Griechenland-Problem verschärft sich Rufe nach Umschuldung
06.04.2011, 07:26 UhrDass Griechenland im kommenden Jahr an den Anleihemarkt zurückkehren kann, wird immer mehr bezweifelt. Einem Zeitungsbericht zufolge sind immer mehr Euro-Staaten der Meinung, dass eine Umschuldung vonnöten sei.
In den Euro-Ländern bahnt sich eine drastische Kehrtwende im Umgang mit Griechenlands Staatsschulden an. Nach Angaben der "Financial Times Deutschland" unter Berufung auf mehrere Regierungen wird eine Umstrukturierung der Schulden nicht länger ausgeschlossen. Grund seien wachsende Zweifel daran, dass Griechenland wie bislang erhofft im Laufe des Jahres 2012 an den Anleihemarkt zurückkehre und sich so teils selbst finanzieren könne.
Der griechische Staat wäre damit auf höhere Kredite der Euro-Gruppe angewiesen. "Eine Verlängerung und Aufstockung des Hilfspakets wäre politisch nicht vermittelbar. Dann müssen Konsequenzen gezogen werden", hieß es im Finanzministerium eines großen Euro-Landes. "Wir müssen dafür einen Plan in der Tasche haben", sagte der Berater eines EU-Regierungschefs.
Eine Umschuldung der Griechen würde auch die anderen Euro-Krisenstaaten treffen: An den Finanzmärkten würde sofort spekuliert, ob auch Irland und Portugal umschulden müssen; die Risikoaufschläge auf deren Anleihen dürften steigen. "Die Probleme der drei Länder hängen eng zusammen. Es geht darum, den gordischen Knoten zu durchschlagen", hieß es in der Euro-Gruppe.
Zu hohe Zinsen
Griechenland erhält seit Mai 2010 Kredite anderer Euro-Staaten sowie des Internationalen Währungsfonds (IWF). Von den verfügbaren 110 Milliarden Euro ist knapp die Hälfte ausgezahlt; das Programm läuft bis 2013. Vom ersten Quartal 2012 an soll das Land nach geltender Planung seinen Finanzbedarf aber zur Hälfte auch wieder mit Anleihen decken.
Damit sich dies rechnet, müssten die Zinsen auf griechische Staatspapiere allerdings deutlich sinken: Die Rendite zehnjähriger Bonds lag am Dienstagabend mit knapp 12,7 Prozent sogar höher als im Monat der Griechenland-Rettung - und damit mehr als doppelt so hoch wie der Zins, den die Regierung in Athen für ihre Notkredite zahlt. Die Last einer Umschuldung - ob in Form längerer Laufzeiten der Anleihen, ihrer Abwertung oder der Aussetzung von Zinszahlungen - trügen hauptsächlich Privatinvestoren wie Banken und Versicherungen.
Bislang haben EU und IWF Forderungen nach einer Umschuldung Griechenlands eine klare Absage erteilt. "Wir unterstützen die griechische Regierung in ihrer Position, keine Umschuldung zu wollen", sagte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn noch zu Wochenbeginn.
Quelle: ntv.de, wne/FTD/rts