Wirtschaft

Nächster Dax-Kandidat? ProSieben-Investoren bereiten Ausstieg vor

Zwei Satellitenempfangsanlagen von ProSieben und Sat.1 auf dem Dach der Fernsehproduktionsstudios in Berlin (Archiv)

Zwei Satellitenempfangsanlagen von ProSieben und Sat.1 auf dem Dach der Fernsehproduktionsstudios in Berlin (Archiv)

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Eigener des Medienkonzerns wollen ihr Recht auf Alleinherrschaft aufgeben. Dazu sollen die Aktien vereinheitlicht und über die Börse abgestoßen werden. Allerdings gibt es keinen strategischen Käufer - der Preis scheint schlicht zu hoch.

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ProSiebenSat.1 5,67

Die Finanzinvestoren KKR und Permira leiten rund sechs Jahre nach der Übernahme des Fernsehkonzerns ProSiebenSat.1 den Rückzug über die Börse ein. Dazu wollen sie am Dienstag ihr Recht auf Alleinherrschaft bei ProSiebenSat.1 aufgeben, um Käufern die Anteilsscheine schmackhaft zu machen. Bislang liegen sämtliche stimmberechtigten Stammaktien in den Händen der beiden Investoren und der niederländischen Mediengruppe Telegraaf. Börsennotiert sind lediglich die stimmrechtslosen Vorzugsaktien - sie sollen nun von der Hauptversammlung in München in Stammaktien umgewandelt werden.

Die Vorzugsaktionäre, die sich unmittelbar danach zu einer eigenen Versammlung treffen, dürften das Geschenk kaum ablehnen, auch wenn sie damit ihren Dividendenvorzug von zwei Cent je Aktie aufgeben. Ende August oder Anfang September dürfte die Umwandlung rechtlich in trockenen Tüchern sein.

Investoren wollen Aktien abstoßen

Mit der Zulassung der dann einheitlichen Stammaktien zum Börsenhandel ist für KKR und Permira der Weg frei, ihre Aktien wie geplant am Finanzmarkt abzustoßen. In der Branche wird damit gerechnet, dass die Investoren sich schrittweise von ihren Anteilen trennen - den Anfang hatten sie bereits im Februar mit dem Verkauf ihrer Vorzugsaktien an mehrere Großanleger gemacht. Derzeit halten sie über ihre Holding Lavena 88 Prozent der Stammaktien, was 44 Prozent der Firmenanteile entspricht.

Mit steigendem Aktionärsinteresse gilt ProSiebenSat.1 als Anwärter für einen der 30 Plätze im Leitindex Dax. Zuletzt lagen die Titel nach Marktkapitalisierung und Handelsvolumen in den Statistiken der Deutschen Börse in etwa auf Rang zehn im Nebenwerteindex MDax.

Ende April hatte bereits der Medienkonzern Bertelsmann für 1,4 Milliarden Euro ein Aktienpaket am ProSiebenSat.1-Rivalen RTL Group an der Frankfurter Börse verkauft. Bald darauf waren die RTL-Titel in den Kleinewerte-Index SDax aufgenommen worden.

Einen strategischen Käufer haben die Haupteigner nicht gefunden, wie Permira-Manager und ProSiebenSat.1-Aufsichtsratschef Götz Mäuser jüngst einräumte und zur Begründung auf den hohen Börsenwert des TV-Konzerns verwies. Mit 7,4 Milliarden Euro wurde ProSiebenSat.1 am Montag an der Börse bewertet. "Die müsste ein Käufer komplett finanzieren können, weil er zu einem Übernahmeangebot an alle Aktionäre verpflichtet ist, sobald er mehr als 30 Prozent der Aktien erwirbt", hatte Mäuser gesagt. "Ich sehe zur Zeit kein deutsches Medienunternehmen, das dazu in der Lage wäre. Und für globale Medienkonzerne steht die Digitalisierung an erster Stelle, nicht die Internationalisierung, schon gar nicht in Europa."

Aktionäre sollen Geldregen absegnen

Mäusers Fazit: "Wir sind ein Stück weit Opfer des eigenen Erfolgs." Tatsächlich hat die Aktie in diesem Jahr einen Boom erlebt: Von weniger als 22 auf rund 34 Euro ist der Kurs seit Anfang Januar in die Höhe geschnellt - ein Anstieg von rund 65 Prozent. Doch dass sich ProSiebenSat.1 für Permira als überragendes Investment erweist, bezweifelte der Manager: "Wir sind zuversichtlich, dass wir am Ende ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen werden", sagte er. "Rekordverdächtig wird die Rendite wegen der Finanzkrise aber kaum werden." Eingestiegen waren Permira und KKR zum Preis von 28,71 Euro je Stamm- und 22,40 Euro je Vorzugsaktie.

Seitdem der Ende 2006 mit dem damaligen Eigner Haim Saban vereinbarte Kauf im März 2007 perfekt war, haben neuen Investoren allerdings Dividenden kassiert und sich ihre Sendergruppe SBS von ProSiebenSat.1 abkaufen lassen. Der Plan, daraus einen europäischen Senderverbund zu schmieden, ging nicht auf. Doch gelang der milliardenschwere Verkauf der Aktivitäten in Belgien und den Niederlanden und zuletzt in Skandinavien. Die Erlöse aus dem letzten Deal fließen fast ausschließlich an die Aktionäre: Sie sollen den Geldregen von 1,2 Milliarden Euro am Dienstag absegnen - 5,63 Euro je Stammaktie und 5,65 Euro je Stammaktie. Dementsprechend dürfte der Kurs nach der Auszahlung am Mittwoch kräftig nachgeben.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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