BHP will 39 Milliarden zahlen Potash lehnt Übernahme ab
17.08.2010, 15:15 Uhr
Der australisch-britische Rohstoffkonzern BHP Billiton gehört mit Vale und Rio zu den drei weltgrößten Abbauunternehmen.
(Foto: REUTERS)
In der Düngemittelbranche bahnt sich eine Übernahmeschlacht um den kanadischen Weltmarktführer Potash an. Der weltgrößte Bergbaukonzern BHP Billiton bietet 38,6 Mrd. US-Dollar für den K+S-Konkurrenten. Potash lehnte den Vorstoß jedoch ab und rüstet sich schon für die Abwehr einer feindlichen Übernahme. Mit 130 US-Dollar je Aktie böten die Australier nur 16 Prozent mehr als die 112 Dollar, die das Papier am Montag kostete, erklärte der Verwaltungsratschef von Potash, Dallas J. Howe. Die Düngerbranche sei mit der Konjunktur gerade im Aufwind, Potash damit klar unterbewertet.
BHP Billiton liebäugelt seit Juni offiziell damit, sein Portfolio um den Dünger-Rohstoff Kali - englisch "potash" - zu erweitern. In Kanada, den USA und am Ural befinden sich die größten Vorkommen von Kali, in Deutschland baut die Kasseler K+S (früher Kali+Salz) das Mineral ab. Die K+S-Aktie profitierte von der neu erwachten Übernahmefantasie in der Branche und gewann fast sechs Prozent. Potash-Aktien legten in Frankfurt zeitweise 30 Prozent zu, die in London notierte BHP-Aktie verlor dagegen. K+S wollte sich zu dem Vorgang nicht äußern. Das Unternehmen ist an der Börse acht Mrd. Euro wert.
BHP bestätigte den Vorstoß vom vergangenen Freitag. In einem von der "Financial Times" im Internet veröffentlichten Schreiben von BHP-Verwaltungsratschef Jacques Nasser an seinen Potash-Kollegen heißt es, dem Minenbetreiber sei sehr an einer freundschaftlichen Einigung gelegen. Die Übernahme sei von den Banken voll finanziert.
Potash-Vorstand spielt auf Zeit
Die Potash Corp of Saskatchewan rüstet sich aber bereits für einen Abwehrkampf. Der Vorstand beschloss eine "Giftpille", mit der eine feindliche Übernahme erheblich erschwert würde: Sobald ein neuer Großaktionär auf mehr als 20 Prozent der Anteile an Potash kommt, verdoppelt das Unternehmen sein Grundkapital und bietet die neuen Papiere allen übrigen Anteilseignern mit einem erheblichen Abschlag an. Potash erklärte, das Management gewinne damit Zeit, sich nach Alternativen umzusehen, etwa einen anderen Käufer zu finden. Damit müsste BHP weit tiefer in die Tasche greifen.
"Wir finden, dass sich unsere Aktionäre dieses aggressiven Versuchs bewusst werden müssen, unser Unternehmen für deutlich weniger als den in ihm steckenden Wert zu erwerben", erklärte Verwaltungsratschef Howe. Die Branche sei noch in den Anfängen der Erholung, heißt es in Howes Brief an seinen BHP-Kollegen Nasser. "Potash ist deutlich und unverhältnismäßig stark unterbewertet, weil wir entschieden haben, die Produktion mit der Nachfrage in Einklang zu bringen und in die Infrastruktur investieren." Potash zu kaufen, wäre für BHP wie für jeden anderen Käufer eine "einmalige Gelegenheit".
"Potash hat eine glänzende Zukunft als unabhängiges Unternehmen, und ihr Brief gibt uns keinerlei Anlass, den Kurs zu ändern", heißt es in Howes Schreiben. Die Branche setzt auf den weltweit steigenden Nahrungsmittelbedarf. In der Rezession waren die Geschäfte so stark eingebrochen wie seit Jahrzehnten nicht mehr, erst seit einem halben Jahr geht es wieder aufwärts - auch, weil Spekulanten an die Agrarmärkte zurückgekehrt sind. Im zweiten Quartal war der Umsatz des kanadischen Konzerns um 70 Prozent nach oben geschossen. Potash sei am Wendepunkt, die Nachfrage nach Kali werde anziehen, das Angebot sich verknappen und die Preise anziehen, hieß es in der Antwort auf den Vorstoß des Rivalen.
Auch in Russland formiert sich neuer Gigant
Zuletzt hatten sich Bestrebungen abgezeichnet, in Russland einen neuen Düngemittel-Riesen zu schaffen. Investoren, die dem milliardenschweren Eigner von Uralkali, Suleiman Kerimow, nahestehen, haben gut 44 Prozent am russischen Rivalen Silvinit erworben. Kerimow, dem seit Juni bereits 53,2 Prozent an Uralkali gehören, besitzt auch 25 Prozent an Silvinit. Unterdessen will der kanadische Potash-Rivale Agrium in ein naheliegendes Geschäftsfeld vorstoßen: Er bietet 1,07 Mrd. Dollar für den größten australischen Weizen-Exporteur AWB.
Quelle: ntv.de, rts