Wirtschaft

Atomwende macht zu schaffen RWE-Gewinn schrumpft

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(Foto: dpa)

Der Beschluss zum Ausstieg aus der Atomenergie bereitet RWE Probleme. Der Energieversorger macht im vergangenen Jahr 17,5 Prozent weniger Gewinn, die Dividende schmilzt deutlich. Der neue Konzernchef Terium sieht die Talsohle jedoch bereits hinter dem Unternehmen und verspricht Wachstum.

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Neuer Mut vom neuen Chef: Peter Terium will den Energiekonzern RWE aus der Schockstarre nach dem Atomausstieg lösen und verspricht Beschäftigten und Aktionären neues Wachstum. "Vieles spricht dafür, dass wir die Talsohle zügig durchschreiten werden und wieder Fahrt aufnehmen", sagte der Niederländer auf der Bilanzpressekonferenz in Essen.

Der Konzern profitiere davon, dass er neue Kraftwerke ans Netz bringe. Terium will unter anderem das Ökostromgeschäft ausbauen, vor allem Windkraftanlagen. "Zwischen 2012 und 2014 werden wir rund vier Mrd. Euro in die Erneuerbaren investieren", kündigte der 48-Jährige an. RWE setze nicht nur auf Großkraftwerke, sondern auch auf kleinere dezentrale Anlagen. Der Konzern will bis 2020 den Anteil erneuerbarer Energien an seiner Erzeugungskapazität auf mindestens 20 Prozent von derzeit rund 7,5 Prozent steigern. Bisher erzeugt RWE einen Großteil des Stroms mit Atom- und Kohlekraftwerken.

Dank einer Kapitalerhöhung, der Entlastung durch den Preisverfall bei Verschmutzungsrechten für seine Kohlekraftwerke und den von Terium angekündigten zusätzlichen Einsparungen von einer Milliarde Euro 2013/14 sieht sich RWE zudem besser aufgestellt. Der Manager will daher weniger Beteiligungen verkaufen als zuletzt von Vorstandschef Jürgen Großmann - der 60-Jährige macht im Juli Platz für seinen Nachfolger - angekündigt. Der Betriebsgewinn und das für die Dividende entscheidende nachhaltige Nettoergebnis sollen 2012 und 2013 stabil bleiben. Für 2011 will RWE eine Dividende von zwei Euro je Aktie zahlen - in den beiden Jahren zuvor waren es noch jeweils 3,50 Euro je Anteilsschein.

Terium: Auch Abbau von weiteren Stellen

Terium will den Konzern straffer führen. Aus Konzernkreisen war verlautet, dass RWE rund 8000 der 72.000 Arbeitsplätze in den kommenden Jahren abbauen will - auch durch Verkäufe von Beteiligungen. Terium nannte keine Zahl für den Jobabbau. Bei den geplanten Einsparungen gehe es vor allem darum, den Konzern effizienter aufzustellen und die Kosten zu reduzieren. "An dritter Stelle kann es durchaus Arbeitsplätze treffen." Dies sei nicht auszuschließen, sondern sogar zu erwarten.

Der beschleunigte Atomausstieg traf RWE 2011 hart. Großmann bezifferte die Belastungen durch die Abschaltung des AKW Biblis - einer der wichtigsten Gewinnbringer des Konzerns - und die neue Brennelementesteuer auf 1,3 Mrd. Euro. Das betriebliche Ergebnis fiel um rund 24 Prozent auf 5,8 Mrd. Euro, das nachhaltige Nettoergebnis schrumpfte sogar um rund 34 Prozent auf 2,479 Mrd. Euro. Neben der Atomwende machen RWE auch die teuren Langfristverträge mit Lieferanten wie dem russischen Gazprom -Konzern zu schaffen. Zwar verhandele der Versorger mit Lieferanten wie Gazprom über günstigere Verträge. "Allerdings ist dies ein langwieriger Prozess, der Geduld erfordert", sagte Großmann. Nähere Angaben mache er nicht. "Wir werden einen Teufel tun und ihnen etwas darüber verraten."

Neuer Chef will weniger Tafelsilber verkaufen

Der künftige Chef Terium kündigte an, 2013 und 2014 zusätzlich eine Milliarde Euro einzusparen. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) könne 2013 bei rund neun Mrd. Euro liegen nach 8,5 Mrd. 2011. Bei Anlegern kam dies gut an. Die Prognose für 2013 sei ein positives Zeichen, hieß es in einem Marktkommentar der WestLB. Die Aktie legte zeitweise um mehr als vier Prozent zu, während alle anderen Dax-Titel im Minus notierten.

"Wir wollen gezielt Assets verkaufen, die jetzt noch keinen Ergebnisbeitrag bringen, allerdings Investitionen bedürfen", erläuterte Terium. Hierzu gehörten etwa Öl- und Gasfelder der Tochterfirma Dea. RWE habe ursprünglich einen Verkauf der gesamten Dea erwogen. "Damit hätten wir aber auch ein Stück des Ergebnisses abgegeben." Ein Komplettverkauf der Hamburger komme nicht mehr in Frage. Bis Ende 2013 sollen sich die Beteiligungsverkäufe nur noch auf ein Volumen von maximal sieben Mrd. Euro belaufen nach bislang geplanten bis zu elf Mrd. Euro, kündigte der Manager an.

Anderthalb Mrd. Euro hat RWE bereits durch den Verkauf des Höchstspannungsnetzes in Deutschland und die Ferngasnetztochter eingenommen. Abstoßen will der nach E.ON
zweitgrößte deutsche Energiekonzern unter anderem den tschechischen Ferngasnetzbetreiber NET4GAS, seine Minderheitsbeteiligung an den Berliner Wasserbetrieben, Kraftwerkskapazitäten sowie Teile des Vertriebs- und Netzgeschäftes. Europa mit den Kernmärkten Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden bleibe im Mittelpunkt, betonte Terium. RWE ziehe es weder nach China noch nach Südamerika.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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