Wirtschaft

EU darf wieder Gemüse liefern Russland hebt Boykott auf

(Foto: picture alliance / dpa)

Russland hebt sein Importverbot für Gemüse aus der EU auf. Allerdings schränken die Behörden die Einfuhr von Milch und Fleisch aus Deutschland ein. Die Bundesregierung geht derweil davon aus, dass "der Scheitelpunkt der Erkrankungszahlen überschritten ist".

Europas Bauern können wohl schon bald wieder ihr Gemüse nach Russland exportieren. Die EU und Russland haben in Moskau über die Wiedereinfuhr ein Abkommen zur Aufhebung des Importstopps unterzeichnet. Wegen der EHEC-Krise hatte das größte Land der Erde Anfang Juni ein Einfuhrverbot für Gemüse aus der gesamten Europäischen Union verhängt.

"Nach dem heutigen Abkommen erwarte ich eine rasche Wiederaufnahme der EU-Exporte nach Russland", sagte EU-Gesundheitskommissar John Dalli, der bereits am Dienstag mit einer Delegation nach Moskau gereist war, um den Streit beizulegen. "Beide Seiten haben den guten Willen gezeigt, so dass diese Angelegenheit nun hinter uns liegt."

"Scheitelpunkt überschritten"

Die Infektionswelle mit dem gefährlichen Darmkeim EHEC ebbt nach Angaben der Bundesregierung in Deutschland weiter ab. Man könne wohl sagen, "dass der Scheitelpunkt der Erkrankungszahlen überschritten ist", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Seit zehn Tagen würden deutlich weniger neue Erkrankungen an EHEC und der schweren Ausprägung HUS gemeldet, wie das Gesundheits- und Verbraucherministerium in der Kabinettssitzung berichtet hätten. Die Lage sei aber weiter sehr genau zu beobachten.

Die Zusammenarbeit der Ressorts und der zuständigen Stellen in der Bundesrepublik habe gut funktioniert, sagte Seibert. Das zeige sich auch daran, dass die Experten mit der Eingrenzung auf Sprossen die wahrscheinliche Ursache "sehr nahe benannt" hätten. Nach dem Ende der Krise sollten Strukturen, Meldewege und die Kommunikation aber noch einmal analysiert und wo nötig verbessert werden, bekräftigte auch eine Sprecherin des Bundesverbraucherministeriums.

Gemüse muss zertifiziert werden

Russland hatte sich in dem Streit um infiziertes Gemüse durchgesetzt: Alle Gemüselieferungen müssen vorübergehend Zertifikate mit sich führen, die bescheinigen, dass die importierte Ware nicht den gefährlichen EHEC-Typ trägt. Außerdem muss auch die Herkunft der Produkte darauf stehen. Zehn Tage nach der letzten EHEC-Erkrankung solle diese Vorschrift automatisch wegfallen, hieß es.

Die russischen Behörden hatten das Embargo wegen der Epidemie des Darmkeims EHEC am 2. Juni verhängt, was in Brüssel heftigen Protest hervorgerufen hatte. Die EU exportiert jedes Jahr 1,1 Millionen Tonnen Gemüse im Wert von 600 Millionen Euro nach Russland.

Zwischenzeitlich hatten allerdings auch die Behörden in Deutschland wegen der zahlreichen Erkrankungen durch den lebensgefährlichen Keim den Verbrauchern empfohlen, Gurken, Tomaten und Blattsalate nicht roh zu essen.

Beschränkungen für deutsche Firmen

Allerdings schränkt Russland nach der Aufhebung des Importstopps für Gemüse aus der Europäischen Union nun die Einfuhr von Milch und Fleisch aus Deutschland ein. Die Produkte von zehn Milchbetrieben und von drei Fleischerzeugern dürfen vom kommenden Montag an nicht mehr ins Land gelangen. Auch ein Geflügelbetrieb sei betroffen, teilte die staatliche Veterinäraufsicht mit. Russland bereitet ein Importverbot für Produkte von insgesamt knapp 300 deutschen Unternehmen vor.

Die Entscheidung sei nach Inspektionen in Deutschland getroffen worden, sagte Veterinäraufsichtschef Sergej Dankwert. Dabei seien verschiedene Ecoli-Bakterien auf unterschiedlichen Produkten entdeckt worden. "Wir haben immer darauf hingewiesen. Nun hoffe ich, dass die deutschen Behörden die Gefahr wahrnehmen." Anfang dieses Jahres hatte Russland wegen des Dioxin-Skandals tagelang die Einfuhr von Schweinefleisch und Geflügel aus Deutschland verboten.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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