"Legen den Betrieb komplett lahm" Porsche organisiert Widerstand
19.07.2009, 15:58 UhrDer Porsche-Betriebsrat will notfalls auch mit Arbeitskämpfen eine drohende Eingliederung des Sportwagenbauers in den Volkswagen-Konzern verhindern. Als Druckmittel sind dabei wohl auch Arbeitsniederlegungen möglich. Damit wolle der Betriebsrat die Eigentümer des Sportwagenbauers, die Familien Porsche und Piech, an ihr Versprechen erinnern, die Unabhängigkeit der Firma zu erhalten. Auch andere Medien berichteten am Wochenende, dass es zu Streiks kommen kann. Laut "Bild am Sonntag" planen Betriebsrat und IG Metall Besetzungen der Porsche-Werke in Zuffenhausen und Weissach sowie unbefristete Streiks. Der "Fokus" zitierte einen Arbeitnehmervertreter mit den Worten: "Wir legen den Betrieb komplett lahm." Porsche wollte sich dazu nicht äußern.
Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück sieht bei der sich abzeichnenden Eingliederung in den VW-Konzern Tausende Arbeitsplätze in Gefahr. "Eine Übernahme durch VW würde die 11.000 Arbeitsplätze bei Porsche gefährden und einzig dazu dienen, den Traum von Herrn Piech zu erfüllen. Mit Polo-Teilen können Sie keinen Porsche bauen", sagte Hück, der zugleich stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Porsche ist.
Hück kündigte massiven Widerstand der Belegschaft gegen die Pläne von VW-Patriarch Ferdinand Piech an, den Sportwagenbauer als zehnte Marke in den Wolfsburger Konzern zu integrieren. "Wir werden dafür kämpfen, dass Porsche immer Porsche bleibt", sagte Hück der "Süddeutschen Zeitung". Der Betriebsrat hat nach Angaben Hücks in der Belegschaft bereits mehr als 8000 Unterschriften für die Eigenständigkeit des in Stuttgart-Zuffenhausen ansässigen Unternehmens gesammelt.
Nach einem Bericht des "Spiegel" soll die Porsche AG in zwei Schritten an VW verkauft werden. Die Wolfsburger übernähmen zuerst 49,9 Prozent und zu einem späteren Zeitpunkt die übrigen Anteile. Die Porsche Automobil Holding dürfte demnach dafür rund acht Milliarden Euro bekommen und könnte somit ihre Schulden größtenteils tilgen. Möglicherweise übernehme VW sogar noch das Autohandelshaus der Familien in Salzburg, was ihnen über drei Milliarden Euro einbringen dürfte, berichtete das Magazin. Im Gegenzug hielten die Familien dann über 50 Prozent an einem vereinten VW-Porsche-Konzern. Niedersachsen solle weiterhin mit 20 Prozent beteiligt sein, Katar künftig mit einem Paket zwischen 14,9 und 19,9 Prozent. "Das wäre die totale Kapitulation der Porsche-Familie vor Piech", erfuhr Reuters aus Porsche-Kreisen.
Spekulationen um Wiedeking halten an
Damit könnten auch die Tage von Wendelin Wiedeking als Porsche-Chef gezählt sein. Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" soll Wiedeking bis spätestens Mittwoch zum Rücktritt gezwungen werden. An den Sitzungen am Donnerstag soll der langjährige Porsche-Chef nicht mehr teilnehmen. Ein Porsche-Sprecher sagte dazu, Wiedeking werde nach derzeitigem Stand am Donnerstag auf der Aufsichtsratssitzung sein Konzept zur Entschuldung des Unternehmens vorstellen. Stunden zuvor tagt auch der Aufsichtsrat von VW, dem auch Wiedeking angehört. Nach einem Bericht der "Rheinischen Post" drohen Porsche Klagen wegen Veruntreuung von Aktionärsvermögen, sollte der Konzern Wiedeking im Fall von dessen Rücktritt als Vorstandschef tatsächlich eine Abfindung von rund 100 Millionen Euro bezahlen.
Der von den Familien Piech und Porsche kontrollierte Sportwagenbauer, der 51 Prozent der Stimmrechte an Volkswagen hält, hat sich mit der Übernahme des deutlich größeren Wolfsburger Konzerns verhoben und sucht nun nach Wegen, um die Schuldenlast von über zehn Milliarden Euro zu drücken. Dazu umwirbt Porsche unter Führung von Vorstandschef Wiedeking das Emirat Katar, um mit geringeren Verbindlichkeiten in Fusionsverhandlungen mit VW einzutreten. Nach Aussage von Niedersachsens Ministerpräsidenten Christian Wulff wird es keinen Einstieg von Katar bei der Porsche SE geben. VW mit Aufsichtsratschef Ferdinand Piech an der Spitze will hingegen zuvor einen Teil des Porsche-Sportwagengeschäfts übernehmen.
Quelle: ntv.de, nne/rts