Wirtschaft

Zweifelhafte Geldtransfers Quelle auf dem Trockenen

Die Notlage des Versandhauses Quelle ist noch dramatischer als bislang bekannt. Die Tochter des ebenfalls insolventen Handelskonzerns Arcandor ging offenbar mit leeren Konten in die Insolvenz. Ein Arcandor-Sprecher verteidigt das Vorgehen. Auch der Insolvenzverwalter sieht keinen Grund für Aufregung.

Quelle muss bereits seit fast drei Wochen ohne eigene flüssige Mittel auskommen, weil das Unternehmen sein Geld wenige Stunden vor dem Insolvenzantrag Anfang Juni an den Mutterkonzern Arcandor überwiesen hat. Ein Arcandor-Sprecher hat entsprechende Berichte mittlerweile bestätigt.

Mit der Insolvenz habe dieser Schritt aber nichts zu tun gehabt, sagte der Sprecher. Vielmehr handele es sich um ein übliches Verfahren, dass Tochterfirmen ihr Guthaben im sogenannten "Cash-Pooling" an die Mutter überführten. Die Tochterfirmen würden aus diesem Pool dann wiederum mit Geld versorgt. Dies sei ein automatisiertes System auf täglicher Basis. "Jeden Tag gehen Finanzströme in beide Richtungen", sagte er.

Auch ein Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg sagte, es sei "zu heftig", von einem Abräumen der Konten zu sprechen. "Das hat überhaupt nichts mit der Insolvenz zu tun", erklärte er. "Der Verwalter muss sich jetzt mit der Situation so wie sie ist auseinandersetzen." Er rechne am Montag mit einer Entscheidung der Bundesregierung über den erhofften Notkredit für das Versandhaus. Arcandor ist nach den Worten Koslowskis "nach wie vor zuversichtlich, dass es am Ende doch zu einer positiven Entscheidung kommt."

Der Quelle-Gesamtbetriebsrat kündigte an, das Verfahren zu prüfen. "Wir wollen auf Cent und Euro wissen, wie diese letzten Tage verlaufen sind", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Ernst Sindel.

Bei Karstadt sind einem Bericht der "Welt am Sonntag" zufolge einige potenzielle Investoren lediglich an einem Haus interessiert, andere an mehreren Häusern. Hauptinteressent bleibe mit der Metro die Muttergesellschaft von Karstadt-Konkurrent Kaufhof, die 60 der insgesamt 91 Filialen übernehmen und mit seiner Konzerntochter verschmelzen wolle, berichtete die Zeitung aus Unternehmenskreisen.

Seehofer legt sich ins Zeug

Unterdessen hat CSU-Chef Horst Seehofer an Bundeskanzlerin Angela Merkel appelliert, in der Hängepartie um einen Kredit für das insolvente Versandunternehmen positiv zu entscheiden. "Ich habe kein Verständnis dafür, wie die Bundesregierung solche Dinge behandelt", sagte Seehofer am Samstag am Rande einer Parteiveranstaltung in Dachau zur zögerlichen Haltung insbesondere von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück. Nach Angaben aus Berliner Regierungskreisen vom Freitag will die Bundesregierung bis zu diesem Montag eine Grundsatzentscheidung treffen.

Gleichzeitig verteidigte Seehofer die Haltung der bayerischen Staatsregierung, die von sich aus bereits eine Zusage für einen Kredit an Quelle in Höhe von 21 Mio. Euro gegeben hatte. Der Bund ist mit 25 Mio. Euro gefordert, das Land Sachsen soll vier Millionen Euro geben. "Wir sind verantwortlich zu dieser Entscheidung gekommen. Der Freistaat verbrennt keine Steuergelder", sagte er. Quelle habe diese Chance verdient "und wird sie auch nutzen, wenn der Bund handelt".

Zur Zurückhaltung von Bundeswirtschaftsminister und Parteifreund Karl-Theodor zu Guttenberg in der Frage des Quelle-Kredits sagte Seehofer: "Wir telefonieren und sprechen uns ab." Es gehe in der Angelegenheit "nicht um das Verhältnis Guttenberg-Seehofer".

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa

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