Anleihekäufe keine "Dauerlösung" Rösler steht hinter Weidmann
03.09.2012, 04:48 Uhr
Weidmann (r.) auf einsamem Posten: Außer ihm hat sich kein führender Geldpolitiker in Europa gegen die Pläne von EZB-Chef Draghi gestellt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Bundesbankpräsident Weidmann erhält für seinen Widerstand gegen neue Staatsanleihenkäufe durch die EZB Unterstützung aus der Bundesregierung. "Anleihekäufe können keine dauerhafte Lösung bleiben", sagt Wirtschaftsminister Rösler. Es sei richtig, "immer wieder darauf hinzuweisen".
Im Streit um Staatsanleihenkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) hinter Bundesbankpräsident Jens Weidmann gestellt.
"Anleihenkäufe können keine dauerhafte Lösung bleiben, weil sie die Inflationsgefahr befördern", sagte Rösler der "Rheinischen Post". EZB-Präsident Mario Draghi habe "selber darauf hingewiesen, dass nur mit strukturellen Reformen in den einzelnen Ländern die Wettbewerbsfähigkeit und die Stabilität unserer Währung gesichert werden kann, und nicht durch Anleihenkäufe. Das muss der Kurs sein", sagte Rösler. Es sei "genau richtig" von Weidmann, "immer wieder darauf hinzuweisen".
Weidmann ist gegen Pläne der EZB für ein neues Programm zum Kauf von Staatsanleihen kriselnder Euro-Länder. Der Bundesbankchef lehnt - wie auch einige deutsche Politiker - Programme dieser Art ab, weil sie seiner Ansicht nach die Unabhängigkeit der EZB gefährden sowie den Sparwillen von überschuldeten Staaten mindern und Inflation befeuern könnten.
Die EZB trifft sich am Donnerstag zu ihrer turnusmäßigen Zinssitzung. Es wird erwartet, dass sie sich dann zu Anleihekäufen äußern wird. Bundesbankchef Jens Weidmann, der auch im EZB-Rat sitzt, hat sich klar gegen einen solchen Kurs ausgesprochen. Die "Bild"-Zeitung hatte am Freitag berichtet, Weidmann habe wegen des sich abzeichnenden Anleihekaufprogramms der EZB zugunsten klammer Euro-Länder in den vergangenen Wochen sogar erwogen.
Weidmann ist vor der Entscheidung über die Wiederaufnahme der ruhenden Anleihenkäufe isoliert. Außer ihm hat sich kein führender Geldpolitiker in Europa gegen die Pläne Draghis gestellt. Kanzlerin Angela Merkel und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) sollen Weidmann laut "Rheinischer Post" persönlich von einem möglichen Rücktritt abgebracht und ihn ermutigt, seine Position weiter zu vertreten.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa