Deutsche Bank feuert Händler RBS zahlt Libor-Strafe
06.02.2013, 15:44 Uhr
"Verblüffend, wieviel Geld die Libor-Feststellung einbringen kann". Oder wieviel Ärger.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die britische Großbank RBS muss wegen ihrer Verwickelung in den Skandal um die manipulierten Liborzinssätze mehr als 600 Millionen Euro an Aufsichtsbehörden in England und den USA zahlen. Das ist die zweithöchste Strafe, die bisher in dem Skandal fällig wurde. Die Deutsche Bank suspendiert derweil im Zusammenhang mit den Zinsmanipulationen weitere Händler.
Die Royal Bank of Scotland (RBS) ist wegen des Skandals um die jahrelange Manipulation wichtiger Zinssätze zu einer hohen Strafe verdonnert worden. Es würden rund 615 Mio. Dollar an Aufsichtsbehörden in den USA und Großbritannien überwiesen, um die Affäre beizulegen, teilte die britische Großbank mit. In der laufenden Untersuchung, in die mehr als ein Dutzend Banken verwickelt sind, ist dies der bisher zweihöchste Betrag.
Der Chef der Handelssparte, John Hourican, übernehme die Verantwortung für Fehler des Managements und werde die RBS verlassen, erklärte das in Finanzkrise teilverstaatlichte Institut. Zwei Londoner Händler hätten bei den Manipulationen mit anderen Banken und Handelsfirmen zusammengewirkt. Insgesamt hätten 21 Mitarbeiter sich falsch verhalten. Die Verantwortlichen seien nicht mehr für die Bank tätig. Die Untersuchungen hätten aber ergeben, dass der Bank selbst kein bewusstes Fehlverhalten vorzuwerfen sei.
"Das ist ein trauriger Tag für RBS, aber auch ein wichtiger, um die Fehler der Vergangenheit richtigzustellen", sagte RBS-Chairman Philip Hampton. Es habe gewichtige Defizite im System und der Kontrolle gegeben. Die RBS werde rund 300 Mio. Pfund für die Zahlung der Strafen verwenden, die eigentlich als Boni für die Handelssparte vorgesehen gewesen seien.
Die RBS ist nach Barclays und der UBS das dritte Institut, das die Vorwürfe gegen hohe Geldbußen beilegt. Im sogenannten Libor-Skandal stehen Händler verschiedener Banken im Verdacht, Referenzzinssätze wie den Libor zu ihren Gunsten manipuliert zu haben, um Handelsgewinne einzustreichen. Barclays musste bereits knapp eine halbe Milliarde Dollar zahlen, die Schweizer UBS sogar mehr als 1,5 Mrd. Dollar.
Auch gegen die Deutsche Bank wird ermittelt. Unter anderem läuft eine Sonderprüfung der deutschen Finanzaufsicht BaFin. Am Mittwoch teilte das Institut mit, dass im Zusammenhang mit den internen Ermittlungen zu Zinsmanipulationen fünf weitere Händler suspendiert wurden. Diese arbeiteten im Geldmarktteam in Frankfurt und waren unter anderem für die Festlegung von Referenzzinsen wie Libor und Euribor zuständig. Die Deutsche Bank hatte in der Vergangenheit bereits zwei Händler im Zinsskandal entlassen.
Keine Steuergelder für die Strafen
Die US-Aufsichtsbehörde CFTC verhängte allein eine Strafe von 325 Mio. Dollar, weil die RBS nach ihren Erkenntnissen den Yen- und Franken-Libor mindestens von Mitte 2006 bis 2010 "hundertfach" mehr oder weniger erfolgreich durch ihre Meldungen gefälscht habe. Die Manipulationen in Büros rund um die Welt seien sogar weitergegangen, nachdem die Händler von der Aufnahme von CFTC-Ermittlungen erfahren hätten. Die britische Marktaufsicht FSA verhängte eine Strafe von 87,5 Mio. Pfund. Sie hat mindestens 219 unrichtige Libor-Meldungen ausgemacht. Die RBS habe die Meldungen von 2005 bis März 2012 unzureichend überwacht.
In E-Mails, die am Mittwoch ebenfalls veröffentlicht wurden, machten sich die beteiligten Händler lustig, wie leicht es sei, mit dem Libor reich zu werden. "Es ist einfach verblüffend, wie die Libor-Feststellung einem so viel Geld einbringen kann. Es ist jetzt ein Kartell hier in London", schrieb einer der RBS-Händler.
Der britische Finanzminister George Osborne hatte zuletzt schon betont, dass die Bank für die nötigen Zahlungen nicht auf Steuergelder zurückgreifen könne. Die Banken auf der Insel sind momentan in viele Skandale verwickelt und kämpfen damit, verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen. Seitdem der Staat in der Finanzkrise Milliarden in die RBS gepumpt hat, ist er zu 82 Prozent beteiligt. Die Rettung hat sich - anders als etwa in den USA - bislang als Verlustgeschäft für die Regierung erwiesen. Die Libor-Affäre und andere Skandale in der Branche haben mehrere Länder dazu veranlasst, Gesetze auf den Weg zu bringen, um riskante Geschäftsbereiche vom normalen Kundengeschäft zu trennen.
Quelle: ntv.de, sla/rts