierte, ungefähr die Hälfte der rund 1,800 geplanten Lufthansa-Flüge waren ausgefallen.
Die Pilotengewerkschaft hatte im Februar einen ursprünglich auf vier Tage angesetzten Streik bereits nach einem Tag abgebrochen. Lufthansa hatte zuvor versucht, die Arbeitsniederlegungen mit einer einstweiligen Verfügung unterbinden zu lassen, weil sie den Streit für rechtswidrig hielt. Konzern und Piloten einigten sich daraufhin vor dem Arbeitsgericht Frankfurt am Main in einem Vergleich darauf, die Tarifgespräche vorläufig wiederaufzunehmen. Die Kosten des Streiktages bezifferte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber auf rund 50 Mio. Euro.
Der Pilotenvereinigung geht es in den Tarifverhandlungen im Kern darum, dass beim Mutterkonzern Lufthansa in Deutschland keine Pilotenjobs verloren gehen. Die Gewerkschaft sieht die Gefahr, dass die Lufthansa zunehmend Verbindungen von ausländischen Tochtergesellschaften bedienen lässt, deren Piloten weniger verdienen.
Nach einem Gewinneinbruch im Vorjahr peilt die im Dax gelistete Lufthansa 2010 wieder einen höheren Gewinn an. Erreicht werden soll dieses Ziel durch angestrengtes Sparen. Der Konzern wolle ein operatives Ergebnis über dem Vorjahresniveau von 130 Mio. Euro erwirtschaften, hatte die Lufthansa erst kürzlich mitgeteilt. Die Rede war dabei von einem umfangreichen Sparprogramm in allen Konzernsparten.
Quelle: ntv.de, mmo/sla/AFP/dpa/rts