Air Berlin gerät ins Trudeln Quartalsverlust zehrt Eigenkapital auf
15.05.2013, 16:14 Uhr
Air Berlin fliegt wieder in den roten Zahlen.
(Foto: picture alliance / dpa)
"Es ist keine gute Situation, aber es ist auch nicht gefährlich", sagt ein Analyst zu den Zahlen von Air Berlin. Deutschlands zweitgrößte Fluglinie rutscht wieder tiefer in die roten Zahlen. Die Folgen sind am deutlich schrumpfenden Eigenkapital zu sehen. Das sorgt für Nervosität unter den Anlegern.
Air Berlin bekommt trotz eines harten Sparkurses nicht die Kurve: Zum Jahresauftakt türmen sich die Verluste, das Kapitalpolster ist komplett verpufft. Aufwind verspricht der neue Chef Wolfgang Prock-Schauer für die nächsten Quartale: Ab Sommer soll sich der Konzernumbau für Deutschlands zweitgrößte Fluglinie auszahlen, und im Gesamtjahr sind schwarze Zahlen angepeilt.
Im 1. Quartal 2013 stürzte Air Berlin tiefer in die roten Zahlen. Unterm Strich stand ein Fehlbetrag von 196 Mio. Euro nach 164 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz fiel um 3 Prozent auf 792 Mio. Euro. Neben den Kosten für den Konzernumbau schlugen noch saisonale Faktoren zu Buche - so fliegen Airlines im Winter meist Verluste ein - richtig Geld verdient wird zur Hochsaison im Sommer.
"Keine gute Situation"
Die Verluste zehrten das Eigenkapital komplett auf. Ende März standen hier minus 53,1 Mio. Euro. "Das bedeutet nicht, dass die Firma vor dem Untergang steht", sagte Finanzchef Ulf Hüttmeyer. Das Ziel bleibt, Ende des Jahres eine positive und mittelfristig eine Eigenkapitalquote von 15 bis 20 Prozent zu erreichen.
Airline-Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler gibt Entwarnung: "Es ist keine gute Situation, aber es ist auch nicht gefährlich", sagte er. Die Lage werde sich in den nächsten Monaten dank des saisonalen Anziehens des Flugverkehrs verbessern, und zudem verfüge Air Berlin mit 470 Mio. Euro über ausreichend Liquidität. Anleger reagierten trotzdem nervös: Die im Kleinwerteindex SDax notierte Aktie fiel am Mittwoch um 3,4 Prozent.
Tarifabschluss ohne Streik
Nach einer übereilten Expansion und hohen Verlusten befindet sich Air Berlin schon seit einiger Zeit in einem harten Sanierungsprozess, dem jede Zehnte der 9000 Stellen zum Opfer fällt. Sparen steht dabei im Mittelpunkt - dieses Jahr sollen die Kosten um 200 Mio. Euro sinken. Um über die Runden zu kommen, holte die Linie Ende 2011 die kapitalkräftige Etihad an Bord - die Fluggesellschaft aus dem Golf-Emirat Abu Dhabi stieg mit knapp 30 Prozent bei Air Berlin ein und half seitdem mit Finanzspritzen aus. Nochmals wolle die Airline ihren Gönner nicht anpumpen, versprach der Konzernchef: "Unser Ziel ist ganz klar: Wir müssen unser Überleben aus eigener Kraft schaffen."
Ein glücklicheres Händchen hat die Air-Berlin-Führung derzeit bei Tarifverhandlungen. "Wir konnten uns gerade mit Verdi auf einen neuen Tarifabschluss für das Bordpersonal einigen", sagte Prock-Schauer. Das sei wichtig, da der Abschluss für 3000 Angestellte gelte und geräuschlos - also ohne Ausstand - ausgehandelt worden sei. Zudem konnte die angeschlagenen Gesellschaft sich damit Luft verschaffen: Bis Jahresende gibt es eine Nullrunde, die Gehälter steigen erst ab nächstem Jahr.
Daneben darf Air Berlin mit Billigung der Gewerkschaft zur Hauptreisezeit im Sommer vorübergehend 250 Saison-Kräfte anheuern. "Die Verhandlungen mit anderen Gewerkschaft laufen, und wir sind zuversichtlich, dass wir uns auch einigen", erläuterte Prock-Schauer, der zum Jahreswechsel das Air-Berlin-Cockpit von Hartmut Mehdorn übernahm.
Das Tarifverhandlungen auch anders laufen können, zeigte sich jüngst beim großen Rivalen Lufthansa. Hier legte Verdi erst zwei Tage lang die Fluglinie durch Warnstreiks lahm, bevor die Kranich-Linie einlenkte. Der Schaden für die Lufthansa geht in die Millionen.
Quelle: ntv.de, rts