Wirtschaft

Konjunkturkurbel in Europas Osten Polen schraubt am Zloty-Zins

Den Blick fest auf den Euro gerichtet: "Die Entscheidung, beizutreten oder nicht, sollte schnellstmöglich nach den Wahlen im Jahr 2015 getroffen werden."

Den Blick fest auf den Euro gerichtet: "Die Entscheidung, beizutreten oder nicht, sollte schnellstmöglich nach den Wahlen im Jahr 2015 getroffen werden."

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit einem unerwartet entschlossenen Zinsschritt nach unten wirbeln die Währungshüter in Warschau die Devisenkurse durcheinander: Der für den Zloty-Raum maßgebliche Leitzins sinkt auf ein neues Rekordniveau. Die Entscheidung dürfte im Nachbarland nicht ohne Folgen bleiben.

Euro-Fahrplan in der Schublade: In mehr als nur einer Hinsicht ist Warschau näher dran an Paris und Frankreich als etwa Athen.

Euro-Fahrplan in der Schublade: In mehr als nur einer Hinsicht ist Warschau näher dran an Paris und Frankreich als etwa Athen.

(Foto: REUTERS)

D ie polnische Zentralbank Narodowy Bank Polski (NBP) hat ihren Leitzins überraschend deutlich auf ein neues Rekordtief gesenkt. Er fiel um einen halben Prozentpunkt auf 3,25 Prozent, wie der geldpolitische Rat der Notenbank mitteilte. Experten hatten nur einen Zinsschritt um 25 Basispunkte erwartet. Schwächeres Wachstum und steigende Arbeitslosenzahlen haben zuletzt die Sorge gemindert, dass die Inflation anziehen könnte.

Polen gilt als vergleichsweise robuste Volkswirtschaft, deren Wachstumsmotor jedoch seit einiger Zeit nicht mehr ganz so rund läuft wie bisher. Insbesondere das Auslaufen eines umfangreichen Infrastrukturprogramms im Vorfeld der Fußball-EM 2012 macht sich bemerkbar. Die Bautätigkeit ist eingebrochen. In der Folge rutschten viele Unternehmen der Branche in die Pleite.

Die Notenbank reagierte nun mit einer kräftigen geldpolitischen Lockerung auf die eingetrübten wirtschaftlichen Perspektiven: Es war bereits die fünfte Zinssenkung in Folge seit November. Allerdings war es das erste Mal, dass sich die Notenbanker für einen so deutlichen Schritt entschieden haben.

Die kräftige Zinssenkung drückte auf den Kurs der Landeswährung Zloty: Der Euro kletterte auf 4,1471 Zloty, nachdem er zuvor noch bei 4,1230 gelegen hatte.

Ja zu mehr Haushaltsdisziplin

Ende Februar hatte der polnische Staatspräsident Bronislaw Komorowski das Gesetz über die Ratifizierung des polnischen Fiskalpakts unterzeichnet. Damit ist das Ja Polens zu mehr Haushaltsdisziplin in den Staaten der Eurozone auch formalrechtlich offiziell. Polen hat die europäische Gemeinschaftswährung noch nicht eingeführt. Komorowski und Regierungschef Donald Tusk hatten erst kurz zuvor mit Blick auf den Euro-Fahrplan des Landes angekündigt, dass Polen die Beitrittskriterien bis zum Jahr 2015 erfüllen wird.

Anders als die liberalkonservative Regierungskoalition hat die nationalkonservative Opposition Bedenken gegen die Einführung der Gemeinschaftswährung. "Das Jahr 2015 ist das Ende der Amtszeit und des Parlaments, also wahrscheinlich auch unserer Regierung", sagte Tusk. Die politische Entscheidung über den Beitritt zur Eurozone könne auch später fallen.

2015 kommt der Euro?

"Die Entscheidung, beizutreten oder nicht, sollte schnellstmöglich nach den Wahlen im Jahr 2015 getroffen werden", sagte Komorowski. Wichtig sei nun, die Polen vom Sinn der vertieften europäischen Integration einschließlich des Beitritts zur gemeinsamen Währung zu überzeugen.

"Nicht das Datum ist wichtig, sondern die volle Überzeugung, dass er (der Euro-Beitritt) für alle Polen sicher ist", betonte Tusk. "Das ist die Grundlage, nach der wir und unsere Nachfolger uns richten müssen."

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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