Wirtschaft

VW-Ultimatum läuft Dienstag aus Porsche unter Zeitdruck

Im Ringen um eine Zukunft für die beiden Autohersteller Volkswagen (VW) und Porsche ist der Machtkampf am Wochenende voll entbrannt. Berichte über ein Ultimatum aus Wolfsburg lösen in Stuttgart hektische Reaktionen aus. Während die niedersachsische Landesregierung die Existenz eines Ultimatums dementiert, verrät ein Porscher-Sprecher Details aus einem Brief an Wolfgang Porsche.

Porsche-Händler in Doha im Emirat Katar: In Stuttgart brennt die Luft.

Porsche-Händler in Doha im Emirat Katar: In Stuttgart brennt die Luft.

(Foto: AP)

Volkswagen hat seinem hoch verschuldeten Großaktionär Porsche nach einer monatelangen Hängepartie ein Ultimatum gestellt. "Es wurden uns Fristen bis Ende Juni gesetzt", bestätigte ein Porsche-Sprecher. Bis dahin solle Porsche entscheiden, ob der Sportwagenbauer künftig gemeinsame Wege mit VW gehen wolle. Es gebe auch ein Schreiben des VW-Vorstandes an Porsche-Miteigentümer und Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche. Dieser hatte das Ultimatum zuvor scharf zurückgewiesen: "Erpressen lassen wir uns nicht."

"Es gibt kein Ultimatum, sondern ein intensives gutes Zusammenarbeiten an der Zukunft von Porsche und VW", erklärte dagegen Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff. "Wir haben Vertraulichkeit vereinbart." Es gebe aus dem Norden keine Erklärung, auf die im Süden reagiert werden müsste. "Wir arbeiten an einer guten Lösung für Porsche und VW."

Zuvor hatte der "Spiegel" ohne nähere Angaben von Quellen berichtet, dass VW-Spitze und Großaktionär Niedersachsen der Porsche-Führung nur noch bis Montag Zeit gewähren, um einer Fusion mit Volkswagen zuzustimmen. Auf Unterstützung durch das umworbene Emirat Katar könne Porsche nicht mehr hoffen, hatte es geheißen. Vor diesem Hintergrund sprach Wolfgang Porsche am Wochenende von einem Ultimatum, das den Verhandlungen schade, und mahnte zur Ruhe.

In dem Bericht des "Spiegel" hatte es geheißen, die VW-Seite um Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigner Ferdinand Piech, Konzernchef Martin Winterkorn sowie Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff wolle mit der Fristsetzung den Druck auf Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Wolfgang Porsche erhöhen.

Über Bande gespielt

Sollten die beiden sich auf das aktuelle Angebot zum Zusammenschluss der beiden Autobauer nicht einlassen, werde dieses hinfällig - und die Finanznot von Porsche würde sich gravierend verschärfen. Denn das Emirat Katar, mit dem Porsche über eine milliardenschwere Geldspitze verhandelt, wolle sich nur dann an einem fusionierten Porsche/VW-Konzern beteiligen, wenn bei den wesentlichen Eigentümern, dem Land Niedersachsen und den Familien Porsche und Piech, Einigkeit über den künftigen Kurs bestehe.

Außerdem müsse Porsche damit rechnen, dass VW im September auf der Rückzahlung eines Kredits über 700 Mio. Euro besteht, den die Wolfsburger Porsche im März gewährt hatten, hieß es in dem Bericht. Die Aussichten, von der staatlichen Förderbank KfW den beantragten Kredit über 1,75 Mrd. Euro doch noch zu bekommen, gelten nach negativen Signalen aus der Bundesregierung als gering.

Wolfgang Porsche hatte sich brüskiert zu den Signalen aus Wolfsburg geäußert. "Erpressen lassen wir uns nicht", betonte der Porsche-Holding-Aufsichtsratschef in einer gemeinsamen Erklärung mit seinem Stellvertreter, dem Porsche-AG-Betriebsratschef Uwe Hück. "Wir hoffen sehr, dass die Urheber des Ultimatums vor dem Hintergrund der gemeinsamen Ziele sich wieder beruhigen und in internen Gesprächen und nicht über Schlagzeilen ihre Vorschläge verfolgen."

Porsche-Chef Wiedeking betonte unterdessen, weiter im Amt bleiben zu wollen. "Mein Vertrag läuft bis 2012", ließ er sich in der "Bild am Sonntag" zitieren.

Was bleibt der Porsche-Holding?

In dem Magazinbericht war von einem VW-Vorschlag an die Porsche-Eignerfamilien Porsche und Piech die Rede, demzufolge der Wolfsburger Konzern der Porsche Holding für drei bis vier Milliarden Euro einen 49-Prozent-Anteil an der Porsche AG abkauft, die das Sportwagengeschäft vereint. In einem nächsten Schritt würde Katar Optionen auf VW-Aktien übernehmen, die von der Porsche Holding gehalten werden. Zum Schluss müssten die Unternehmen Porsche und VW fusionieren, hieß es in dem Bericht. Am vereinten Autokonzern könnten demzufolge die Familien Porsche und Piech über 40 Prozent der Aktien halten, Niedersachsen 20, Katar rund 15 und ein weiterer Staatsfonds fünf Prozent.

Porsche hat sich mittlerweile die Stimmrechtsmehrheit an VW gesichert und deswegen neun Milliarden Euro Schulden angehäuft. Wegen dieser Last sind die Stuttgarter seit Monaten auf der Suche nach Geldgebern und prüfen auch die Möglichkeiten einer Kapitalerhöhung durch die Familieneigner und die Vorzugsaktionäre.

Die Wege zum Schuldenabbau sind bei den Familien Porsche und Piech, die alle stimmberechtigten Anteile an der Porsche Holding halten, umstritten. Ferdinand Piech favorisiert seit längerem eine Übernahme des Porsche-Sportwagengeschäfts durch VW. Diese Idee stößt bei anderen Familienmitgliedern auf Ablehnung, da der Porsche Holding dann nur noch die Beteiligung an VW als Geschäftszweck bliebe. Ferner wird nach Unternehmensangaben bei der Übernahme einer Kontrollmehrheit bei der Porsche AG durch einen Investor die im März für mindestens ein Jahr vereinbarte Kreditlinie der Banken von mehr als zehn Milliarden Euro fällig.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen