Genentech war teuer Roche mit Gewinneinbruch
03.02.2010, 12:12 UhrDie milliardenschwere Komplettübernahme der US-Biotechnologietochter Genentech wiegt schwer auf der Bilanz des Schweizer Roche-Konzerns. Auch die aufgrund der Angst vor Schweinegrippe große Nachfrage nach dem Grippemittel Tamiflu kann den Gewinneinbruch nicht verhindern.
Der Nettogewinn sank 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 22 Prozent auf 8,5 Mrd. Franken (rund 5,8 Mrd. Euro). Dabei schlug die Schließung von Standorten in den USA und andere Aufwendungen im Zusammenhang mit der Integration von Genentech mit 2,4 Mrd. Franken zu Buche.
Blockbuster Tamiflu
Der Umsatz kletterte dagegen in lokalen Währungen gerechnet um zehn Prozent auf 49,1 Mrd. Franken. Den größten Beitrag zum Wachstum lieferte Tamiflu, dessen Umsatz sich auf 3,2 Mrd. Franken verfünffachte. Regierungen, aber auch besorgte Privathaushalte kauften das Medikament aus Angst vor einer Schweinegrippe-Epidemie.
Das wichtigste Geschäftsfeld sind aber weiterhin die Krebsmedikamente, wo die Schweizer Weltmarktführer sind. Mit Mitteln wie Avastin gegen Darm-, Brust-, Lungen- und Nierenkrebs oder Rituxan gegen Leukämie setzte Roche erneut mehr um als im Vorjahr. Analysten waren aber von noch höheren Umsätzen ausgegangen. An der Schweizer Börse fielen die Roche-Titel daher zeitweise um 1,7 Prozent auf 177,50 Franken, während der europäische Branchenindex nur 0,7 Prozent nachgab.
In der Pharmasparte, die 80 Prozent des Konzernumsatzes liefert, wuchs Roche rund doppelt so schnell wie der Markt. Die beiden Basler Pharmariesen Roche und Novartis haben früh damit begonnen, neue Produkte zu entwickeln, um das Auslaufen wichtiger Patente auszugleichen. Konkurrenten wie AstraZeneca setzen dagegen eher auf Kostensenkungen über den Abbau tausender Stellen.
Gewinnprognose bestätigt
Bei Roche befinden sich den Angaben zufolge gegenwärtig 111 Projekte in der klinischen Erprobung, zehn davon in einem späten Stadium. Michael Nawrath, Analyst der Zürcher Kantonalbank, rechnet mit verschiedenen Neuzulassungen im laufenden Jahr. Der neu einsetzende Wachstumszyklus dürfte sich 2010 aber noch nicht in den Geschäftszahlen niederschlagen, erklärte der Analyst. Das sei wohl auch der Grund für die konservative Prognose des Konzerns für 2010.
Roche rechnet im laufenden Jahr mit einem Wachstum in Lokalwährungen im mittleren einstelligen Bereich. Nicht eingeschlossen sind die Tamiflu-Verkäufe, die Konzernangaben zufolge auf 1,2 Mrd. Franken zurückgehen dürften. Der bereinigte Gewinn je Genussschein und Inhaberaktie soll zweistellig steigen, bekräftigte Roche frühere Prognosen. Weiter zulegen soll auch die Dividende, die für 2009 um einen auf sechs Franken erhöht wird. 2015 will Roche, der für Genentech rund 53 Mrd. Franken auf den Tisch legte, wieder schuldenfrei sein.
Quelle: ntv.de, rts