Wirtschaft

Tarifstreit bei Air Berlin Piloten kippen Einigung

So etwas gibt es selten: Die bereits vor Wochen gefundene Lösung in den Tarifauseinandersetzungen bei Air Berlin sind reif für den Papierkorb. Die Mehrheit der betroffenen Piloten lehnt den von ihrer Gewerkschaft erzielten Kompromiss ab. Unklar ist bislang, ob nun neue Streiks drohen.

Mit dem Kompromiss kippt die Friedenspflicht: Neue Streiks sind denkbar, neue Verhandlungen wahrscheinlich.

Mit dem Kompromiss kippt die Friedenspflicht: Neue Streiks sind denkbar, neue Verhandlungen wahrscheinlich.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Tarifkompromiss mit den Piloten der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin ist geplatzt. Die Piloten lehnten in einer Urabstimmung die Ende August gefundene Einigung mit großer Mehrheit ab, bestätigte die Fluggesellschaft vorab kursierende Informationen aus Kreisen der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit. Neue Gespräche mit der Gewerkschaft seien für Anfang November vereinbart. Man gehe davon aus, dass es deshalb zunächst zu keinen Streiks kommen werde.

In Tarifauseinandersetzungen ist es äußerst selten, dass bereits gefundene Kompromisse mit einer späteren Urabstimmung gekippt werden. Die Tarifkommission der Gewerkschaft und das Management der Fluggesellschaft hatten sich am 31. August auf einen neuen Manteltarifvertrag geeinigt, der eine schrittweise Angleichung von Arbeitsbedingen der Air-Berlin-Piloten an das bessere Niveau der Tochtergesellschaft LTU bis 2013 bringen sollte. Zuvor hatte die Gewerkschaft während der monatelangen Verhandlungen mit Streiks gedroht.

Peinlich für die Gewerkschaft

Nach Angaben aus Luftfahrtkreisen regte sich nach dem Kompromiss unter den Air-Berlin-Piloten Widerstand, weil sie ein besseres Verhandlungsergebnis für möglich hielten. Von der Gewerkschaft war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Air-Berlin-Tochter LTU: Hier fiel die Ablehnung etwas weniger harsch aus.

Air-Berlin-Tochter LTU: Hier fiel die Ablehnung etwas weniger harsch aus.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Aus einer internen Mitteilung der Pilotengewerkschaft Cockpit an ihre Mitglieder geht hervor, dass bei der Urabstimmung bei Air Berlin eine Mehrheit von 90,5 Prozent der Befragten gegen den Kompromiss stimmten. Nur 8,9 Prozent sprachen sich demnach dafür aus. Bei der Tochter LTU gab es 84,5 Prozent Nein-Stimmen, nur 14,2 Prozent waren für den Kompromiss. Die Wahlbeteiligung lag zwischen 79,1 Prozent bei LTU und 83,8 Prozent bei Air Berlin.

Das ganze Spiel von vorn

In dem Papier heißt es weiter, mit der Ablehnung des Kompromisses durch die Urabstimmung bestehe nun keine Friedenspflicht mehr. Das bedeutet, dass Streiks zumindest rechtlich wieder möglich sind.

Bei Air Berlin und der 2007 hinzugekauften Düsseldorfer LTU arbeiten rund 1200 Piloten. Der ursprüngliche Tarifkompromiss regelte unter anderem die Zahl freier Tage, Dienstplanmodelle und Urlaub. Auch hatten sich beide Seiten darauf geeinigt, zum Sommerflugplan 2011 die Crew auf ausgewählten, besonders weiten Langstreckenflügen durch einen dritten Piloten zu verstärken.

Quelle: ntv.de, dpa

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