Wirtschaft

Polizei beschlagnahmt Beweismittel Razzia bei BER-Architekt Gerkan

Wer ist Schuld an dem milliardenschweren Desaster? Ein Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses versucht seit einem Jahr Licht ins Dunkle zu bringen.

Wer ist Schuld an dem milliardenschweren Desaster? Ein Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses versucht seit einem Jahr Licht ins Dunkle zu bringen.

(Foto: REUTERS)

In die Aufarbeitung des Baudesasters am Hauptstadtflughafen kommt neuer Schwung. Der Untersuchungsausschuss lässt Dokumente des Architekten Gerkan durch die Polizei sicherstellen. Sie sollen brisante Informationen zum zweiten Eröffnungstermin enthalten.

Welche Informationen hat Architekt Gerkan zurückgehalten?

Welche Informationen hat Architekt Gerkan zurückgehalten?

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Desaster um den Bau des Flughafens Berlin Brandenburg BER hat jetzt erstmals auch die Polizei eingegriffen. Auf Aufforderung des BER-Untersuchungsausschusses des Berliner Abgeordnetenhauses durchsuchte sie Büros des BER-Architekten Meinhard von Gerkan in Berlin und Hamburg. Der Ausschuss erwirkte einen entsprechenden Beschluss, um die Herausgabe bestimmter Dokumente zu erzwingen, wie der Ausschussvorsitzende Martin Delius mehreren Berliner Zeitungen erläuterte.

"Es ging um ein Gutachten, das sich mit der ersten Verschiebung des Eröffnungstermins für den Flughafen befasst", sagte Delius von der Piratenpartei dem "Tagesspiegel". Demnach bestand schon im Jahr 2010 der Verdacht, dass der später abgesagte Eröffnungstermin im Jahr 2012 kaum zu halten sein werde. Zu einer Durchsuchung im engeren Sinn kam es dem Bericht zufolge aber nicht. "Die Unterlagen sind von uns indessen freiwillig zur Verfügung gestellt worden", zitierte das Blatt Mitarbeiter von Gerkans.

Unterlagen mehrfach geschwärzt

Nach einem Bericht der Zeitung "B.Z." durchsuchte die Polizei auch die Privatwohnung von Gerkans in Hamburg. Sein Büro soll die vom Ausschuss angeforderten Unterlagen mehrfach nur massiv geschwärzt herausgegeben haben, so dass sie in den Augen des Gremiums wertlos waren. Das Architekturbüro habe den Untersuchungsausschuss bei Anfragen nach Dokumenten "mehrfach über  deren Zustand und Verbleib getäuscht", sagte Delius der "Berliner Morgenpost".

Architekt Gerkan hatte im August in einem kleinen Buch mit dem Titel "Blackbox BER" schwere Anschuldigungen gegen die Leitung des Flughafenprojektes erhoben. Er warf den Verantwortlichen darin Großmannssucht und ein chaotisches Management vor. Dazu, welchen Anteil das Architekturbüro möglicherweise zu dem Desaster beigetragen hat, gibt es in dem Buch keine Überlegungen.

Die Berliner Flughafengesellschaft hatte die Architekten von Gerkans Büro im Mai vergangenen Jahres entlassen und kurz darauf wegen angeblich massiver Fehlplanung verklagt. Im März dieses Jahres gab es Anzeichen, dass die milliardenteure Posse um den Flughafen noch einmal eine weitere kuriose Wendung nehmen könnte. Angeblich soll Flughafenchef Hartmut Mehdorn Gerkan zweimal zu geheimen Gesprächen einbestellt haben. Dabei soll es angeblich darum gegangen sein, Gerkan wieder ins Team zurückzuholen.

Die lange Suche nach Schuldigen

Ein Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses versucht seit einem Jahr, die Schuldigen am Desaster des BER-Flughafens auszumachen. Die Eröffnung des Hauptstadtflughafens war wegen diverser  Baumängel, insbesondere beim Brandschutz, bereits mehrfach verschoben worden. Ein Termin für die Inbetriebnahme ist immer noch nicht bekannt. Im Moment sorgt das Flughafenprojekt mehr mit Personalien als mit Details zum Stand der Dinge für Schlagzeilen.

Ende der Woche schasste der Aufsichtsrat den Technikchef und einstigen Hoffnugsträger für das Projekt Horst Amann. Gleichzeitig ist eine Debatte um die Führungskompetenzen des Regierenden Bürgermeister von Berlins Klaus Wowereit, entbrannt. Er soll nach einer Auszeit Ambitionen hegen, den Chefsessel des Kontrollgremiums gänzlich zurückzubekommen. Im Moment hat der den Posten nur kommissarisch inne.

Quelle: ntv.de, ddi/AFP

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