Wirtschaft

Atomausstieg zu teuer RWE braucht mehr Geld

RWE-Atomkraftwerk Biblis ist abgeschaltet.

RWE-Atomkraftwerk Biblis ist abgeschaltet.

(Foto: picture alliance / dpa)

RWE erzielt Milliardengewinne, der Schuldenberg des zweitgrößten deutschen Versorgers bleibt aber enorm. Der Atomausstieg verhagelt zusätzlich die Laune. RWE braucht frisches Kapital und spielt nun diverse Möglichkeiten durch. Als wahrscheinlichste Variante gilt eine Kapitalerhöhung.

Der nach der Atomwende unter Druck stehende Energiekonzern RWE erwägt zur Absicherung seines Kreditratings eine Kapitalerhöhung. Die bisherigen Konsolidierungspläne reichten vermutlich nicht aus, um die Ratingagenturen von der finanziellen Stärke des Konzerns zu überzeugen, sagte Konzernchef Jürgen Großmann auf einer Sitzung des Konzernbeirats. Über die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung werde er mit dem Aufsichtsrat beraten und Mitte August die Öffentlichkeit informieren.

Die Aktie gab daraufhin nach Bekanntwerden der Großmann-Zitate deutlich nach und war mit mehr als 3 Prozent der größte Verlierer im Dax.

Prognosesenkung steht bevor

RWE drücken Schulden von 27,5 Mrd. Euro. Der Konzern hatte bereits vor dem geplanten Atomausstieg die Anleger auf sinkende Gewinne vorbereitet, der Prozess dürfte sich nun noch beschleunigen. Mit den Atomkraftwerken Biblis A und B hat RWE zwei seiner fünf Meiler stilllegen müssen, die bislang zu den wichtigsten Gewinnbringern gehörten.

Analysten rechnen damit, dass RWE bei der Vorlage der Halbjahreszahlen am 11. August seine Prognose senkt. Wenige Tage davor ist eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung geplant. Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte kürzlich das Rating des Konzerns heruntergestuft. Damit verteuern sich die Refinanzierungskosten.

Auch Partner möglich

Es werde öffentlich über eine mögliche Kapitalerhöhung, weiterreichende Verkäufe von Firmenteilen und die Suche nach einem starken Partner spekuliert, hatte Großmann nach Firmenangaben vor dem RWE-Beirat gesagt, dem über 100 Landräte und Bürgermeister angehören. Er könne dazu derzeit keine detaillierte Auskunft geben. Kreisen zufolge hatte RWE vor wenigen Monaten mit dem spanischen Energiekonzern Iberdrola über eine Fusion gesprochen, jedoch schließlich einen Rückzieher gemacht.

Die ehemals fast als unangreifbar geltenden deutschen Energieriesen wie RWE und Eon könnten wegen der eingebrochenen Aktienkurse ins Visier feindlicher Angreifer geraten. Er sehe die Gefahr eine schnellen feindlichen Übernahme aber derzeit nicht, sagte Großmann dem Beirat.

Bis zu 5 Mrd. Euro

In den vergangenen Wochen hatten Analysten darüber spekuliert, ob der Konzern neue Aktien ausgeben könnte, um seine Bilanz zu verbessern. "Wir würden eine Kapitalerhöhung insgesamt nicht ausschließen, erwarten diese aber nicht kurzfristig", hieß es in einem Marktkommentar. Als mögliches Volumen nannten Experten eine Summe um 3 Mrd. bis 5 Mrd. Euro. Mit der Atomwende der Bundesregierung wäre eine Kapitalerhöhung keine Überraschung mehr, urteilte ein Händler.

Die Höhe einer möglichen Kapitalerhöhung dürfte davon abhängen, wie schnell Großmann mit den geplanten Verkauf von Firmenbeteiligungen vorankommt. Der Manager hat angekündigt, binnen drei Jahren Unternehmensteile im Wert von bis zu 8 Mrd. Euro abzustoßen.

Kapitalerhöhung schwer zu stemmen

Es wird damit gerechnet, dass der Konzern in Kürze den Verkauf von rund 75 Prozent seiner Anteile an der Stromnetztochter Amprion unter Dach und Fach bringt. Den Anteil von 24,9 Prozent an dem Berliner Wasserbetrieben hat RWE ebenfalls zur Disposition gestellt. Kreisen zufolge spielt der Großmann auch einen Verkauf der britischen Tochter Npower durch.

Für die vielfach klammen Kommunen, die rund 25 Prozent an dem zweitgrößten deutschen Versorger halten, dürfte es schwer sein, bei einer Kapitalerhöhung mitzuziehen. Ruhrgebietsstädte wie Dortmund, Essen, Gelsenkirchen, Duisburg und Mülheim sind hoch verschuldet. Ziehen sie nicht mit, würden sie an Einfluss auf den Konzern verlieren. Vom Verband der kommunalen RWE-Aktionäre, die allein 16 Prozent der Anteile verwalten, war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Quelle: ntv.de, rts

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